Oberpfalz
25.04.2022 - 17:52 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Die Singdrosseln von High South werden ein Opfer der Pandemie, Midlake beweisen, dass wir sie zu Recht vermisst haben und ein Heartbreaker könnte es eigentlich (noch) besser.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Midlake: For The Sake Of Bethel Woods (PIAS)

Midlake: For The Sake Of Bethel Woods (PIAS) Bild: Pias
Midlake: For The Sake Of Bethel Woods (PIAS)

Als die Band 2006 mit dem inzwischen zum Klassiker avancierten Album, “The Trials of Van Occupanther” im Vorprogramm von Wilco unterwegs waren, fragte sich der eine oder andere, wer denn nun hier der Haupt-Act sei. Es folgten noch zwei auch nicht üble Alben - und dann war erst einmal für fast zehn Jahre Schluss mit Lustig. Midlake steigen mit „For The Sake Of Bethel Woods” zwar nicht wie der Phoenix aus der Asche, ihr dichtes Songwriting, die eng verzahnten Melodien, dieser beseelte Folk-Rock-Mahlstrom mit dem psychedelischen Sahnehäubchen, diese kleinen Ecken, Kanten und unvorhersehbaren Windungen, diese Ausflüge in fast Prog-artige Gefilde bekommt aber sonst keiner so somnambul abgeklärt hin wie diese Waldschrate aus Denton.

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Mattiel: Georgia Gothic (PIAS)

Mattiel: Georgia Gothic (PIAS) Bild: Pias
Mattiel: Georgia Gothic (PIAS)

Auf ihrem Debüt stand Mattiel Brown auf einem Pferd. Platte zwei zeigte sie inmitten eines Zementwerks, und jetzt posiert sie mit Partner Jonah Swilley im roten Lackanzug inmitten einer solarisierten Grünlandschaft. Stringent ist das nicht, und so entfernt sich das Künstlerpaar auch immer mehr von den Anfängen mit Voodoo-Blues, Garagen- und Folk-Rock der 60er, Twang-Gitarren und Soul hin zu flotten Pop-Melodien, etwas R ´n` B, New Wave, psychedelischen Ansätzen und sogar einer Art Dub-Reggae (obwohl der Song „Subterranean Shut-In Blues“ heißt). Wo andere während der Pandemie meist getrennt arbeiteten, entstanden diese Aufnahmen erstmals als richtiges Band-Projekt in einer einsamen Hütte in Atlanta unter der Regie von John Congleton (Angel Olsen, Midlake, Erykah Badu, Sleater Kinney).

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Mike Campbell & The Dirty Knobs: External Combustion (BMG)

Mike Campbell & The Dirty Knobs: External Combustion (BMG) Bild: BMG
Mike Campbell & The Dirty Knobs: External Combustion (BMG)

Das Debüt “Wreckless Abandon” gelang dem ehemaligen Heartbreaker deutlich besser als dieser zweite Wurf. Klar kann man nicht wirklich motzen, denn handwerklich ist das hier natürlich feinste Sahne, schöner hingerotzter Rock `n` Roll, Blues `n` Boogie, Southern Rock, Americana, Country-Rock und was man halt sonst noch als traditionelle amerikanische Rockmusik durchgehen lassen will. Und mit Benmont Tench hat man den Kumpel aus alten Tagen an der Seite, mit George Drakoulias den mehr als versierten Produzenten und mit Margo Price und Ian Hunter zwei veritable Gast-Vokalisten im Set. Was fehlt sind die wirklich herausragenden Songs, Melodien und Rhythmen, die nicht auch jede andere Rockband der besseren 20% aus der Hut zaubern kann.

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Popa Chubby: Emotional Gangster (V2)

Popa Chubby: Emotional Gangster (V2) Bild: V2
Popa Chubby: Emotional Gangster (V2)

Als Theodore Joseph Horowitz sein neues Album zusammenstellte, konnte er noch nicht wissen, wie aktuell das gleich in einer englischen und französischen Version aufgenommene „Why You Wanna Make War“ werden würde. Dass er dem guten alten „Hoochie Cootchie Man“ und „Dust My Broom“ Tribut zollt, hat indes andere Gründe. Die Cover sind ordentlich gemacht, bemerkenswerter sind aber die eigenen Songs, die den Blues, oder die diversen Blues-Spielarten mit dem Hard-Rock der frühen Siebziger vermählen, wie es einst auch Led Zeppelin oder Black Sabbath gemacht hatten. Chubby glänzt zudem als veritabler Slide-Gitarrist, kraftvoller Shouter, und mit Jason Ricci hat er sich einen richtigen Mundharmonika-Zauberer zu den Aufnahmen geholt.

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50 Foot Wave: Black Pearls (Cargo)

50 Foot Wave: Black Pearls (Cargo) Bild: Cargo
50 Foot Wave: Black Pearls (Cargo)

Als Kirstin Hersh in den 80ern zusammen mit Stiefschwester Tanya Donelly die Throwing Muses gründete, war das ziemlich sensationell, wurde doch der Indie- und Alternative-Rock fast ausschließlich von Männern buchstabiert. Die Ladies gaben saures, rockten und lärmten vor allem was das Zeug hielt -und Kirstin Hersh tut das auch aktuell noch mit diesem Trio-Projekt, das durch Bernard Georges (ebenfalls Throwing Muses) und Rob Ahlers vervollständigt wird. Bretterharte Grunge-Riffs eröffnen „Staring Into The Sun“, schräg-verzerrte Gitarren dominieren „Hog Child“ und bei „Blush“ wetteifert die psychedelische mit der Shoegaze-Seite um die Wette. Blitzsauberer Indie-Rock, als hätte es die letzten 40 Jahre nicht gegeben.

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High South: Peace, Love and Harmony Revisited (Cargo)

High South: Peace, Love and Harmony Revisited (Cargo) Bild: Cargo
High South: Peace, Love and Harmony Revisited (Cargo)

Ursprünglich wurde das Album ja schon Anfang 2020 veröffentlicht, eine Tour folgte -und wurde abrupt wegen der Pandemie abgebrochen. Aber das war nur der Anfang eines anhaltenden Zerbröselungsprozesses an deren Ende die Auflösung der vielversprechenden Americana-Band stand. Diese Doppel-CD/LP ist also ein Vermächtnis und wird daher ergänzt um alternative Aufnahmen und dem hervorragenden Mitschnitt, „Live In Woodstock“, plus einem Büchlein nochmals veröffentlicht. Für Fans von Crosby, Stills, Nash & Young, Little Feet, The Band, America, aber auch Animal Liberation Orchestra, Calexico oder die Felice Brothers.

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