Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) ist im Bildungsausschuss des Landtags auf breite Unterstützung für ihre Pläne zur Verbesserung der Lese- und Rechenkompetenzen bayerischer Grundschüler gestoßen. Wie bereits im Interview mit dieser Zeitung angekündigt will Stolz an den Grundschulen in allen Jahrgangsstufen pro Woche eine zusätzliche Stunde Deutsch und in der ersten und vierten Klasse eine Stunde Mathematik mehr unterrichten lassen. Gabriele Triebel (Grüne) erklärte dazu, es sei erfreulich, dass die Staatsregierung endlich auf die seit Jahren durch viele Studien aufgedeckten Mängel im Schulsystem reagiere.
Stolz bestätigte im Landtag, dass trotz der Änderungen die Gesamtstundenzahl in der Grundschule gleich bleiben werde. Der zusätzliche Unterricht in Deutsch und Mathematik solle durch eine "gewisse Flexibilisierung" in anderen Fächern ausgeglichen werden. Dafür werde sie einen Rahmen setzen, den die Schulleiter vor Ort nach den jeweiligen Bedürfnissen ausfüllen könnten. So könne zum Beispiel Englisch- oder Religionsunterricht gekürzt werden. Stolz sprach aber auch von "roten Linien". Kein Fach soll demnach gestrichen und der Sportunterricht nicht angetastet werden. Einzelheiten dazu will Stolz in zwei bis drei Wochen vorlegen.
Problem: Förderung benachteiligter Kinder
Trotz grundsätzlicher Zustimmung zu Stolz' Plänen bezweifelte Triebel, ob ein paar Unterrichtsstunden mehr zur Förderung gerade benachteiligter Kinder ausreichen werden. Es brauche ein ergänzendes Konzept für individuelle Förderung. Nach Ansicht von Simone Strohmayr (SPD) muss die Förderung der Sprachkompetenzen schon vor der Schule beginnen. Der Mangel an Kita-Plätzen verhindere aber, dass alle förderbedürftigten Kinder frühzeitig entsprechende Angebote bekämen. Zudem müssten die qualitativ hochwertigen Ganztagesangebote ausgebaut werden.
Keine Garantie für Versetzung an Wunschschule
Die regionale Lehrkräfteverteilung thematisierte Tobias Reiß (CSU). Dass noch immer viele junge Lehrkräfte aus Nordbayern ohne zeitliche Rückkehrperspektive nach ihrer Ausbildung in den Süden des Freistaats versetzt würden, schrecke viele Interessenten in Franken und der Oberpfalz vom Lehramtsstudium ab, sagte er. Nötig seien mehr Lehramtsstudienplätze in Südbayern und eine nach Möglichkeit gerechtere regionale Verteilung der Lehrkräfte. Stolz sagte zu, einer Überprüfung der vor mehreren Jahren vom Landtag beschlossenen Versetzungskriterien nicht im Wege zu stehen, um mehr wohnortnahe Einsätze zu ermöglichen. Sie betonte aber auch, "dass wir Lehrkräfte für ganz Bayern ausbilden". "Die Versetzung an die Wunschschule werden wir auch künftig nicht garantieren können."
AfD fordert vor allem deutsche Kinder zu stärken
Der AfD-Abgeordnete Oskar Atzinger erklärte, ihm gehe darum, "vor allem die deutschen Kinder stark zu machen". Er fragte Stolz in diesem Zusammenhang, ob geplant sei, eine Trennung der Kinder je nach ihren Deutschkenntnissen vorzunehmen. Stolz betonte dazu, dass es nicht ihr Ziel sei, "irgendwelche Kinder herauszunehmen", sondern alle nach ihrem individuellen Bedarf zu fördern. "Alle Kinder, die an unseren Schulen sind, sind bayerische Kinder", stellte sie klar.
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