Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Ein Anwalt erschießt im Stundentakt Menschen. Doch warum? Lange tappen die fränkischen Ermittler des "Tatorts" im Dunklen, was das Motiv sein könnte. Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien spricht Darstellerin Eli Wasserscheid über eine ganz besonders spannende Episode.
ONETZ: "Ein Tag wie jeder andere“ ist bereits der fünfte „Tatort“ der Kommissare aus Franken: Frau Wasserscheid, sind Sie schon ein alter Hase in dem Geschäft?
Eli Wasserscheid: Nein, das fühlt sich gar nicht so an. Es ist eher wie ein Heimkommen zu einer Zweit-Familie, die man nur einmal im Jahr besucht. Ich mag diese Menschen in unserem Team sehr und genieße es, sie für die Dreharbeiten immer wieder zu sehen. Jede neue Folge stellt uns vor neue Aufgaben. Und als „alter Hase“ sehe ich mich gar nicht, bin ja noch recht jung.
ONETZ: Schon nach kurzer Zeit ist bei diesem „Tatort“ klar, wer der Täter ist. Warum lohnt es sich trotzdem, den Fernseher am Sonntag anzuschalten?
Wasserscheid: Die Geschichte hat eine große Spannung und ich mag es, dass mit verschiedenen Zeitebenen gearbeitet wird. Es ist, wie einen guten Roman zu lesen: Dort sammle ich Seite für Seite Informationen, lerne die Figuren besser kennen, dringe tiefer ein, bekomme eine Idee für Zusammenhänge, warum etwas passiert. Die Geschichte entblättert sich wie eine Rose. Für mich eine interessante Erzählweise, die einen starken Sog entwickelt. Für uns Schauspieler war es toll, einen klassischen Thriller zu drehen. Im Hintergrund tickt gnadenlos die Uhr: Nach dem zweiten Toten ist es wahrscheinlich, dass wir in der nächsten Stunde erneut über eine Leiche in der Stadt informiert werden. Das löst Druck und Stress unter den Kommissaren aus, weil es lange keine Hinweise auf ein Motiv gibt.
ONETZ: Mit Thorsten Merten, der mordend durch Bayreuth läuft, ist ein Gast aus dem Weimarer „Tatort“ am fränkischen Set gewesen. Wer dürfte Ihrer Meinung nach der nächste Besucher beim Franken-„Tatort“ sein?
Wasserscheid: Ich würde mich freuen, wenn das wieder klappt. Einen Namen nenne ich aber nicht. Denn es gibt viele „Tatort“-Kollegen, die ich toll finde. Da habe ich zu viel Angst, dass ich jetzt einen vergessen würde.
ONETZ: Nürnberg, Erlangen, Würzburg, Bamberg und jetzt Bayreuth: Die Kommissare kommen ganz schön in Franken herum. Was haben Sie aus der Wagner-Stadt mitgenommen?
Wasserscheid: Gewohnt habe ich in einem schönen alten Hotel mitten in der Stadt. Bei der Größe Bayreuths lässt sich alles bequem zu Fuß erkunden und entdecken. Ich habe eine gemütliche Kneipe gefunden und ein Café eines jungen Mannes mit wahnsinns selbstgebackenen Kuchen - als Nachfahrin einer Bäckersfamilie macht mich das immer besonders froh. Auf meiner persönlichen Drehort-Hitliste stand aber natürlich das Festspielhaus ganz weit oben.
ONETZ: Warum?
Wasserscheid: Geige und Bratsche: Ich habe als Jugendliche immer viel Musik gemacht und Konzerte der Bamberger Symphoniker besucht. Das Festspielhaus ist ja für seine gute Akustik bekannt. Es ist ein magischer Ort, denn das Orchester sitzt direkt unter der Bühne. Damit wird der Klang verstärkt. Dann prallt er an einer Art Muschel hinter dem Dirigenten ab, wird zurückgeworfen auf die Bühne und mischt sich mit den Sängerstimmen – und erst dann geht der Klang zum Publikum. Es ist fantastisch, dass sich Richard Wagner diese Umkehrung der Richtung ausgedacht hat, um seine Musik genau so zu präsentieren. Hinzu kommen die berühmten unbequemen Holzsitze, die Deckenverkleidung... Allein wenn man sich überlegt, wer da schon alles stundenlang Platz genommen hat. Ich habe auch Bücher über die Familie Wagner gelesen, so sehr hat mich der Ort interessiert.
ONETZ: Hatte die „Tatort“-Familie Gelegenheit, Bayreuth gemeinsam unsicher zu machen?
Wasserscheid: Genau das ist in einer Stadt der Größe Bayreuths so wunderbar möglich. Diesmal haben wir viel zusammen unternommen, weil wir aufgrund des Drehplans oft gemeinsam vor Ort waren. Das waren schöne Abende mit Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs und Andreas Leopold Schadt. Mit ihnen kann man tolle Gespräche führen, lustig und gleichzeitig inspirierend.
ONETZ: Wohin geht es für die Kommissare beim nächsten Franken-„Tatort“?
Wasserscheid: Für Regie und das Drehbuch ist wieder Max Färberböck zuständig. Gedreht wird in Nürnberg und im Umland. So viel wissen wir schon. Ich habe das Gefühl, dass wir dorthin immer wieder zurückkehren werden.
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