LEO Blog: Schluss mit dem inneren Nörgler

Oberpfalz
17.03.2023 - 13:29 Uhr

Staus, lange Schlangen an Supermarktkassen ... bist du in solchen Situationen gelassen? Oder meldet sich deine Ungeduld - so wie bei LEO-Redakteurin Julia Hammer? Dann wird es Zeit, endlich Schluss mit dem inneren Nörgler zu machen.

Staus, lange Schlangen im Supermarkt ... wie steht es in solchen Situationen um deine Geduld?

„Warum dauert das so lange? Los, los, loooos! Ich will nicht länger warten!“ Ja, diese Aussage hört man oft von mir. Noch öfter denke ich sie. Ich bin extrem ungeduldig. Auf etwas warten? Falls ich je gut darin war, habe ich es verlernt. Du bist genauso? Dann wird dir Folgendes sehr bekannt vorkommen. Ich gebe es zu. Ich bin wie ein hibbeliges Kleinkind. Habe ich mir etwas in den Kopf gesetzt, will ich es SOFORT. Nicht, dass ich mich wie eine Fünfjährige in ihrer Trotzphase auf den Boden werfe und so lange schreie, bis jemand sagt: „Bitte, macht, dass es aufhört! Gebt ihr endlich, was sie will!“ Aber ich bin selten mit Geduld gesegnet. Mein innerer Nörgler, wie ich die drängende Stimme nenne, wird in den unterschiedlichsten Situationen laut. Ich kategorisiere sie in „vorfreudige“ und „negative“ Ungedulds-Momente. Beginnen wir mit Ersterem. Ich entdecke im Internet Sneaker, in die ich mich auf Anhieb verliebe. Ob ich es brauche – mein potenziell 23. Paar? Nein. Ob ich es will? Unbedingt. Also bestelle ich und mein Nörgler setzt schlagartig ein. „Drei Tage Lieferzeit. Ich will sie JETZT!“ An dieser Stelle muss ich nochmal die 22 Paar Schuhe erwähnen, die ich bereits besitze. Aber das ändert genauso wenig wie die Tatsache, dass ich bis vor zehn Minuten nicht einmal wusste, dass ich neue will. Der Nörgler bleibt, bis das Päckchen ankommt.

Anderes Beispiel, gleiche, nervige Ungeduld. Ich stehe vor dem Spiegel. Bei näherer Betrachtung merke ich: „Es wird Zeit für den Frisör.“ Ich buche also online den frühstmöglichen Termin in einer Woche … und werde ungeduldig. Warum? Weil ich JETZT etwas an meinen Haaren ändern will. Ich erinnere mich an Anfang November vor vier Jahren. Der Geburtstag meines Papas war in zwei Wochen und ich hatte das perfekte Geschenk. Ich habe mich wirklich bemüht, aber ich konnte es nicht erwarten, seine Reaktion zu sehen. Ich habe es ihm geschenkt – acht Tage vor seinem Geburtstag. Das Positive: Ich musste ein neues besorgen und er bekam in diesem Jahr zwei Geschenke. Ich könnte unzählige Beispiel nennen, in denen ich ungeduldig werde, weil ich mich auf etwas freue. Schwieriger wird es, wenn sich meine „negative“ Ungeduld meldet. Stichwort Schlangestehen im Supermarkt. Was mich so ungeduldig macht? Ich sehe die Minuten, die verstreichen – für Nichts. Ich denke an alles, was ich noch zu erledigen habe und werde nervös. Realistisch betrachtet sind es vielleicht fünf oder zehn Minuten, in meiner Welt fühlt es sich an wie Stunden. Dabei geht es nicht einmal um die Menschen, die vor mir stehen, vielleicht auch trödeln. Nein. Es geht um die Situation an sich. Um die Zeit, die ich hätte effektiver nutzen können. Ob ich das letztendlich getan hätte, ist eine andere Frage. Aber jetzt wurde ich unfreiwillig ausgebremst. Anderes Stichwort: Stau. Niemand mag ihn, ich weiß. Aber mich macht es panisch, wenn ich merke, dass die Zeit statt meines Minis rast und sich die Ankunftszeit meines Navis sekündlich Minute um Minute nach hinten verschiebt. Ich muss nicht einmal Zeitdruck haben, damit mein Puls steigt. So viel verschwendete Zeit, wieder einmal.

Ungeduld ... eine schlechte Eigenschaft. Denn ungeduldige Menschen sind nervige Zeitgenossen. Wir verursachen Stress. Schlechte Laune. Bei uns und anderen. Das musste ich vor Kurzem selbst feststellen. Mein Auto ist nicht immer das Zuverlässigste. Die Situation: Rote Ampel, rote Warnleuchte, reduzierte Motorleistung. Ich werde nervös, setze den Warnblinker und versuche, mein Auto irgendwie zu dem nächsten Parkplatz rollen zu lassen. Ich signalisiere: Ich gebe mein Bestes, aber mein Auto will nicht mehr. Anscheinend ist das den Fahrern hinter mir egal, weil sofort ein Hupkonzert einsetzt. Laufstark und wütend. Nicht, dass ich sie nicht verstehen würde. Ich bin genauso. Aber auf der „anderen Seite“ fühlt es sich schrecklich an. Noch am gleichen Abend frage ich mich: Warum bin ich so ungeduldig? Ist es eine Folge der schnelllebigen Gesellschaft, in der Ungeduld und Hektik Notwendigkeiten geworden sind, um bestehen zu können? Der eigene Anspruch? Eines aber weiß ich: Ich will etwas daran ändern. Entschleunigen und Situationen gelassener begegnen. Durchatmen und rational bewerten, statt dem inneren Nörgler zu viel Platz einzuräumen. Du hast dich wiedererkannt? Dann solltest du dich dieser, zugegeben nicht einfachen, Aufgabe auch stellen. Denn ich bin sicher, langfristig zahlt sich mehr Gelassenheit aus.

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