Oberpfalz
16.03.2020 - 00:36 Uhr

Keine Überraschung in der Krise: Favoritensiege bei den Landräten

Die Kommunalwahl droht angesichts der Krisenstimmung beinahe unterzugehen. Auch die Ergebnisse der Wahl lassen kaum aufhorchen. Um Ungewöhnliches zu entdecken, muss man genau hinsehen.

Hohe Wahlbeteiligung: Die Wahlhelfer hatten wie hier in Weiden alle Hände voll zu tun. Bild: Gabi Schönberger
Hohe Wahlbeteiligung: Die Wahlhelfer hatten wie hier in Weiden alle Hände voll zu tun.

In Krisen setzen Wähler gerne auf Bewährtes. Dass es am Coronavirus lag, dass bei der Wahl der Oberbürgermeister und Landräte in der Oberpfalz Überraschungen ausblieben, ist trotzdem eine gewagte Interpretation. Vielmehr bestätigten sich in den Wahllokalen Trends, die sich länger schon abzeichnen. Die CSU stabilisiert sich wieder, Grüne und Freie legen leicht zu, die SPD verliert. Und immer galt schon: Ein amtierender Landrat muss sich viel erlauben, um abgewählt zu werden.

Das zeigt Thomas Ebeling im Landkreis Schwandorf. Vor sechs Jahren besiegte er in der Stichwahl knapp Marianne Schieder von der SPD. Am Sonntag blieb er knapp unter 70 Prozent. Besser schnitt noch Richard Reisinger in Amberg-Sulzbach ab. Andreas Meier in Neustadt/WN hielt sein Ergebnis, Michael Cerny legte in Amberg zu.

Einer Überraschung am nächsten kam noch der deutliche Sieg von Roland Grillmeier. Er holte das Landratsamt in Tirschenreuth für die CSU zurück, nachdem über Jahrzehnte die Freien Wähler den Landrat gestellt hatten. Amtsinhaber Wolfgang Lippert war nicht mehr angetreten. Enger ging es in Weiden zu, wo SPD-Mann Jens Meyer 0,7 Prozentpunkte vor Benjamin Zeitler von der CSU liegt. Neben Regensburg steht in Weiden so die einzige Stichwahl auf Kreisebene an.

Füracker zufrieden

Über diese Stichwahl freut sich CSU-Bezirksvorsitzender Albert Füracker: "Wir sind gleichauf mit einem quasi amtierenden Bürgermeister und haben gute Chancen, den Oberbürgermeister zu stellen." Zufrieden mache auch das Ergebnis in Tirschenreuth und das Abschneiden der amtierenden CSU-Landräte, "obwohl es vor Ort etwa mit der Stromtrasse sehr schwierige Themen gab", sagte der Finanzminister, der den ganzen Tag bei Sitzungen in München verbrachte.

"Licht und Schatten" sieht Bayerns SPD-Generalsekretär Uli Grötsch. Ihn schmerze insbesondere die Niederlage der amtierenden SPD-Bürgermeisterin Margit Kirzinger in seiner Heimatgemeinde Waidhaus. "Teilweise haben wir überraschende Erfolge liefern können", freut sich auch Bezirksvorsitzende Carolin Wagner. Vor allem lobt sie Gertrud Maltz-Schwarzfischer, die es in Regensburg in die Stichwahl geschafft hat.

Kein Schönreden bei Anna Toman: "Ich bin mit dem Ziel in die Wahl gegangen, Tirschenreuths erste Landrätin zu werden", sagt die Landtagsabgeordnete der Grünen. 7,7 Prozent nennt sie enttäuschend.

Kappl in Quarantäne

Landtagsabgeordneter Christoph Skutella ist mit seinem Ergebnis in Weiden zufrieden, ansonsten sei das Abschneiden seiner FDP in der Oberpfalz ausbaufähig. Zufrieden gibt sich Roland Magerl. Für den AfD-Landtagsabgeordneten war es wichtig, auf Kommunalebene Fuß zu fassen, nachdem die Partei in Bundes- und Landtag vertreten ist. Ähnlich die Einschätzung am anderen Ende des politischen Spektrums. "Für uns war es ein Erfolg, genug Kandidaten aufzustellen", sagt Eva Kappl von den Linken in Schwandorf. Die Landratskandidatin verbrachte den Abend übrigens alleine - in Corona-Quarantäne.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.