Beobachtete Privatsphäre in der Öffentlichkeit

Oberpfalz
31.08.2023 - 09:29 Uhr

Es gibt Momente, die möchte man nicht mit der Öffentlichkeit teilen. Doch manchmal passieren sie einfach. Vielleicht auch gerade dann, wenn man sich in seinem Auto unbeobachtet fühlt. Maren Schönhofen schreibt im Oton über solche Momente.

Ein Oton über Momente in der Öffentlichkeit, die man nicht teilen möchte.

Manchmal schweife ich in Gesprächen ab und ertappe mich dabei, wie ich in den Bewegungen von Personen und der Ausstrahlung vorüberziehender Gesichter versinke. Auch meine Freundinnen tun es. Wir alle tun es. Wir beobachten andere Menschen. Im Café sitzend, schlürfe ich einen Kaffee oder eine Weinschorle. Gebannt blicke ich aus dem Augenwinkel oder vielleicht auch aus Versehen mit starrendem Blick auf Menschen, wie sie durch die Gassen schlendern oder am Nachbartisch mit ihrem Gegenüber interagieren. Doch was mich heute interessiert, sind viel mehr die Momente in der Öffentlichkeit, die eigentlich niemand mitbekommen sollte.

Ich pendle von Regensburg nach Weiden oder Amberg. Hochgerechnet auf eine Woche sind es rund zehn Stunden im Auto, wenn man Baustellen und Ampeln mitbedenkt. Viel Zeit, wenn man so darüber nachdenkt. Die Zeit, in der ich im Café sitze, ist also weniger geworden. Doch das bedeutet nicht, dass ich weniger gerne Menschen beobachte. Es ist besonders dann interessant, wenn sie sich im öffentlichen Raum sicher fühlen. Und wer kennt es nicht? Ein kurzer Blick in das Auto nebenan an der roten Ampel. Und erwischt. Der Zweite, der an diesem Abend mit Leidenschaft und einer gewissen Gier in der Nase popelt. Noch während er die Schaltung betätigt und langsam losfährt, erkenne ich aus dem Augenwinkel, wie seine Hand zum Mund wandert. Meine Kinnlade fällt runter. Ein Mann im Anzug in einer Mercedes-G-Klasse hat gerade seine Vorspeise verdrückt. Es ist nicht der Einzige in den letzten Wochen gewesen. Nach diesem Abend habe ich beschlossen, mitzuzählen. Nun gut, reden wir lieber nicht mehr darüber ...

Es gibt viele Situationen, die einem in der Öffentlichkeit unangenehm sind. Und doch sind sie menschlich. Letztens saß ich in einer Tiefgarage in meinem Auto. Ich suchte nach dem Weg. Rund drei Parklücken weiter hielt ein Auto an. Zwei Frauen stiegen aus. Die Autotüren fielen zu. Plötzlich hallte ein Furz durch die Ebene Minus 3. Erstarrt blickte ich in die Gesichter der Damen. Auch ihre Mimik fror ein. Sie hatten nicht mit einer Zuhörerin gerechnet. Sie blickten einander an. Im nächsten Moment ertönte lautes Gelächter. Auch ich musste lachen.

Es gibt sie einfach, diese Momente, die man nicht mit der Öffentlichkeit teilen möchte. Sie sind peinlich und wirken teilweise abstoßend. Auch ich hoffe, dass ich nicht dabei ertappt werde, wie ich Kleidungsstücke wieder an Ort und Stelle rücke oder die Treppen herunterfalle.

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