Pippo Pollina: Canzoni Segrete
Der italienische Liedermacher, Poet, Journalist, Kosmopolit, Jurist, Straßenmusiker und langjähriger Weggefährte von Konstantin Wecker, Werner Schmidbauer oder Martin Kälberer ist mal wieder als Solist unterwegs, wobei gleich zwei duzend Musiker nebst Bläsern und einem Männerchor am Entstehen des Albums mitgewirkt haben. Pollina singt über die Kraft der Musik, über die Folgen des Wohlstands, das Leben in Zeiten dieser seltsamen Pandemie, über Liebe, Leidenschaften, über Träume, Hoffnungen und Enttäuschungen – über das Leben halt. Seine Songs sind filigran, durchdacht, kunstvoll arrangiert, machtvoll und leise, romantisch und kraftvoll, traurig, Trost spendend und fröhlich - wie eben das Leben selbst. Man muss dazu halt des Italienischen mächtig sein.
Tara Nome Doyle: Vaermine
Gelebt wird in Kreuzberg, ihre Wurzeln gehen auf Irland und Norwegen zurück. Woher die Intensität und Verletzlichkeit ihrer Stimme kommt, wer weiß es. „Eine verblüffende Grandezza“ attestierte zumindest "Spiegel Online" und weiter, „als würde Kate Bush im Berghain Songs von Nick Cave singen“. Das sind große, vielleicht zu große Fußstapfen, in die die Singer/Songwriterin hier bereits gepresst wird. Feststeht, dass ihr Vortrag wirklich fast schmerzlich intensiv ist, ihre Songs in Seele und Herz scheiden, berühren und sich festsetzen. Komponiert am Klavier, begleiten die junge Poetin Musiker aus dem Dunstkreis von Gang Of Four, Nils Frahm und mit Larry Mullins auch wirklich von Nick Cave, bzw. Iggy Pop. Geographisch passen diese Lieder aber besser auf Island als nach Berlin.
Vanderlinde: Muy Rico
„Muy Rico“, „very rich“ oder auch “delicious”. Ein Waisenhaus, bzw. deren Bewohner in Ecuador haben den Titel der neuen CD der niederländischen Americana-Rocker „gespendet“. Arjan van der Linde hat sein Herz an diese Kinder verloren und widmet ihnen auch dieses sechste Album. Es ist gespickt mit Songs, wie wir sie aus den 70ern von Crosby, Stills, Nash & Young, aus den 80ern von Crowded House, in den 90ern von Tom Petty und in der Gegenwart von Jason Marz oder John Mayer her kennen. Unaufgeregt, zeitlos, mit viel Gespür für feines Handwerk und entsprechende Soli - und weltumarmende Melodien.
Sun Cutter: Sun Cutter
Kevin Pearce hat schon im zarten Alter von 33 Jahren einen Herzinfarkt erlitten. Das ist hier bemerkenswert, denn zur Rehabilitation gehörte auch das Schreiben und Aufnehmen des Projekts Sun Cutter. No Herzinfarkt, no zart-schmelzende Indie-Folk-Soul-Songs. Wir erleben einmal mehr: Alles, insbesondere das Leben, hat immer zwei Seiten. Und die Musik von Sun Cutter hat noch mehr. So eröffnet „What Can I Do“ als Vintage-Soul-Song mit üppigem Gospel-Chor, das folgende „Daylight Star“ ist dagegen ein einfach gestrickter, akustischer Folk-Song mit Schunkel-Faktor, in „Hold Out“ offenbart der Mann sein Herz für cool gestrickten Indie-Pop, um uns dann in „Stand Your Ground“ den romantischen Sixties-Crooner zu geben - und mit „Trick“ gar in Cohen-Sphären zu entfliehen.
Bosudong Cooler: Sand
Indie-Rock aus Südkorea. Brauchen wir das hier, oder genügt nicht doch schon die Schwemme britischer und amerikanischer Kapellen, ganz zu schweigen von ein paar recht interessanten Gewächsen deutscher Präferenz? Die Jungs plus Frontfrau aus Asien haben dem übrigen Kanon ebendieser Bands (leider) auch nichts Neues hinzuzufügen -außer, dass sie in Ihrer Landessprache singen. Der Stil von Bosudong Cooler pendelt zwischen beherzt zupackenden Indie-Rockern mit angefiesten Gitarren und kontemplativen Shoegaze-Songs. Man will sich nirgends zu sehr aus dem Fenster lehnen, und wer es allen recht macht, schwimmt zwar oben, aber halt auch im Mainstream.
Jana Horn: Optimism
Die Singer/Songwriterin aus Austin/Texas kommt auf Samtpfoten daher und singt so verhuscht und verschlafen, als wäre es ihr fast peinlich ans Mikrophon zu treten. Eine Gesangslehrerin hätte zudem ihre liebe Freude damit, diese herrlich unreife und unverbildete Stimme zu formen. Eingespielt hat sie Ihr Debüt mit einer ebenso behutsam agierenden Band namens Knife In The Water, die anscheinend einen Trompeter in ihren Reihen zählen. Und dieser ist denn auch das I-Tüpfelchen bei diesen morbid-melancholischen, somnambul dahintorkelnden Liedern zu halbakustischen Gitarren und Fender-Rhodes-Piano.
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