München
13.11.2023 - 13:33 Uhr

Naturschützer fordern Aiwanger zum Schutz des Waldes auf

Der Hobby- und Trophäenjäger Hubert Aiwanger ist künftig für das Unternehmen Staatsforsten und das Jagdrecht in Bayern zuständig. Der Bund Naturschutz hält das für keine gute Idee. Er sieht den Grundsatz "Wald vor Wild" in Gefahr.

Richard Mergner, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. Bild: Daniel Vogl/dpa
Richard Mergner, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

Der Wechsel der Zuständigkeit für die Staatsforsten und das Jagdwesen vom Agrar- ins Wirtschaftsministerium bereitet dem Bund Naturschutz in Bayern (BN) nach eigenen Aussagen große Sorgen. "Wir befürchten, dass die Staatsforsten in Zukunft mehr denn je wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden und der Holzeinschlag weiter intensiviert wird", erklärte der BN-Vorsitzende Richard Mergner auf einer Pressekonferenz in München. Mit der Zuständigkeitsverlagerung drohe eine "radikale Zäsur in der bayerischen Wald- und Forstpolitik". Wegen seiner Gemeinwohlleistungen sei der Wald "mehr als eine Holzfabrik".

Mergner richtete einen "eindringlichen Appell" an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Er müsse im Staatswald weiterhin eine nachhaltige Bewirtschaftung gewährleisten und die Jagd am Erhalt stabiler Wälder ausrichten. Schon heute seien die Wildbestände laut amtlichem Vegetationsgutachten in gut der Hälfte der bayerischen Wälder zu hoch, es fehle an der erforderlichen Naturverjüngung. Die etwas bessere Lage im Staatsforst dürfe nicht gefährdet werden. "Wir werden genau beobachten, ob die Förster von Aiwanger Schützenhilfe erhalten oder im Regen stehen gelassen werden", sagte Mergner.

Nach Einschätzung des BN-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger befinden sich die Wälder wegen des Klimawandels und der zunehmenden Trockenheit in einer "existenziellen Krise, wie sie in der Forstgeschichte noch nie beschrieben worden ist". Die Intensität der Schäden sei höher als zu Zeiten des "Waldsterbens" in der 1980-er Jahren. Dabei stehe man erst am Anfang der Entwicklung. Vor diesem Hintergrund müsse die genetische Vielfalt in den Wäldern durch möglichst viel natürliche Verjüngung erhalten bleiben, betonte Weiger. Dazu brauche es "waldangepasste Wildbestände".

Hinter die Eignung Aiwangers für diese Aufgabe setzte Weiger ein Fragezeichen. Dieser habe ebenso wie die Freien Wähler die gesetzliche Vorgabe "Wald vor Wild" mehrfach relativiert. "Jagd ist kein Hobby, sondern Verpflichtung", sagte Weiger. Voraussetzung für das Überleben der Wälder sei nicht viel Geld für Neuanpflanzungen, sondern eine konsequente Jagd. "Wenn die Jagd nicht stimmt, sind teure Neuanpflanzungen nichts anderes als besseres Wildfutter", konstatierte Weiger. Er rief Aiwanger dazu auf, sich als "Waldschützer" zu verstehen, und forderte Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) auf, ihrer gesetzlichen Aufgabe zur Überwachung des Waldzustandes auch in den Staatsforsten weiter unvermindert nachzukommen.

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