Nach den Freien Wählern scheint sich auch in der CSU eine Mehrheit für die Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres für Männer und Frauen abzuzeichnen. Dieses soll entweder bei der Bundeswehr oder in sozialen und gemeinnützigen Einrichtungen abgeleistet werden können. "Ich kann mir die Einführung einer Art Bürgerpflichtjahr vorstellen", sagte der CSU-Abgeordnete Thomas Huber in einer von den Freien Wählern beantragten Aktuellen Stunde im Landtag. Über Einzelheiten sei der Meinungsbildungsprozess in der CSU aber noch nicht abgeschlossen. Es herrsche aber Einigkeit darüber, dass es einen "Impuls für mehr Gemeinschaftsgefühl und ein Signal für einen neuen Aufbruch in unserer Gesellschaft" brauche. "Wir müssen mehr Menschen für den Katastrophenschutz, die sozialen Berufe und die Bundeswehr begeistern", erklärte Huber.
Bernhard Pohl (Freie Wähler) hatte vorher betont, es bedürfe "wesentlich größerer Anstrengungen" für die Landesverteidigung und zur Aufrechterhaltung sozialer Dienstleistungen. Der Dienst müsse verpflichtend für alle sein ,da es nicht zu rechtfertigen sei, dass nur ein Teil der jungen Menschen "die Ärmel hochkrempelt", während sich andere zurücklehnten. Pohl bezog dabei auch Ausländer mit unbefristetem Bleiberecht in Deutschland ein. Wolfgang Fackler (CSU) plädierte für eine "faire und praktikable Wehrpflicht", die gerecht über die junge Generation verteilt sei. "Wir brauchen wieder den Staatsbürger in Uniform", sagte er.
Kritisch zur Idee eines Pflichtjahres äußerte sich Florian Siekmann (Grüne). Es sei zynisch, junge Menschen zu Diensten zu verpflichten, um politische Fehler bei der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr oder bei der Nachwuchsgewinnung in sozialen Berufen auszubügeln. "Wir dürfen die Lebenszeit junger Menschen nicht zur politischen Verfügungsmasse erklären, um damit politische Versäumnisse aus der Vergangenheit zuzuspachteln", mahnte Siekmann. Er forderte stattdessen eine Ausweitung der Freiwilligendienste auf alle Generationen. Zudem stellte Siekmann fest, dass die Bundeswehr derzeit bei einer Rückkehr zur Wehrpflicht überfordert wäre. Es fehle dafür unter anderem an den nötigen Ausbildungskapazitäten.
Markus Rinderspacher (SPD) stellte sich hinter den von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vorgelegten Plan zur stufenweisen Einführung eines neuen, auf Freiwilligkeit beruhenden Wehrdienstes. Auch die Sozialdienste müssten freiwillig bleiben. Eine einjährige Pflicht für alle würde den Fachkräftemangel verschärfen, außerdem brauche es in sozialen Berufen mehr ausgebildetes Personal und keine möglicherweise unmotivierten Pflichtdienstleistenden.
AfD-Fraktionsvize Martin Böhm forderte als Grundvoraussetzung für eine verbesserte Verteidigungsfähigkeit in Deutschland eine Erziehung zu mehr Heimatliebe. Die "Verweichlichungskultur" in den Jahren der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe dazu geführt, dass Männern die zur Verteidigung des Vaterlandes erforderliche Heimatliebe "aberzogen" worden sei. Konkret sprach sich Böhm für eine "schrittweise Reaktivierung" der Wehrpflicht, beständige Investitionen in die Bundeswehr und eine Stärkung des sozialen Engagements in der Gesellschaft aus.
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