Man kennt das aus Krimis: Einer gibt den netten, der andere den bösen Polizisten. Donald Trump genügt sich selbst: Er verkörpert beide Figuren in perfekter politischer Schizophrenie: Beim Frühstück prügelt er mit dem Schlagstock auf Deutschland ein - mit falschen Zahlen versucht er das Land seiner Vorfahren als Energie-Geisel Putins zu überführen.
Einmal in Fahrt erhöht er den Preis für seine US-Schutzgelderpressung: In der Plenarsitzung forderte er aus dem Stand vier Prozent der Wirtschaftsleistung für die Verteidigungsausgaben statt der vereinbarten zwei. Und damit die Kanzlerin den Wink auch richtig versteht, deutet er beim bilateralen Austausch im Al-Capone-Stil an: Es wäre so schade, wenn der deutschen Autoindustrie etwa zustoße - wo das beiderseitige Verhältnis doch großartig sei. Und bestellt der Bundeskanzlerin allen Ernstes Grüße von der Familie.
Auf dem Weg zum Abendessen überkommt den großen Blonden aus New York neuer Machthunger. Im legendären Tweed danach feuert der Revolverheld wieder aus allen Rohren: Amerika zahlt für Deutschlands Schutz und das kauft Gas aus Russland - geht gar nicht, peng! Die USA schützen Europa und das dankt es mit angeblichen Milliardendefiziten beim Handel - ein No-Go, peng! Und überhaupt: Zwei Prozent für die Rüstungsausgaben sind sofort fällig und nicht erst wie geplant 2024. Warum? Weil er es kann!
Hinter der Mafioso-Taktik steckt offenbar Methode: Trump will das System der internationalen Verträge und Organisationen auf Sicht zerschlagen. Zugunsten bilateraler Abkommen, bei denen sich immer die Supermacht und ein Opfer gegenüberstehen. So schnitzt sich der Präsident das Recht des Stärkeren zurecht.
12.07.2018 - 18:56 Uhr
Nato-Gipfel: Trump mimt die "falsche Polizisten"-Nummer
von Jürgen Herda
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