Blackberry Smoke: "You Hear Georgia" (Thirty Tigers)
Die Jungs aus Georgia schreiben einmal mehr eine Hymne auf die Südstaaten und deren Musik. Das machen Sie teils durchaus kritisch, bedienen aber jedes Southern Rock-Klischee, das nicht vor Zwölf auf der Veranda ist. Wer seine Sammlung mit Lynyrd Skynyrd- und Allmann Brothers-Alben erweitern möchte, kann hier getrost zuschlagen. Als Gäste wirken Warren Haynes und Jamey Johnson mit. ***
Beharie: "Beharie" (Compro Rec.)
Der norwegische Singer/Songwriter Christian Beharie, klingt ein wenig wie ein Zwitter aus Thomas Dybdahl und Antony Hagerty, hat für einen Nordländer verdammt viel Soul in der Stimme und lässt seinen akustischen Mix aus Folk, Rhythm & Blues und Pop gerne von opulenten Frauenchören umschmeicheln. Dabei klingen diese Melodien sonnenbeschienen und locker wie bei Jack Johnson. Lediglich die synthetischen Streicher passen nicht so recht ins Gute-Laune-Bild. ***1/2
Matti Klein Soul Trio: Live On Tape (Bertus)
Der Titel ist Programm: An drei Tagen spielten die drei Instrumentalisten im Berliner Lovelite Studio zusammen mit Jochen Ströh als Produzent und Toningenieur, der dort auch schon mit Helden wie Tony Allen, Ebo Taylor, Pat Thomas oder Jimi Tenor gearbeitet hatte dieses coole „Deep-Fried Contemporary Soul-Jazz“ Ding ein. Matti Klein an Wurlitzer und Rhodes Bass, Lars Zander, der nicht nur als wahrscheinlich souligster Tenor-Saxofonist Berlins gilt, sondern auch mit seinem durch analoge Tape-Delays, Wah-Wah und Harmonizer gezuckerten Bassklarinetten-Sound besticht. Und last but not least, an den Drums André Seidel, der Elemente von Rock über Hip-Hop bis Odd Meter Fusion zu New Orleans in seinen unverkennbaren, eigenen Groove-Jazz-Drumming-Style einfließen ließ. Trotz aller Perfektion hört man, dass hier wirklich live im Studio, ohne Overdubs und direkt aufs laufende Band aufgenommen wurde. Als Gastsängerin ist einmal Pat Appleton zu hören. Delikat. ****
Ursina: "When I Let Go" (Radicalics)
Die Künstlerin aus der Ostschweiz singt auf Ihrem zweiten Album auf Englisch und Rätoromanisch. Das werden zwar die wenigsten verstehen, der Zungenschlag indes ist interessant, hat was sanft-melancholisches und beruhigendes, ist romantisch und verspielt wie das gesamte Werk. Ursina Ginger ist zwar im Jazz geschult, man hört aber eher den skandinavischen Einfluss heraus, lebte Sie doch einige Zeit in Kopenhagen und wurde dort auch mit der Musik von Ane Brun, Björk oder Jose Gonzales sozialisiert. Ein vielversprechender, neuer Singvogel mit einer klaren, weich modulierenden, ungemein einnehmenden Stimme. ****
Alfie Tempelman:Forever Isn’t Long Enough" (Rough Trade)
Der erst 18-jährige Brite hat bis dato schon sieben (!) EP`s veröffentlicht, jetzt folgt seine Mini-Debüt-CD mit immerhin acht Titeln. So etwas nennt man dann wohl „Wunderkind“. Und gleich die ersten Töne vom Opener „Shady“ lassen aufhorchen. Hat da jemand einen vergessenen Prince-Rhythmus gefunden? Der Titeltrack (wie auch einige weitere Songs) lassen dann Assoziationen zwischen 70/80er R´n`B/Soul der Marken Kool & The Gang, Hall & Oates, Backstreet Boys und neuerem Gewächs des Genres, also Justin Timberlake, Billie Eilish, Royal Blood ins Kraut schießen. Klar ist das Mainstream, aber clever gemacht für so ein „Jungchen“, das auch noch die meisten Instrumente selbst spielt. Das verdient zumindest eines -Respekt. ***1/2*
Carlos Niño & Friends: "More Energy Fields, Current" (Indigo)
Dem gängigen Jesusbild verblüffend ähnlich hat der Allround-Künstler, DJ und New-Age-Mitbegründer aus L.A. ein paar Freunde -darunter Laraaji oder Dntel- ins Studio geladen um ein Werk der Kommunikation, der eher blinden Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren und Instrumenten einzuspielen. New Age, Free Jazz, World Music -alles ist im freien Fluss um sich am Ende doch zu einem vielfältigen Ganzen zu verbinden. ***
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