Son Volt: Electro Melodier
Es ist ja jedes Mal ein Fest, wenn uns Jay Farrar ein neues Album kredenzt. Der Mann, der zusammen mit Jeff Tweedy Uncle Tupelo „erfand“, damals bahnbrechend Post-Punk mit Country und Folk zum neuen Stil Alt.Country verband, ist mit seiner Kapelle Son Volt nicht ganz so erfolgreich und in aller Munde wie Tweedy`s Wilco, was vielleicht auch an der stärkeren Betonung des Country-Aspekts liegen mag. Auf dem aktuellen Werk wird aber trotz aller herzerwärmender Schwelgerei schwer gerockt, außerdem bezieht Farrar Stellung zur aktuellen politischen Entwicklung in Amerika. Nach dem Ableben von Tom Petty sind Son Volt wichtiger denn je.
Brian Setzer: Gotta Have The Rumble
Man bekommt hier natürlich, was man erwartet hatte: Rockabilly: Und zwar satt. Der Stray Cats-Mastermind und Vorstand des Brian Setzer Orchestras zelebriert was er seit 40 Jahren in all seinen Schattierung gemacht hat, bindet Country ebenso ein wie fetten Rock und deftigen Rock`n`Roll. Und bei „Smash Up At Highway One“ wird es sogar orientalisch. Für Genre-Liebhaber eine Perle mehr im Dekolleté.
Hayden Thorpe: Moondust For My Diamond
Der Mastermind der Wild Beasts ist ganz bei sich angekommen. Sein zweiter Solo-Longplayer nimmt einem mit auf eine irgendwie esoterische, mystische und ja nachdenkliche Reise in psychedelische Gefilde wo die Grenzen zu Folkotronic, Ambient und Indie-Rock verschwinden. Es blubbert und pluckert viel auf dieser Platte, die Akustik-Gitarre flirtet mit Sequenzern, Drum-Computern und allerlei Synthi-Flirren zum elegisch getragenen Falsett Thorpes. Heilende Musik, wer sich darauf einlässt.
Metronomy: Posse EP Vol. 1
Auf der Posse EP Volume 1 baut Metronomy-Gründer Joe Mount eine Klangwelt, in der andere Sänger und Künstler spielen können. Mount wollte schon lange seine eigene Version von Producer-Platten wie die von Unkle und Handsome Boy Modelling School machen, und in einem Jahr, in dem jeder zwangsläufig isoliert war, nutzte er die Gelegenheit, zu experimentieren und mit neuen Bekannten zusammenzuarbeiten: Die aufstrebenden Stars Pinty und Biig Piig, die Indie-Disruptoren Sorry sowie die aufregenden relativen Newcomer Brian Nasty, Folly Group und Spill Tab sind alle auf der ersten Ausgabe von Posse vertreten. Das Zusammentreffen des Sound-Korsetts aus Alt-, Indie- und Electro-Pop mit den eher am HipHop und Rap geschulten Sänger*innen macht denn auch den Reiz dieser leider viel zu kurzen Platte aus.
The Super Soul Brothers: Shadows and Lights
Hier haben wir es also nicht einfach mit den Blues, sondernd gleich mit den Super Soul Brothers zu tun. Und was eine Kapelle dieses Namens so auf der Set List hat kann man sich ungefähr vorstellen: den Soul -aber eben auch den Blues. Und der klingt wie die Burschen aussehen: weiß. Die Gruppe stammt nämlich aus dem berühmten französischen Küstenort Biarritz. Die Zoot-Anzüge und weißen Hemden haben aber Schweiß-, Nikotin- und Rotweinflecken, denn was hier geboten wird, ist eine dampfende, adrenalingesättigte, gefühlvolle Soul- & Blues Melange aus Sly Stone, Joe Cocker, Issac Hayes und den Blues Brothers. Very old-fashioned, aber darum nicht weniger faszinierend und die Stax-Soul-Variante von „Heroes“ muss Ihnen erst mal jemand nachmachen. Let´s Dance!!!
Alicia Walter: I Am Alicia
Keine Angst, Ihr Player ist nicht kaputt, der Opener, „Prelude“ hört sich mit seiner seltsamen Coda wirklich so an, klingt, als wenn Joni Mitchell zu einem rückwärts aufgenommenen Kraftwerk-Song singen würde. Die Vocoder-Stimme im „House Of Yes“ weißt dann Richtung Laurie Anderson, der funky Groove bestärkt diesen Eindruck noch. „Who Am I“ bringt dann die Jazz-Wurzeln der Sängerin der Chicagoer Art-Rock-Band Oshwa ans Tageslicht und ist ein experimentelles Intermezzo zwischen Laura Nyro, Karen Mantler und Julie Driscoll. „Just A Little“ entführt dann noch ins Cabaret und den Broadway der 50er, wo Alice Walter fast wie das weibliche Abziehbild eines Freddy Mercury klingt, bevor Sie sich bei „I Feel You“ in gängige RnB und Electro-Pop-Klischees begibt -und sie am Ende doch wieder konterkariert. Der beste Post-Prince Song befindet sich übrigens auch nicht auf seinem kürzlich postum veröffentlichten Album sondernd heißt „Suit Yourself“ und ist ebenfalls hier zu finden.
Man sieht und hört also, hier ist ein Ausnahmetalent am Werke, das gängige Hörgewohnheiten fordert.
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