Oberpfalz
17.03.2022 - 11:59 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Die Wave-Institution The Monochrome Set klingt juvenile wie in den 80ern, Jan Verstraeten entführt in einen recht amüsanten Tanztempel und Susanna aus Norwegen überzeugt mit Kunst.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

The Monochrome Set: Allhallowtide

The Monochrome Set: Allhallowtide Bild: exb
The Monochrome Set: Allhallowtide

Frei übersetzt würde der Titel des 16. Albums der Indie- und New-Wave-Institution (die Kapelle wurde bereits 1978 gegründet!) aus London in etwa "Allerheiligenströmung" bedeuten, aber die Texte von Bid & Co. waren ja von jeher schon immer etwas kryptisch und von Sarkasmus und feinem britischem Humor durchdrungen. Aktuell von Gründungsmitglied Andy Warren am Bass begleitet, wirkten noch diverse andere MusikerInnen an der Entstehung dieses Albums mit. Es ist einmal mehr geprägt von einer unnachahmlichen Eleganz und Stilsicherheit bei den Melodien, die schon Verehrer wie Franz Ferdinand, Belle & Sebastian, Jarvis Cocker oder Morrissey beeinflusst und in ihren Bann geschlagen hatten.

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Jan Verstraeten: Violent Disco

Jan Verstraeten: Violent Disco Bild: exb
Jan Verstraeten: Violent Disco

Der belgische Musiker hat während der Pandemie die verschiedensten Einflüsse ich sich aufgesogen („I watched every mafia movie on Netflix, that’s where the soul influences come from. I had a bit of a triphop moment, and I took the beats and Portishead-like strings from there. There’s even some Moby in there, somewhere, much to the chagrin of my girlfriend!”) und daraus ein wirklich einzigartiges Album destilliert. Durchgehen üppig orchestriert ist sein eklektischer Ansatz ein Perforce-Ritt durch die Genres und auf alle Fälle großes (Kopf-)Kino auf cineastischer Breite. Man könnte aus der „Violent Disco“ wohl leicht ein Musical zaubern.

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Cosma Joy: Boy Boredom

Cosma Joy: Boy Boredom Bild: exb
Cosma Joy: Boy Boredom

Die 20-jährige, deutsch-britische Singer Songwriterin Cosma Joy mit Wohnsitz München wuchs in einem sehr musikalischen Haushalt auf. Man hörte sich durch eine gut sortieret Plattensammlung und sang zusammen. Vielleicht ist das die Erklärung für diese selten unverstellte, ungekünstelte und so natürlich rein belassene Stimme, die es heutzutage im Zeitalter der wild tanzenden, erotisch überfütterten Singdrossel eigentlich nicht mehr gibt. Also schon mal 100 Punkte für die gesangliche Leistung, aber auch musikalisch ist dieser Mix aus Neo-Soul, Yacht & Soft-Pop plus ein paar Jazz-Phrasen so spannend wie charmant, dazu persönliche und poetische Texte. Nur schade, dass es erstmal nur eine EP geworden ist.

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Tom Krailing: Flow

Tom Krailing: Flow Bild: exb
Tom Krailing: Flow

Was sticht als Erstes ins Ohr? Der markante, vielschichtige Schlagzeug-Sound, geschult an den 80ern mit einer dominanten Snare im Zentrum. Dann fügt der Schaffhausener Musikant seine markant-kantige, rauchige Stimme hinzu und lässt die Elektrische brätzend durch den Rhythmus sägen. Nennen wir es Rock. Gleich darauf offenbart der Mann seine sanfte Seite, wiegt uns wohlig zum Soft-Folk in den Foxtrott-Rhythmus und entführt an die Gestade, wo schon die Eagles ihre Erfolge feierten. Rock trifft dann auf Post-Wave in „Love Will Tear Us Apart -und Ric Ocasek hätte seine Freude daran. Hart & zart geht es die gesamte Spiellänge weiter, Gäste wie Hank Shizzoe oder Min-King-Sänger Philipp Albrecht hinterlassen ihre Visitenkarten.

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Susanna: Elevation

Susanna: Elevation Bild: exb
Susanna: Elevation

Die hochdekorierte norwegische Künstlerin Susanna Karolina Wallumrød legt mit „Elevation“ ihren zweiten Liederzyklus mit Texten des französischen Dichters Baudelaire vor. Bevölkerten diese bei den Texten von „Die Blumen des Bösen“ noch Heiden, Hexen, Dämonen, Wölfe und Vampire, so geht es jetzt um besessene Liebende, die sich nach Ekstase und einem spirituellen Aufbruch sehnen. Das Klavier und die übersinnliche Stimme von Susanne berühren tief, die dezent dazu eingeflochtenen Tonbandgeräusche bringen wenig Mehrwert, verstören aber auch nicht das als Gesamtkunstwerk angelegte Album. Liebhaber von Sonja Kristina oder Annie Haslam sollten auf alle Fälle reinhören.

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Jamie Clarke`s Perfect: Monkey See, Monkey Do

Jamie Clarke`s Perfect: Monkey See, Monkey Do Bild: exb
Jamie Clarke`s Perfect: Monkey See, Monkey Do

Vor über 30 Jahren wäre diese Musik noch der heißeste Scheiß gewesen, jetzt klingt der fröhliche Ska-Rockabilly-Irish-Speedfolk- Mix des ehemaligen Pogues-Mitgliedes doch etwas in die Jahre gekommen, aber Bands wie etwa Fiddler`s Green feiern ja auch weiterhin ihre Erfolge. Und zumindest klingt Jamie Clarkes Gesang so richtig schön authentisch nach Sex & Drugs & Rock `n` Roll - verraucht und versoffen. Die Geschichten sind aus dem wirklichen Leben gegriffen, man kauft dem Mann einfach ab, was er zu sagen (bzw. zu singen) hat. Die Band lärmt auch mal Bläserverstärkt, Party-Stimmung ist also garantiert. Prost!

 
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