Nach Angaben mehrerer Experten bei einer Fachanhörung im Innenausschuss des Landtags können viele freie Stellen bei der bayerischen Kriminalpolizei mangels Bewerbungen nicht besetzt werden. Als Gründe wurden eine in der Summe schlechtere Bezahlung der Kripo-Beamten und geringere Aufstiegsmöglichkeiten im Vergleich zur Schutzpolizei genannt. Auch die Rekrutierung von externen Spezialisten im IT-Bereich und zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität fällt wegen der Konkurrenz zu den Gehältern in Unternehmen immer schwerer. Einhellige Forderung der Experten an die Politik war daher, den Kripo-Dienst attraktiver zu machen.
Sonderzulagen für harte Aufgaben
Robert Krieger, Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, forderte Sonderzulagen für besonders belastende Dienste wie die Sichtung kinderpornographischen Materials, flexiblere Arbeitszeiten und einen Ausbau des Homeoffice. Zudem lasse sich der Tagesdienst bei der Kripo eine schlechtere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf zu als der Schichtdienst bei der Schutzpolizei. Dies sei für viele junge Interessenten am Polizeidienst ausschlaggebend. Krieger sprach sich für einen direkten Weg des Nachwuchses zur Kripo aus. "Viele Bewerber wollen nicht den langen Umweg über die Schutzpolizei gehen, bevor sie zur Kripo dürfen", sagte er.
Mit dieser Forderung stand Krieger allerdings allein. So sah der Personalchef der bayerischen Polizei im Innenministerium, Christoph Klatt, in der generalistischen Ausbildung den richtigen Weg. Bis auf wenige Ausnahmen sei es nicht sinnvoll, von Beginn an auf eine bestimmte Verwendung hin auszubilden. "Zumindest die ersten beiden Jahre soll jeder Vollzugsbeamte polizeiliche Basisluft bei der Schutzpolizei geschnuppert haben", erklärte Klatt. Der mittelfränkische Kriminaldirektor Holger Stein betonte, Polizist zu sein, sei ein "Erfahrungsberuf". Deshalb sei trotz zunehmender Spezialisierung in der Polizeiarbeit das Kennenlernen der Grundlagen bei der uniformierten Schutzpolizei auch für Kripo-Beamte wichtig. Ausnahmen könnten in Spezialbereichen gemacht werden: "Es ist leichter, eine IT-Fachkraft zum Polizisten zu machen als umgekehrt."
Ohne Rechenzentrum "taub und blind"
Der Vizepräsident des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA), Guido Limmer, forderte eine "Personaloffensive" für die IT-Abteilung seiner Behörde. Er bezeichnete die Besetzung freier Stellen in diesem Bereich als "schwierig". "Ohne das LKA-Rechenzentrum läuft bei der bayerischen Polizei nichts", warnte er. Dies betreffe auch die gesamte polizeiliche Kommunikation. Ohne ein funktionierendes Rechenzentrum seien die Beamten vor Ort "taub und blind". Ergänzend mahnte Limmer eine effizientere Organisation der regionalen Kripo-Dienststellen an. Potenziale sah er in der Zentralisierung von Labor-Kapazitäten und von Ermittlungen in der virtuellen Welt.
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