Ein kurzer Überblick über Neopronomen

Oberpfalz
21.10.2022 - 14:00 Uhr

Schon der Begriff Neopronomen schreckt ab. Und die Deklinationstabellen erst recht. Aber Neopronomen sind wichtig für eine Sprache, die alle anspricht. Deshalb geben wir hier einen knappen Überblick über das Thema.

Ja, Neopronomen können kompliziert sein. Wenn man die betroffene Person aber einfach fragt, ist es gar nicht so schwierig, sich daran zu gewöhnen.

"Er", "sie", "es" – Pronomen gibt es für alles und jeden. Für Männer "er", "ihm", "ihn". Für Frauen "sie" und "ihr". Aber was ist mit Menschen, die sich weder der einen noch der anderen Seite zugehörig fühlen (siehe non-binär*)? Im Deutschen gibt es grundsätzlich erst einmal kein geschlechtsneutrales Pronomen für Menschen. "Es" würde naheliegen, wird aber oft respektlos aufgefasst. Auf Englisch oder Schwedisch existieren "they" oder "hen" schon im normalen Vokabular. Auf Deutsch musste man da ein wenig kreativ werden.

Illi Anna Heger, Aktivist:in und Künstler:in, hat sich deshalb intensiv mit der deutschen Grammatik auseinandergesetzt und 2009 das Pronomen "xier" erfunden. Heger nutzt es auch selbst, da xier sich als nicht-binär* identifiziert. Weil es aber keinen Konsens darüber gibt, welches nun das richtige neutrale Pronomen ist, hat sich eine Vielzahl an Versionen entwickelt, sogenannte Neopronomen. Abwandlungen des englischen "they" wie "dey" oder "ey" sind übliche Pronomen unter nicht-binären* Personen, ebenso "sier", die Kombination aus "sie" und "er". Ausgefallenere Neopronomen sind etwa "bla" und "blub" oder "fae". Tatsächlich haben sich manche nicht-binäre* Personen das "es" als ihr Pronomen ausgesucht, obwohl es als abwertend gilt.

Welches Pronomen nun das richtige ist, weiß die angesprochene Person selbst am besten. Hier gilt: einfach fragen. Manche Menschen nennen ihre Pronomen schon bei der Vorstellung. Auch Personen, die sich als Mann oder Frau identifizieren, können ihre Pronomen nennen, damit sich das im allgemeinen Sprachgebrauch etabliert. Das kann dann etwa so klingen: "Hey, ich bin Sarah, meine Pronomen sind sie/ihr", oder "Hallo, ich heiße Chris. Meine Pronomen sind dey/dem". Übrigens: Im Zweifel geht immer auch der Name statt eines Pronomens. Am Ende ist das Ganze eine Gewohnheitssache.

Zum Beispiel:

Dey liest gerne Zeitung.

Jeden Tag holt xier die neuesten Nachrichten aus xies Briefkasten.

Obwohl hen eigentlich am liebsten das Kreuzworträtsel löst, sind oft auch interessante Artikel für han dabei.

Hier geht´s zum Podcast "Zeit für Pride"

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