Oberpfalz
06.04.2022 - 15:41 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Miriam Makeba erfährt eine grandiose Würdigung durch Frau Somi, Larry McCray meldet sich mit einem furiosen Blues-Feuerwerk zurück, und Alex Cameron hat wohl sein Meisterwerk vorgelegt.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

The Lemonheads: It´s A Shame About Ray (Cargo)

The Lemonheads: It´s A Shame About Ray Bild: Cargo
The Lemonheads: It´s A Shame About Ray

Ups! Kennen wir die Scheibe nicht schon?! Klar das 5. Werk von Evan Dando und seinen Zitronenköpfen feiert bereits sein 30. (!) Jubiläum und wird daher auf Vinyl und CD mit einer zusätzlichen Platte/CD plus einem Büchlein wiederveröffentlicht. Wie sich das gehört, gibt es als Zusatz die von Paul Simon innigst gehasste Cover-Version von „Mr. Robinson“, das ergreifende „Frank Mills“ aus dem "Hair"-Soundtrack, eine akustische Version von „Confetti“, „My Drug Buddy“ aus den bis dato unveröffentlichten KCRW-Sessions mit Julia Hatfield, diverse B-Seiten-Songs und noch vieles mehr. Nicht nur ein Fest für hartgesottene Fans.

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Jesse Mac Cormack: Solo (Cargo)

Jesse Mac Cormack: Solo Bild: Cargo
Jesse Mac Cormack: Solo

Der aus Montreal stammende Songwriter und Produzent hat - vereinfacht gesprochen - einen Durchbruch bei seiner Psychotherapie erzielt und das Resultat in Songs und Melodien gegossen. Das erklärt vielleicht, warum es hier doch etwas holprig, sperrig und zerrissen zugeht. Zumal spielt der Mann auch noch jedes Instrument selbst, und da kommt man dann auch schon mal an seine Grenzen. Grenzenlos gut wird jedoch die Gitarre beherrscht, die Synthies weben vorwiegend Teppiche, für den Rhythmus sorgt der Drum-Computer, die Stimme leidet in den oberen Tonlagen, diverse elektronisch Stör- und Zusatzgeräusche vermitteln einen zeitgemäß-experimentellen Indie-Pop-Eindruck, und „All At Once“ ist sogar herrlicher Kraut-Rock.

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Cecile McLorin Salvant: Ghost Song (Warner)

Cecile McLorin Salvant: Ghost Song Bild: Warner
Cecile McLorin Salvant: Ghost Song

Die bereits dreifach prämierte Grammy-Preisträgerin mit der phrasierwütigen Ausnahmestimme fühlt sich im intimen Duo-Kanon genauso wohl wie in einem Big Band-artigen Arrangement, Hauptsache, der Jazz dominiert. Aber auch Folk, Blues, R&B sind Genres, die hier gestreift werden, und erstmals überwiegen die selbst verfassten Stücke neben anbetungswürdigen Cover-Versionen von Kate Bush („Wuthering Heights“) oder Brecht/Weil („The World Is Mean“).

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Larry McCray: Blues Without You (Rough Trade)

Larry McCray: Blues Without You Bild: Rough Trade
Larry McCray: Blues Without You

“Arkansas” eine Hymne an seine Heimatstadt eröffnet das nach langer Pause entstandene neue Album der Rust-Belt-Blues-Größe. Produziert hat es kein geringerer als sein Verehrer, Blues-Rock-Titan Joe Bonamassa mit Josh Smith. Neben Bonamassa haben noch Warren Haynes, Joanna Connor und Reese Wynans Gastauftritte. Die sind aber auch gar nicht so wichtig, denn der Mann kann für sich sprechen und singen und seine power-geladenen, Soul- und Gospel-infizierten Songs überzeugen auch ohne illustre Gästeschar, egal ob diese nun Bläser-verstärkt oder auch mal eine Spur zurückgenommen mit Streicherschmelz daherkommen. Sollte, nein muss man als Blues-Fan auf der Uhr haben!

