Die Zahl der Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte in Bayern ist im vergangenen Jahr um 6,7 Prozent auf 7.384 zurückgegangen. Dies ist der niedrigste Wert seit 2017. In der Oberpfalz sank die Zahl der Delikte um 3,5 Prozent auf rund 630, im benachbarten Oberfranken betrug das Minus sogar 9,8 Prozent auf knapp 600. Umgerechnet auf die Fälle je 100.000 Einwohner ergab sich daraus für beide Bezirke eine Häufigkeitszahl von 55. Diese entspricht auch dem bayerischen Durchschnitt.
Die Daten gehen aus dem neuen Lagebild zur Gewalt gegen Polizeibeamte hervor, das Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch der Öffentlichkeit vorstellte. Dort sind auch Zahlen zu ausgewählten Städten und Landkreisen enthalten. So war die Stadt Schweinfurt 2024 mit einer Häufigkeitszahl von 225 am stärksten belastet. Für Regensburg weist die Tabelle eine Häufigkeitszahl von 125 (Vorjahr 130) aus. Bei den Landkreisen fällt der Landkreis Wunsiedel mit 88 Fällen je 100 000 Einwohner als negativer Spitzenreiter auf (Vorjahr 74). Aufgeführt ist auch der Landkreis Schwandorf mit einer Häufigkeitszahl von 55 (Vorjahr 69).
Weniger Beleidigungen
Der spürbare Rückgang der Fallzahlen ist bayernweit vor allem auf weniger Beleidigungen (minus 10,3 Prozent) und verbale Bedrohungen (minus 5,6 Prozent) zurückzuführen. Bei den Fällen von körperlicher Gewalt gegen Polizisten betrug das minus bei 2.453 Delikten nur 3,5 Prozent, bei den Widerstandshandlungen bei 2216 Fällen 1,6 Prozent. Insgesamt wurden 2024 fast bayerische 18.600 Polizeibeamte Opfer von körperlicher und psychischer Gewalt, 950 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der im Einsatz verletzten Beamten sank dabei um 54 auf 2996, den zweithöchsten Stand seit Beginn der landesweiten Erfassung im Jahr 2011. 14 Betroffene mussten wie im Vorjahr mit schweren Verletzungen stationär behandelt werden. Laut Lagebild kommt es vor allem im öffentlichen Raum zu Attacken auf Polizeibeamte, überwiegend in Zusammenhang mit Festnahmen und Identitätsfeststellungen.
Trotz der insgesamt rückläufigen Entwicklung wollte Herrmann keine Entwarnung geben. Die Zahlen seien weiterhin zu hoch und zeigten eine „alarmierende Respektlosigkeit“ gegenüber dem Rechtsstaat und seinen Repräsentanten. „Das ist in keiner Weise akzeptabel“, sagte Herrmann. Er betonte allerdings auch, dass die Gewalt nur von einer kleinen Minderheit ausgehe. Insgesamt wurden knapp 6.000 Tatverdächtige registriert, der niedrigste Wert seit 2015. Fast zwei Drittel davon standen zum Tatzeitpunkt unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen. Der ganz große Teil der Menschen stehe dagegen hinter der Polizei, betonte Herrmann. Die Statistik sei kein Indiz dafür, dass es ein grundsätzliches Problem im Verhältnis von Bevölkerung und Polizei gäbe.
Debatte um Taser
Vor dem Hintergrund der nach wie vor hohen Zahl an Angriffen und Verletzungen forderte die Deutsche Polizeigewerkschaft erneut die Einführung von Elektroimpulsgeräten – sogenannten Tasern – für alle Streifenbesatzungen in Bayern. Man brauche diese, um gefährliche Lagen „wirksam und deeskalierend“ lösen zu können, ohne Menschen schwere Verletzungen zuzufügen, erklärte der Landesvorsitzende Jürgen Köhnlein. „Wer unsere Polizei ernst nimmt, muss ihr auch die Mittel geben, sich selbst und andere zu schützen“, teilte er mit.
Herrmann sagte dazu, man prüfe derzeit die Weiterverbreitung von Tasern an andere Dienststellen. Derzeit seien die Geräte nur unter besonderen Voraussetzungen in Spezialeinheiten und geschlossenen Einsatzzügen im Einsatz.
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