München
20.06.2022 - 15:10 Uhr

Neues Schulkonzept für geflüchtete Kinder aus der Ukraine

Kultusminister Piazolo rechnet im kommenden Schuljahr mit 35 000 ukrainischen Flüchtlingskindern an bayerischen Schulen. Um sie bestmöglich zu unterrichten, hat er ein Konzept mit "Brückenklassen" und viel neuem Personal erarbeitet.

Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) stellt am Montag das neue Schulkonzept für Flüchtlingskinder aus der Ukraine vor. Bild: Matthias Balk/dpa
Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) stellt am Montag das neue Schulkonzept für Flüchtlingskinder aus der Ukraine vor.

München. Zur Beschulung ukrainischer Flüchtlingskinder hat Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) für das kommende Schuljahr ein umfassendes Konzept vorgestellt. So sollen Kinder im Grundschulalter direkt in den Regelunterricht aufgenommen werden. Ergänzend erhalten sie Sprachförderangebote. Piazolo folgt damit den Empfehlungen der Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz. An allen weiterführenden Schulen soll es "Brückenklassen" geben. Deren Ziel sei es, die jungen Flüchtlinge spätestens nach einem Schuljahr in die Regelklasse zu überführen, erklärte Piazolo.

Neue Stellen für Lehrer

Aktuell werden rund 25 000 ukrainische Flüchtlingskinder an bayerischen Schulen unterrichtet, der Großteil davon in 1100 "Willkommensklassen". Für das kommende Schuljahr rechnet Piazolo mit rund 35 000 Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine, weil dann für die meisten die Schulpflicht greifen wird. Um die Beschulung sicherzustellen, würden in Absprache mit dem Finanzministerium zunächst für ein Jahr 1620 neue Stellen an den Schulen geschaffen. Die Kosten dafür dürften sich auf gut 100 Millionen Euro summieren, die der Landtag noch freigeben muss. An den Gymnasien und Realschulen werde man "über Bedarf" neue Lehrkräfte einstellen, zum Beispiel Anwärter von den Wartelisten, sagte Piazolo. Zudem wolle man pensionierte Lehrkräfte sowie pädagogisches Personal aus der ukrainischen Community anwerben.

Fokus auf Spracherwerb

Die "Brückenklassen" an den weiterführenden Schulen sieht Piazolo als Weiterentwicklung der Willkommensgruppen. Im Mittelpunkt soll dabei der Erwerb der deutschen Sprache mit zehn Wochenstunden stehen. Ergänzt wird dieser Sprachunterricht durch insgesamt neun Pflichtstunden in Mathematik und Englisch. Dazu kommen vier Stunden in Wahlpflichtfächern nach den individuellen Interessen der Schülerinnen und Schüler sowie bis zu sieben Stunden freiwillige Wahlfächer. Alternativ dazu kann laut Piazolo die Teilnahme am Fernunterricht ukrainischer Schulen genutzt werden. Für Flüchtlingskinder mit entsprechenden Lernfortschritten soll der Wechsel in die Regelklasse bereits zum Halbjahr möglich sein.

"Gangbarer Weg"

Ältere Jugendlichen, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen, will Piazolo auf freiwilliger Basis die Teilnahme in Regelklassen oder den Besuch von Integrationsklassen an den Berufsschulen öffnen. Besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler mit guten Deutschkenntnissen sollen an den Gymnasien in speziellen "InGym-Senior-Gruppen" auf das Abitur vorbereitet werden. Piazolo betonte die Notwendigkeit von breit gefächerten und flexiblen Angeboten, da nicht absehbar sei, wie viele ukrainische Flüchtlingskinder wie lange an bayerischen Schulen bleiben werden. Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände begrüßte die Konzeption Piazolos als "gangbaren Weg". Voraussetzung sei aber, dass ausreichend zusätzliches und qualifiziertes Personal eingestellt werden könne.

 
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