In der Wiese wuselt es. Heuhüpfer springen über den Boden, Käfer krabbeln in Blüten, Schmetterlinge flattern über das lange Gras. Beim Spaziergang über die Donauinsel kommen die Vertreter des Bund Naturschutzes nur langsam voran. Immer wieder zückt einer die Kamera und schießt ein Bild von einem Flattertier. Die Naturschützer fachsimpeln über Wiesenknopfameisen-Bläuling, Postillon, Sechsfleck-Widderchen und Streifenwanze.
Raimund Schoberer (Kreisgruppe Regensburg), Albrecht Muscholl-Silberhorn (Ortsgruppe Nittendorf), Rainer Brunner (Ortsgruppe Pettendorf) und Vogelkundler Franz Wartner führen beim Pressegespräch über die Insel. Die Begeisterung für das Naturschutz-Projekt ist ihnen anzumerken. 30 Jahre nach dem Donauausbau hatte der Bund Naturschutz Stadt und Landkreis Regensburg 2011 das erste Stück Land auf der Donauinsel erwerben können. Ein Landwirt hatte dort zuvor Mais angebaut. Die Naturschützer trugen gedüngte Erde ab und gaben dem begradigten Grundstück wieder Hügel und Senken. Komplett der Natur überlassen sie das Land nicht. Die Wiese wird regelmäßig gesenst. Baum-Nachkömmlinge dürfen nur im Gehölz-Bereich wachsen. Eine Kulturlandschaft ist artenreicher als eine völlige Naturlandschaft, argumentiert Schoberer. "Würden wir gar nichts machen, hätten wir hier Auwald", sagt er.
In diesem Frühjahr haben die Naturschützer einen großen Schritt nach vorne gemacht. Sie konnten ein weiteres Grundstück auf der Insel kaufen. Ein Landwirt baut dort gerade noch Weizen an. Nach der Ernte im nächsten Jahr wird auch dieses Stück Land renaturiert. "Unser Traumziel ist es, dass die gesamte Insel naturnah wird", sagt Albrecht Muscholl-Silberhorn. Jetzt sind etwa 25 Prozent der Insel in der Hand der Naturschützer. Die Uferflächen gehören ohnehin dem Staat und sind geschützt. Die Insel dient auch der Naherholung. An diesem Sommernachmittag liegen ein paar Sonnenanbeter an der Donau, andere schwimmen im Wasser oder angeln. Schoberer betont, dass die Insel, die über einen festen Weg ans Ufer angebunden ist, auch weiterhin öffentlich zugänglich bleiben soll.
Beim Rundgang geht es vorbei an einem Insektenhotel, in dem sich Wildbienen tummeln, durch hohes Gras in Richtung "Biberwiese". Ein Biber hat sich hier eingerichtet: Davon zeugt eine Lücke im liegengebliebenen Heu und ein offensichtlich viel genutzter Zugang zum Wasser. Ein Stück weiter ist die Wiese voller dunkelroter "Knöpfe", auf denen Käfer und Wanzen thronen. Schoberer freut sich, dass sich der Wiesenknopf angesiedelt hat. Auf der Pflanze leben viele unterschiedliche Arten. "Es ist gut, wenn man sie hat."
Wichtig ist Schoberer ein gutes Miteinander mit den Landwirten, die auf der Insel Flächen besitzen. Er räumt ein, dass nicht alle Bauern "Juhu geschrien" haben, als der Bund Naturschutz seine Projektidee vorstellte. "Aber wir respektieren uns gegenseitig." Zu den Verkäufen komme es freiwillig. "Wir zahlen einen guten Preis", sagt Schoberer. Bezahlt werden die Grundstücke zur Hälfte von der Unteren Naturschutzbehörde und zur Hälfte vom Bund Naturschutz - dafür sind Spenden jederzeit willkommen.
Das besondere an der Insellage: Vögel und Fledermäuse, die am Gewässer entlangwandern, finden hier einen Rückzugsort. Vogelkundler Wartner beobachtet Graugänse, die auf der Insel ihre Jungen bekommen, bis zu 60 Stück. Schwärme mit einigen hundert Zeisigen machen Halt im Gehölz der Insel. Frösche, Eidechsen, Libellen und Schlangen finden auf der Insel einen Lebensraum. Etliche Insekten, die hier vorkommen, stehen auf der Roten Liste, etwa der Trauer-Rosenkäfer. Schoberers Wunsch für die Zukunft ist klar. Der Bund Naturschutz möchte gerne weitere Flächen auf der Insel erwerben, denn: "Je größer unsere Fläche ist, desto größer wird die Artenvielfalt."
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