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Lucius: Second Nature (Cargo)

Lucius: Second Nature Bild: Cargo
Lucius: Second Nature

Holly Laessig und Jess Wolfe waren einmal ein Ehepaar. Das ist Geschichte, das Projekt Lucius hat sich zwar massiv verändert, ist aber am Leben geblieben. Nach den ersten beiden Alben (und der Trennung) folgten erst einmal diverse Engagements als Background-Sängerinnen bei Künstlern wie Roger Waters, Ozzy Osborne, John Legend, The War On Drugs, Sheryl Crow oder Brandi Carlile. Letztere singt nicht nur auf der Platte mit (wie übrigens Sheryl Crow auch), sie hat sie auch zusammen mit Dave Cobb produziert. Beide würden jetzt eher für einen Country-lastigen Americana-Sound stehen, sie führen Lucius aber direkt auf den (Indie-)Dancefloor, der hier Funk, Soul und ein wenig New Wave zu einem leicht goutierbaren Pop zusammenrühren, der über die Tiefe der Texte hinwegtäuscht.

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Alex Cameron: Oxy Music (Cargo)

Alex Cameron: Oxy Music Bild: Cargo
Alex Cameron: Oxy Music

Sein viertes Album sei von Nico Walkers Roman "Cherry" inspiriert, und da geht es ja nicht so ganz gemütlich zu. Cameron komponiert zu eher düsterem Szenario absolut süffige wie sämige Melodien, die er aus den 80ern ins Hier & Jetzt gerettet hat. Es geht eher flott und poppig zu, Klavier und Saxophon verbreiten zusammen mit üppigen Background-Chören schon fast so etwas wie Yacht-Pop-Atmosphäre, wäre da nicht der knackige Rock-Ansatz. Macht richtig Spaß, diese Scheibe und ist der richtige Sound um das Frühjahr einzuleiten. Ric Ocasek, Kevin Morby und Ezra Furman fahren dabei im offenen Cabrio mit.

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Boulevards: Electric Cowboy: Born in Carolina Mud (New West Rec)

Boulevards: Electric Cowboy: Born in Carolina Mud Bild: New West Rec
Boulevards: Electric Cowboy: Born in Carolina Mud

Der Electric Cowboy hört auf den Namen Jamil Rashad und ist ein Kämpfer gegen Drogenmissbrauch, Rassismus, Gewalt, systemische Unterdrückung, berufliche und romantische Selbstsabotage. Er suhlt sich nicht in der Dunkelheit, sondern begegnet diesen Schwierigkeiten mit wildem, elektrischem Groove. Dieser wiederum speist sich aus Soul, Country, Jazz, Hip-Hop, Indie-Rock und dem Blues mit den Vorbildern und Einflüssen von James Brown, Shuggie Otis und Baby Huey bis zu Bad Brains, Gang of Four, Television und The Cramps. Bei der Umsetzung seines Streitzugs haben ihm Freunde wie Adrian Quesada von der Grammy-nominierten Neo-Soul-Band Black Pumas (der auch an der Produktion beteiligt war), Nikki Lane, Macie Stewart von OHMME sowie Ashley Wilcoxson und Leisa Hans (die häufig mit Dan Auerbach, The Black Keys, Tony Joe White und Yola arbeiten) geholfen. Ziemlich cool und überhaupt nicht so kitschig wie das Cover Artwork.

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Somi: Zenzile: The Reimagination of Miriam Makeba (Bertus)

Somi: Zenzile: The Reimagination of Miriam Makeba Bild: Bertus
Somi: Zenzile: The Reimagination of Miriam Makeba

Der Titel macht es klar: Somi Kakoma, die Labelgründerin, Aktivistin, Buchautorin und Theaterschauspielerin hat eine Hommage an eine der größten afrikanischen Sängerinnen überhaupt, Mama Africa aka Miriam Makeba aufgenommen. Dabei taucht sie das Werk der Übergroßen in ausufernd jazzige Arrangements und ringt ihm so ganz neue Klangfarben ab. Hier wird nicht einfach nur gecovert, hier wird neu kontextuiert, hier wird eine neue Musik-Sprache für die grandiosen Vorlagen gefunden. Jazz, Soul, Weltmusik und traditionelle afrikanische Musik in seiner schönsten Symbiose. Mit Gastauftritten von Angelique Kidjo, Ladysmith Mambazo, Gregory Porter u.a.

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