Der Kreis Tirschenreuth ist seit Wochen Schlusslicht. Weist seit Wochen miserable Corona-Zahlen und -Werte auf. Hat seit Wochen die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in ganz Deutschland auf. Und gleich dahinter folgen die geografischen Nachbar-Landkreise, Wunsiedel, Hof, mittlerweile auch wieder die Stadt Weiden.
Das nordostbayerische Grenzland ist erneut zum Corona-Hotspot - und das folgende Wort liegt nahe - mutiert. Die mutierte, viel ansteckendere Virusvariante hat die Region vom Nachbarland aus überfallen. Das Grenzgebiet zu Tschechien braucht dringend Hilfe. Mehr Hilfe, als Söder und sein Kabinett bisher geleistet haben. Viele Virologen warnen schon länger vor der dritten Welle. In Tirschenreuth und Co. ist sie bereits angerollt. Und ohne Unterstützung droht sie die Region zu überrollen.
Ein Blick nur wenige Kilometer hinter die Grenze zeigt, was das bedeuten kann: In Cheb (Eger) quellen die Schaukästen mit Todesanzeigen wegen Corona über, und es trifft nicht nur ältere Menschen. Eine wichtige Form der Hilfe ist mehr Impfstoff. Die nordostbayerische Grenzregion muss bevorzugt beliefert werden, schnellstens - denn hier liegt aktuell die Front, hier entscheidet sich mit, wie heftig die dritte Welle Bayern und Deutschland trifft. Im Rest des Landes sind die Zahlen ja weitgehend stabil und relativ niedrig. Und Impfstoff scheint genügend vorhanden sein. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb am Dienstag in der Online-Ausgabe von Hunderttausenden Astrazeneca-Dosen, die ungenutzt im Kühlschrank lagern.
1000 Impfdosen sollen nun extra an jeden Hotspot in der Grenzregion geliefert werden, das bestätigte das Kabinett am Dienstag. Klingt gut und soll zeigen, dass sich Markus Söder mal wieder durchgesetzt hat gegen den in der Impf-Priorisierungs-Frage "sehr zurückhaltenden" Bund, wie er ihn am Freitag beschrieb. Die Tausend Dosen sind aber zu wenig, in der Grenzregion leben schließlich Hunderttausende Menschen. Die Hilfe ist ein Mutmacher, mehr nicht. Ein Aufputschmittel, das nur sehr kurz wirkt.