Es gibt sie auch bei uns: Wer durch die Oberpfalz fährt, sieht an den Feldern grüne Kreuze. Bauern haben sie aufgestellt, um damit gegen die in ihren Augen verfehlte Umwelt- und Agrarpolitik der Bundesregierung zu protestieren. Bei den Landwirten hat sich in den vergangenen Jahren viel Frust aufgestaut, der sich jetzt entlädt.Vordergründig stehen Einzelmaßnahmen im Fokus: Der Unkrautvernichter Glyphosat wird verboten. Die Verwendung von Insektiziden soll eingeschränkt werden. Wegen Nitrat im Grundwasser wird die Dünge-Ordnung verschärft. Überregulierung, Gängelung, Verbotspolitik – das sind die Schlagworte, mit denen Bauern auf ihre Notlage aufmerksam machen und vor weiterem Höfesterben warnen. Doch das Problem ist grundsätzlich und geht über einzelne Restriktionen in der Agrarwirtschaft hinaus. Die Landwirte glauben sich um Ansehen und Stellung in der Gesellschaft betrogen. Weil die Debatte um Klimaschutz primär von Städtern und Akademikern geprägt ist, fühlen sie sich ungehört zum Sündenbock der Nation gemacht. Offenbar fehlt das Verständnis dafür, dass Klimaschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Einerseits müssen sich Verbraucher von Billig-Preisen für Fleisch und Milch verabschieden und ihren Fleischkonsum reduzieren. Doch zum anderen ist den Bauern nicht geholfen, wenn Düngeregeln und Chemieeinsatz so bleiben wie bisher. Die Erderwärmung trifft alle – und die jüngsten Dürresommer zeigen, dass Bauern davon besonders betroffen sind. Wenn die Klimawende funktionieren und breite Akzeptanz erfahren soll, ist ein echter Verhaltenswandel unablässig.
Oberpfalz
26.11.2019 - 17:38 Uhr
Eine erfolgreiche Klimawende braucht Zugeständnisse – auch von den Bauern
Kommentar von Tobias Gräf
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