München
02.05.2024 - 13:33 Uhr

Marodes Schienennetz von Bayern nach Tschechien: Druck auf Bund wächst

Auch 35 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sind die Schienenverbindungen zwischen Bayern, Sachsen und Tschechien nicht modernisiert, geschweige denn elektrifiziert. Die Verkehrsminister der drei Länder machen nun Druck auf den Bund.

Auch die Zugstrecke von Schwandorf nach Furth im Wald war Thema bei einem Treffen der Verkehrsministerien von Bayern, Sachsen und Tschechien. Symbolbild: Götz, Gerhard
Auch die Zugstrecke von Schwandorf nach Furth im Wald war Thema bei einem Treffen der Verkehrsministerien von Bayern, Sachsen und Tschechien.

Die Verkehrsministerien von Bayern, Sachsen und Tschechien drängen auf eine rasche Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale und den Ausbau grenzüberschreitender Schienenverbindungen auf deutscher Seite. "Es ist ein Armutszeugnis im zusammenwachsenden Europa, dass der Bund hier seit rund drei Jahren einfach nichts macht", klagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) nach einem Treffen mit seinem tschechischen Amtskollegen Martin Kupka und der sächsischen Verkehrsstaatssekretärin Ines Fröhlich (SPD) in Karlsbad. Auf tschechischer Seite sei die Anbindung an die Magistrale bereits fast bis zur Grenze elektrifiziert. Der Bund müsse nun endlich auf deutscher Seite nachziehen, forderte Bernreiter.

Modernisierung ab Schwandorf

Kupka erklärte, das große Potenzial der bayerisch-tschechischen Zusammenarbeit lasse sich nur mit einer hochwertigen Verkehrsinfrastruktur erschließen, die beide Länder miteinander verbinde. Aus tschechischer Sicht habe zwar die Schienenverbindung von Pilsen über Domažlice zur Staatsgrenze Priorität und man teile daher das bayerische Interesse an einer möglichst schnellen Modernisierung der Strecke von Schwandorf nach Furth im Wald, doch unterstütze man ausdrücklich auch die Elektrifizierung des Abschnitts Marktredwitz-Schirnding-Eger(Cheb) als Abzweig von der Franken-Sachsen-Magistrale.

Auf die Bedeutung der Magistrale für Sachsen und weitergehende Verkehre in Richtung Osteuropa verwies Ines Fröhlich. Die durchgehende Elektrifizierung Magistrale und ihre Fortsetzung über Dresden hinaus nach Görlitz sei eine "verkehrswirtschaftliche Notwendigkeit im Herzen Europas". Man appelliere an den Bund, "dass sich diese Erkenntnis endlich auch dort durchsetzt, denn die Verkehrs- und Mobilitätswende wird nur mit leistungsfähiger Schieneninfrastruktur gelingen", sagte Fröhlich.

Bund muss Handlungsfähigkeit beweisen

Bernreiter ergänzte, der Bund rede immer von seinen ehrgeizigen Elektrifizierungsplänen, führe diese aber nicht fort. Dabei lägen die 140 Kilometer zur Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale "vorgeplant und mit Rückhalt in der Region auf dem Silbertablett".

Aktuell gibt es zwischen Deutschland und Tschechien nur eine elektrifizierte Schienenverbindung. Allerdings sei schon jetzt abzusehen, dass diese Strecke über Bad Schandau in Sachsen in den 2030er Jahre an ihre Kapazitätsgrenzen komme und wegen der beginnenden Bauarbeiten für die Strecke Dresden–Prag nicht vollumfänglich zur Verfügung stehen werde, betonten die Verkehrspolitiker bei ihrem Treffen. Die Franken-Sachsen-Magistrale sei für die Zeit der Sanierung eine ideale Ausweichstrecke. Der Bund müsse jetzt endlich seine Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen, schloss Bernreiter.

 
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