München
07.07.2023 - 14:31 Uhr

Bund Naturschutz: Gutachter fordern raschen Bahnausbau – auch in der Oberpfalz

Mit einem Fachgutachten mischt sich der Bund Naturschutz in den Bahnausbau in Bayern ein. Er fordert das Vorziehen kleiner regionaler Projekte mit rascher Wirkung. Auch die Oberpfalz könnte davon profitieren.

Bahngleise sind durch eine Baustellenabsperrung am Hauptbahnhof Nürnberg getrennt. Die Franken-Sachsen-Magistrale von Nürnberg nach Dresden soll im bayerischen Abschnitt nicht elektrifiziert werden. Bild: Daniel Vogl/dpa
Bahngleise sind durch eine Baustellenabsperrung am Hauptbahnhof Nürnberg getrennt. Die Franken-Sachsen-Magistrale von Nürnberg nach Dresden soll im bayerischen Abschnitt nicht elektrifiziert werden.

Der Bund Naturschutz (BN) fordert eine neue Prioritätensetzung beim Ausbau von Bahnstrecken in Bayern. "Es hat keinen Sinn, hauptsächlich auf teure Neubauprojekte zu setzen, während schnell erreichbare Verbesserungen auf der Strecke bleiben", erklärte der BN-Vorsitzende Richard Mergner auf einer virtuellen Pressekonferenz. Es gehe nicht darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen, sondern um zuverlässige und planbare Verbindungen. Zur Umsetzung hat der BN beim Planungsbüro Vieregg-Rössler ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses sieht unter anderem den punktuellen Ausbau und die rasche Elektrifizierung der Strecke Hof-Regensburg sowie einen teilweisen Neubau der Strecke Schwandorf-Furth im Wald vor.

Für die Elektrifizierung der Strecke Hof-Regensburg schlagen die Planer einen acht Kilometer langen Neubau entlang der A93 zwischen Maxhütte-Haidhof und Regensburg vor, um die Fahrzeit so zu verkürzen, dass sie in den geplanten Deutschlandtakt integrierbar ist. Bei der Weiterführung südlich von Regensburg Richtung München würden durch einen viergleisigen kreuzungsfreien Ausbau bei Obertraubling sowie kleinere Ausbau- und Neubauabschnitte vor Landshut weitere Fahrzeitverkürzungen und Taktverdichtungen möglich.

Neue Gleise zwischen Schwandorf und Furth?

Um die Fahrzeiten zwischen München und Prag deutlich zu verkürzen, geht auch die Studie von Vieregg-Rössler davon aus, dass im Abschnitt zwischen Schwandorf und Furth im Wald auf mindestens 21 Kilometer Länge neue Gleise verlegt werden müssten, der Großteil davon östlich von Cham entlang der Bundesstraße 20. Damit wären Geschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern möglich. Um die Strecke – wie auf tschechischer Seite geplant – auch mit 200 Stundenkilometern nutzen zu können, wären nach den Berechnungen von Vieregg-Rössler zwei weitere Kilometer Neubaustrecke nötig. Für die Elektrifizierung Franken-Sachsen-Magistrale zwischen Marktredwitz und Nürnberg hat Vieregg-Rössler zwei Umsetzungsvarianten entwickelt. Dort machen die Tunnels und Brücken im engen Pegnitztal Probleme. Hier schlagen die Gutachter entweder einen Paralleltunnel zum bestehenden oder eine auf vier Kilometer begrenzte eingleisige Streckenführung vor.

Großprojekte zum Schluss

Mergner forderte ein Umdenken beim Bahnausbau. Die begrenzten Planungskapazitäten der Bahn seien in teuren Großprojekten mit aus seiner Sicht zweifelhaftem Nutzen "gefangen". Stattdessen brauche eine Umorientierung zu realistischen Planungen in Zehn-Jahres-Schritten, in denen Maßnahmen bevorzugt würden, die bei geringem Ressourceneinsatz größtmöglichen Ertrag für die Bahnkunden und eine klimafreundliche Verkehrswende versprächen. Um die Effekte pro Bahn zu verstärken, sei eine Moratorium für den Straßenaus- und Neubau erforderlich. Nur so könnten die gewünschten Verkehrsverlagerungen auf die Schiene auch erreicht werden, betonte Mergner.

Für die Studie überprüfte Vieregg-Rössler die bayerischen Schienenprojekte im Bundesverkehrswegeplan und in der Deutschlandtakt-Infrastrukturliste. Am wichtigsten wären demnach punktuelle Maßnahmen zur Engpassbeseitigung. Dazu gehören vor allem Verbesserungen der Signaltechnik, aber auch Brücken, Abbiege-, Überhol- und Wendegleise sowie Anpassungen von Bahnhöfen. In einem zweiten Schritt sollten zusätzliche Gleise an Bestandsstrecken und Elektrifizierungen folgen. Erst am Ende stünden Großprojekte, für die Vieregg-Rössler noch erheblich Optimierungspotenziale sieht.

 
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