Oberpfalz
14.01.2022 - 13:40 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Eine chinesisch-amerikanische Singer/Songwriterin fordert volle Aufmerksamkeit, ihre junge Kollegin aus Äthiopien verzückt durch ihren Minimalismus und eine ganze Künstlerschar huldigt dem großen John Prine

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Siv Disa: Dreamhouse

Siv Disa: Dreamhouse Bild: exb
Siv Disa: Dreamhouse

Aktuell lebt die chinesisch-amerikanische Singer/Songwriterin aus New York in Island, entstanden ist das Album aber während des letzten Lockdowns in Amerika. Zusammen mit Sam and the Sea, der auch eine ganze Reihe an Instrumenten beisteuert, wurde das Debüt in verschiedenen Studios eingespielt. Siv Disa erzählt darin Alltagsgeschichten, lässt sich von ihrer Umwelt inspirieren, die mal ländlich, mal eher urban sein kann. Definitiv urban klingt aber dieser vertrackte, psychedelisch-hypnotische Avantgard-Electro-Pop, der Loops und Samples ebenso vereinnahmen kann wie eine Slide-Gitarre. Das Sound-Designe ist so einzigartig wie aber auch gewöhnungsbedürftig und fordert seine volle Aufmerksamkeit.

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Poppy Ackroyd: Pause

Poppy Ackroyd: Pause Bild: exb
Poppy Ackroyd: Pause

Mach mal „Pause“ dachte sich die in Brighton lebende Pianistin Poppy Ackroyd - und brachte erst einmal ihren Sohn zur Welt. Dieser Umstand ist wohl der wichtigste Grund für genau dieses Album, dass „nur“ zehn wundervolle Solo-Klavierstücke enthält. Dazu die Künstlerin selbst: "Bei früheren Alben verbrachte ich fast genauso viel Zeit mit der Bearbeitung und Manipulation von Aufnahmen wie mit dem Komponieren am Klavier, aber nachdem ich meinen Sohn bekommen hatte, fiel es mir schwer, Zeit vor dem Computer zu verbringen. Das Einzige, was ich tun wollte, solange er noch klein war, wenn ich nicht bei ihm war, war Klavier spielen. Tatsächlich wurde ein Großteil des Albums geschrieben, während er in einem Tragetuch auf mir schlief und ich jeden ruhigen Moment zum Komponieren nutzte. Es war daher nur logisch, dass dieses Album ein Solo-Klavieralbum sein sollte.” Man darf das Werk getrost in einem Atemzug mit den besten Arbeiten von Nils Frahm, Max Richter und Hauschka nennen.

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Meskerem Mees: Julius

Meskerem Mees: Julius Bild: exb
Meskerem Mees: Julius

Hat man auch nicht alle Tage: In Äthiopien geboren, bei belgischen Adoptiveltern aufgewachsen, hat Meskerem Mees eben mal im letzten Jahr den „Montreux Jazz Talent Award“ gewonnen. Dabei reicht der Singer/Songwriterin lediglich die Akustikgitarre, ein Cello und ihre sanfte, zarte, verwundbare und emphatische Stimme. Laut eigenen Aussagen inspiriert von Nina Simone, Joni Mitchell und Courtney Barnett hat Sie schon jetzt ihre eigene Stimme gefunden und verzaubert mit minimalistischen Folk-Oden. Nick Drake wäre stolz auf die junge Dame.

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Springtime: Springtime

Springtime: Springtime Bild: exb
Springtime: Springtime

Springtime aus Melbourne ist die Verschmelzung von drei renommierten, multidisziplinären Musikern, die für unterschiedliche Stile und Klänge bekannt sind - ein neues Projekt, das sowohl ein klangliches Experiment als auch eine Meditation über die Absurdität der heutigen Zeit ist. Ihr selbstbetiteltes Debüt verbindet Elemente des Art-Rock, des experimentellen Noise, der ergreifenden Lyrik, des Free Jazz und der Improvisation, um ein nüchternes Porträt einer Welt zu entwerfen, die von einem Kriegstrauma gelähmt ist. In diesem eher noisigen und zerschossenem Umfeld wirkt die Coverversion von Will Oldhams „West Palm Beach“ fast befremdlich, gewinnt aber durch den emphatischen, ja schmerzlich-intensiven Vortrag von Gareth Liddiard eine wahnsinnige Tiefe. Nick Cave hätte es nicht besser hinbekommen.

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Geographer: Down and Out in the Garden of Earthly Delights

Geographer: Down and Out in the Garden of Earthly Delights Bild: exb
Geographer: Down and Out in the Garden of Earthly Delights

“Slave To The Rhythm” heißt das erste Stück, ein Grace-Jones-Cover ist es jedoch nicht. Geographer Mike Deni aus L.A. hat mit Funk und Soul eher nichts am Hut, pflegt dagegen den psychedelisch angehauchten Indie-Pop und setzt vor allem auf seine markante, glasklare und man kann es ruhig sagen, wunderschöne (Engels-)Stimme. Peppige Electro-Pop-Elemente geben den modernen Anstrich, im Grunde ist der Mann aber ein hoffnungsloser Romantiker vor dem Herrn, der seine Musik wohl am liebsten in Kirchen und Kathedralen aufführen würde.

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Various Artists: Broken Hearts & Dirty Windows: Songs of John Prine, Vol. 2

Various Artists: Broken Hearts & Dirty Windows: Songs of John Prine, Vol. 2 Bild: exb
Various Artists: Broken Hearts & Dirty Windows: Songs of John Prine, Vol. 2

Man muss den Country-Musiker John Prine natürlich schon mögen, um die Arbeiten der nachfolgenden Künstler goutieren zu können. Das Album ist eine Hommage an das Leben und die Karriere von Prine und enthält neue Interpretationen einiger seiner beliebtesten Lieder, die von Brandi Carlile ("I Remember Everything"), Tyler Childers ("Yes I Guess They Oughta Name A Drink After You"), Iris DeMent ("One Red Rose"), Emmylou Harris ("Hello In There"), Jason Isbell ("Souvenirs"), Valerie June ("Summer's End"), Margo Price ("Sweet Revenge"), Bonnie Raitt ("Angel From Montgomery"), Nathaniel Rateliff & The Night Sweats ("Pretty Good"), Amanda Shires ("Saddle in the Rain"), Sturgill Simpson("Paradise") und John Paul White ("Sam Stone") interpretiert werden. Der Erlös des Albums kommt zwölf verschiedenen gemeinnützigen Organisationen zugute, von denen jeder der beteiligten Künstler eine ausgewählt hat. Jeder wird hier wahrscheinlich seinen Favoriten finden, für den Schreiber dieser Zeilen ist es ganz klar Nathaniel Rateliff & The Night Sweats.

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