Die Schieflage bei der Baywa beschäftigt auch einen Großteil der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken (VR). Gut 90 Prozent der 184 genossenschaftlichen Institute sind in unterschiedlicher Höhe über die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaft (BRB) indirekt an der BayWa beteiligt, die als größter Anteilseigner rund 30 Prozent der Aktien an dem angeschlagenen Agrar-, Energie- und Baustoffkonzern hält. Nach Einschätzung des Präsidenten des Genossenschaftsverbandes Bayern (GVB), Stefan Müller, besteht für die VR-Banken aber kein Grund zur Sorge.
"Sollte es bei der Baywa einen Wertberichtigungsbedarf geben, könnten das unsere VR-Banken gut verkraften", erklärte Müller vor der Presse in München. Das kürzlich erstellte Sanierungsgutachten für die Baywa werde nun von den betroffenen Banken und Gremien geprüft, um dann entsprechende Schlüsse daraus zu ziehen. Gleichzeitig hob Müller den Beitrag der VR-Banken an der Überbrückungsfinanzierung für die Baywa hervor. Ohne deren Engagement hätte es den "jetzt eingeschlagenen positiven Weg" für den Konzern nicht gegeben.
Trotz eines weiter schwierigen Marktumfeldes hätten sich die VR-Banken im ersten Halbjahr 2024 "gut behauptet", sagte Müller. "Wir stehen solide da." Wie GVB-Vorstand Alexander Leißl berichtete, hat das Kreditgeschäft vor allem durch ein Plus bei den Firmenkunden um 0,9 Prozent auf 141,7 Milliarden Euro zulegt. Auch die Kundeneinlagen seien gewachsen, und zwar um 2,1 Prozent auf gut 280 Milliarden Euro. Dabei habe sich der Trend zu länger verzinslichen Anlagen und zum Kauf von Wertpapieren fortgesetzt, schilderte Leißl. So seien 56.000 neue Aktiendepots eröffnet worden. Für das Gesamtjahr erwartete Müller ein Ergebnis leicht unter Vorjahr. 2023 lag es bei 2,1 Milliarden Euro.
Gelassen reagierte Müller auf den möglichen Einstieg der italienischen Großbank Unicredit bei der Commerzbank. Die Italiener, die bereits Eigentümer der HypoVereinsbank sind, wollen dadurch ihre Marktposition in Deutschland ausbauen. Die VR-Banken nähmen den Wettbewerb gerne an, sie würden ihr Profil als Finanzierer des Mittelstands weiter stärken. "Wir haben eine gute Ausgangsposition, und mein Gefühl sagt mir, dass wir uns als regional verankerte Bankengruppe keine Sorgen machen müssen", erklärte Müller.
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