Copeland, King, Cosma & Belew: Gizmodrome Live
Recht selbstsicher verkündet ein Sticker auf der Doppel-CD, „The Must Have Live-Album For All Prog-Rock Fans!“ -und macht damit schon klar, um was hier geht. Police-Drummer und hier auch Sänger und Gitarrist Steward Copeland (von dem auch die meisten Songs stammen), Level 42 Signature-Basser Mark King, PFM-Tastenmann Vittorio Cosma und Gitarren-Derwisch Adrian Belew (u.a. Bowie, Talking Heads, Zappa, King Crimson) gründeten 2017 das Projekt Gizmodrome. Deren bis dato einzige Platte ist die Essenz dieses Live-Albums, wird erweitert und ergänzt durch Solo-Nummern der Protagonisten als auch Titel von The Police und King Crimson, Afterhours` Manuel Agnelli hat einen Gastauftritt. Geschmeidiges (Prog-)Rock-Handwerk ohne Selbstbeweihräucherung.
Elfterklang: Windflowers
„Alien Arms“ eröffnet dieses wunderschöne Album ganz zart, ein einfacher Beat steigert sich langsam, eine Frauenstimme gesellt sich hinzu, weitere Instrumente folgen und am Ende erklingt als Endlosschleife, „Let me into your heart“. Und genau dahin arbeitet sich das Album von Stück zu Stück weiter vor. Der Rhythmus bleibt meist verhalten und minimalistisch, Streicher, ein Xylophon, Flöte oder Klavier setzen leichte wie markante Akzente, die Stimme schwebt glockenklar und astral über den Stücken. Elfterklang haben Ihren eigenen Klang-Kosmos geschaffen in dessen Umlaufbahn sich vielleicht noch andere Leisetreter wie Mum, die Nits oder Sufjan Stevens bewegen. Zudem ist schon alleine Soundqualität und Abmischung ein Genuss erster Sahne.
Pokey LaFarge: In The Blossom Of Their Shade
Andrew Heissler hat sich seinen Künstlernamen vom früh verstorbenen Greenwich-Folkie Peter LaFarge „geklaut“. Der war zwar eher für seine Protest-Songs vor allem über die Ausrottung der indigenen Bevölkerung Amerikas bekannt, bediente sich dazu aber auch beim Folk und Country. Heissler packt hier noch ein wenig Mississippi-Blues, Vaudeville und fast schon romantischen Kitsch dazu, instrumentiert das Ganze minimalistisch mit Honky-Tonk-Piano, Schrammel- und Halbelektrischen Gitarren, Besen-Schlagzeug und Vibraphon und setzt auf sein absolut lockeres und grundsymphatisches Auftreten. Schmacht-Platte mit Fifties-Flair.
Karwendel: Im Lichte der Zeit
In der Gebirgsgruppe des Karwendel findet man so lustige Gipfelnahmen wie Fleischbank, den Mahnkopf oder die Frau Hitt. Warum sich Sebastian Krol aus Hamburg diesen Künstlernamen gab, weiß man nicht, vielleicht geht er ja gerne Kraxeln. Die Lieder auf seinem Debüt klingen nicht so lustig, heißen „Für den Moment“, „Ständig neu verliebt“ oder „Blitze im Nichts“ -und verhandeln, was sich so alles im Kopf und im Herzen unseres Liedermachers abspielt. Dazu hat er eine grundsolide Singer/Songwriter-Basis aus Akustikgitarre, Bass und sanft gestreicheltem Schlagwerk gelegt, zu dem wahlweise Klavier, Klarinette, Saxophon, Querflöte oder Geige stoßen und so ein klein wenig an die kunstvollen Arrangements von Element Of Crime oder Gisbert zu Knyphausen erinnern.
Danny Bryant: The Rage To Survive
Auf seinem aktuellen Album verwandelt der britische Blues-Rocker die durch die Pandemie hervorgerufenen Emotionen und Erfahrungen in recht deftige Blues-Rocker. Gleich der Opener gibt so richtig Gas mit harten Gitarren-Riffs und einer mächtigen Stimme. Und auch „Trouble With Love“ nimmt den Fuß nicht vom Gas, erinnert ob der Orgel ein wenig an frühe Deep Purple. Mit „Invisible Me“, ein Trompeten-Intro kündigt es bereits an, werden dann balladeske Fahrwasser betreten und im rein akustischen „Falling Tears“ entdeckt der Mann gar den Folk-Rocker in sich. „Rain Stopped Play“ baut auf eine schöne, warm-wummernde Orgel auf und wagt sich ans Mid-Tempo, der Rest des Materials mags eher hart und ungestüm. Geht voll in Ordnung.
Houndmouth: Good For You
Wer die Jungs aus Indiana trotz Platin-Auszeichnung in der Heimat noch nicht kennt, den weist die Wahl von Produzent Brad Cook (Waxahatchee, His Golden Messenger) auf den richtigen Weg: das weite Feld des Americana ist ihr Ding, wobei man sich hier vorwiegend im Folk-Rock (und auch ein wenig -Pop) gemütlich eingerichtet hat. Die Themen kreisen gerne um die Liebe und deren Untiefen, zu denen Hauptsänger Matthew Myers seine emotionsgeladene, euphorische Stimme erhebt. Gitarren dürfen auch mal laut sein (Wilco lässt grüßen), Dauer-Gast Sean Michael Giddings an den Tasten kreiert schöne Sound-Teppiche, so dass Freunde von Pernice und Felice Brothers bis hin zu Ryan Adams und den Dawes Ihre Freude haben dürften.
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