King Hannah: I´m not sorry, I was just being me
Hannah Merrick und Craig Whittle aus Liverpool sind zusammen (ein paar Mitstreiter inbegriffen) King Hannah. Nun verbindet man mit der Hafenstadt am Mersey River zunächst einmal die Fab Four, später dann auch The Clinic, Echo & The Bunnyman oder die La`s. In ein ganz anderes Horn stößt jetzt dieses Dou mit seinem dunklen, mysteriösen, enigmatischen Sound, der sich vorwiegend auf den lasziven Sprechgesang von Hannah und den von eruptiv bis lethargisch reichenden Gitarren-Exkursionen und -Extravaganzen von Craig stützt. Will man denn Vergleiche bemühen, kommt man mit einer Depression-Ausgabe von Nick Cave und seinen Bad Seeds zumindest in die Nähe des Gebotenen.
Hein Cooper: True to You
Der australische Troubadour hat seine Ebony kennen und lieben gelernt - und ihr mit „True To You“ gleich ein ganzes Album gewidmet. Er beschreibt darin, wie sich sein Leben durch diese tiefe Liebe verändert hat und tut dies mit aufgewecktem, euphorischem Indie-Pop, der mal Richtung Folk, mal Richtung Rock schielt und gerne die großen Gesten aus der Hosentasche holt. So ist das halt, wenn man frisch verliebt ist, da kitzelt es im Bauch und die Seele bekommt Flügel. James Blunt, Ed Sheeran, Mumford & Sons als Referenzen.
Pictures: It's Ok
Maze Exler (Gesang/Gitarre), Ole Fries (Gitarre), Markus Krieg (Bass) und Michael Borwitzky (Schlagzeug) machen da weiter, wo einst die jungen Wilden Deutschlands den Indie-Rock entdeckten, klingen somit etwas aus der Zeit gefallen, denn dieses Album der Berliner hätte auch genauso gut Anfang der 90er erschienen sein können. Live im Studio aufgenommen, strotzt das Album vor Spielfreude und vereint Freunde von 18th Dye, Ferryboat Bill, Schwefel, The Bates und wie sie damals alle geheißen haben.
Keb' Mo': Good To Be
Lange nichts gehört von: Kevin Moore aka Keb` Mo`. Der viel gepriesene und einst als Wunderkind geltende Musiker hat unter der Regie von Country-Legende Vince Gill, der drei der 13 Titel des Albums produzierte, und dem dreifachen Grammy-Gewinner Tom Hambridge (B.B. King, Buddy Guy) sein neues Album vorwiegend in Nashville aufgenommen. Schon immer auch im Country zu Hause, bekommt das Genre neben Blues und Soul hier etwas mehr Gewichtung. „Good To Be“ klingt aber eben wie ein Keb` Mo`-Album schon immer geklungen hat: perfekt und locker zugleich, wobei der Easy-Listening-Faktor inzwischen eine Gradwanderung zur Beliebigkeit angetreten hat. Dazu passt auch das Bill-Withers-Cover von „Lean On Me“.
Harrison Storm & Enna Blake: Under Dusk
Während des Lockdowns haben sich diese beiden australischen Singer/Songwriter eher zufällig gefunden und daraus ein warm temperiertes Folk-Album aufgenommen, das von den Stimmen der beiden Protagonisten ebenso lebt wie von den warmen Klängen eine Rhodes-Piano, der akustischen Gitarre oder einem Cello. Melodietrunken verlieren sich diese Lieder bei einem abendlichen Spaziergang zum Sonnenuntergang am Strand.
Philipp van Endert & Orchestra: Moon Balloon
Das Orchester, mit dem der Gitarrist hier sein neues Werl eingespielt hat ist kein geringeres als das Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Jörg A. Keller, arrangiert hat Peter Hinderthür. Mit dabei auch das Cartouche Trio mit André Nendza am Bass und Christian Kappe am Flügelhorn, die zusätzliche Farbe ins komplexe Klangbild zaubern. Enders Gitarre schwebt förmlich zwischen den voluminösen Klängen des Orchesters, was sicherlich auch ein Verdienst von Toningenieur Florian van Volxem ist. Er erschuf ein extrem transparentes Klangbild, dass diese CD vor allem für Audiophile zum Erlebnis machen dürfte.
Deserta: Every Moment, Everything You Need
Matthew Doty steht sonst den Post-Rock-Kapellen Saxon Shore oder Midnight Faces vor und spielt auch schon mal mit Josh Tillmann aka Father John Misty zusammen. Die Pandemie hat auch ihn schwer getroffen, musste er doch sein geliebtes Studio aufgeben und die neue Platte in seiner Zweizimmerwohnung aufnehmen, die auch noch vom Rest der Familie als Wohnstatt genutzt wird. Der Raum komprimiert, der Sound komprimiert. Doty verdichtet Synthie-Schleifen mit dröhnenden und verhallten Gitarren zu einem Wall Of Sound, durch den sich mühsam aber stetig das Schlagzeug seinen Weg bahnt. Verwirklicht haben diese gewaltigen Klanglandschaften James McAlister (Sufjan Stevens, The National, Taylor Swift), Caroline Lufkin (Mice Parade) die das ätherische „Where Did You Go“ schrieb und sang, Dave Fridmann (Tame Impala, Mogwai, Interpol)), der das sanfte Monstrum abmischte und Chris Coady (Beach House, Slowdive) der als Produzent fungierte.
Duquette Johnston: The Social Animals
Der Mann aus Alabama hat mit Südstaaten-Rock wahrlich nichts am Hut. Da spricht schon seine Biographie dagegen, die nicht von verklärten Ausritten in die Weite des Landes erzählt, sondernd von Drogen- und Knastjahren, von tiefen Abstürzen und dem sich Wiederhochkämpfen. “I was holding on for one more year to run, so I started closing eyes and seeing sun” singt er trotzig im Opener, “Year To Run” - und erinnert dabei ein wenig an Grant Hart. Zusammen mit Steve Shelley (Drums), Emil Amos (Bass), David Swatzell (Guitar), Seth Brown (Keys) und John Agnello (Waxahatchee, Hop Along) als Produzent hat er sein neues Album aufgenommen, ein starkes Statement, sowohl lyrisch als auch musikalisch.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.