The Jazz Butcher: The Highest In The Land (Tapete)
Pat Fisch war vieles: flammender wie engagierter Sozialist, scharfzüngiger, sardonischer, sarkastischer und verdammt schlauer und belesener Liedtexter, leidenschaftlicher Raucher und Trinker, Dandy und Boheme und natürlich ein fantastischer Musiker, sicherlich einer der besten die das UK die letzten 40 Jahre hervorgebracht hat. Letzten Herbst ist der Jazz Butcher im Alter von nur 63 Jahren gestorben. Sein letztes Album als sein bestes zu bezeichnen, wäre zu viel geschmeichelt, aber es ist alles da: der unglaubliche Wortwitz mit seinen versteckten Zitaten, die geschmeidigen Indie-Pop-Melodien (mit Country- und Blues-Einschlag), die lockeren Jazz-Grundierungen, der Hang zur sanften Melancholie, das Frankophile. „We never give up“ singt er - ruhe in Frieden.
Jerry Paper: Free Time (Rough Trade)
Jerry Paper heißt eigentlich Lucas Nathan und dieser ist ein nicht-binärer Künstler, Groover und vor allem als Arschwackler („Shaking Ass“ heißt einer der vielen witzigen Songs). Er kokettiert mit seiner Neigung, nimmt sie und uns aber auch nicht all zu ernst, denn Lucas Nathan will vor allem Spaß mit sich selbst und auch mit uns haben. So schlüpft er in sein rosa Kleidchen steigt in sein Raumschiff und unterhält uns mit schräg-spaßigen Blubber-Sounds wie in „Myopitopia“, naiven Keyboard-Spielereien wie in „Duumb“ oder einem schmissigen Bossa Nova mit Drum-Computer und Synthi-Geigen -und Flöten wie in „Just Say Play“. „Hey, lasst uns ein wenig Spaß haben, das Leben kann scheiße genug sein!“ Jerry Paper liefern den Soundtrack dazu.
Alabaster dePlume: Gold (International Anthem)
Gus Fairbairn, besser bekannt als Alabaster DePlume ist ein englischer Poet, Singer/Songwriter, Komponist, Arrangeur und viel beachteter Saxophonist. Auf diesem Doppel-Album zieht er alle Register seines breit gefächerten Schaffens, lässt uns eintauchen in fernöstliche Melodien, in Jazz-Landschaften, wie wir sie in diesem Kontext noch nie gehört haben. Er berührt mit nüchternen, aber engagierten Spoken Word-Performances ebenso wie mit kollagenhaften, kaleidoskopisch schillernden, polyrhythmischen Kompositionen oder mäandernden Sound-Landschaften, die sich einer exakten Einordnung widersetzen. Weltmusik, Pop, Jazz, freie Improvisation, Experiment -ein vielschichtiges Werk, umgesetzt von gut zwei duzend Kollaborateuren.
Penguin Cafe: A Matter Of Life … (Erased)
Es war einmal… Das Penguin Cafe Orchestra, ein kongeniales, allen Einflüssen offenes, vielköpfiges, sich ständig wandelndes von Simon Jeffes geführtes Ensemble. Der starb viel zu früh 1997 und das Orchestra schrumpfte zum Peguin Cafe, nunmehr geführt von seinem Sohn Arthur. Die Musik, ein frei assoziierender Flow aus Klassik, Folk, Jazz, Ambient und Minimalismus wurde beibehalten, das Erbe gepflegt. Als erste Veröffentlichung unter dem neuen Namen erschien „A Matter Of Life“ 2021. Nun liegt das Werk neu gemastert und auch erstmals auf Vinyl vor. Zudem gibt es eine Neuinterpretation der damaligen Single, „Harry Piers“ zu hören. Für Neueinsteiger in diese bezaubernde Musikwelt ideal, für Kenner gibt es überschaubar Neues zu entdecken.
Papooz: None Of This Matters Now (Half Awake)
Das Pariser Duo, Ulysse Cottin und Armand Penicaut schlossen sich für ein paar Wochen mit viel Rotwein und Zigaretten in ein Studio ein um Ihr zweites Werk möglichst Track By Track live einzuspielen. So entspannt die Atmosphäre im Studio sein gewesen mag, so locker, pfiffig und unbekümmert hören sich auch diese Songs an. Auch wenn Klimawandel oder Scheidung thematisiert werden, dem entspannten Wohlfühl-Sound tut dies keinen Abbruch. Man torkelt beschwingt aber ohne Hasst von Note zu Note, Ihre Vorliebe für die Beatles -vor allem George Harrison- ist deutlich heraus zu hören („Baby Girl“), sämige Background-Vocals, ein Klavier, die Slide-Gitarren, eine Brise Latin Pop und fertig ist der ideale Soundtrack für Fahrten in den Sonnenuntergang.
Richard Thompson: Music From Grizzly Man (Cargo)
Man kennt den begnadeten Gitarristen und Singer/Songwriter aus seiner Zeit bei Fairport Convention, zusammen als Folk-Duo mit Frau Linda und natürlich als Hansdampf-In-Allen-Gassen-Solist und gefragten Session-Musiker. Ziemlich unbekannt ist jedoch diese Arbeit für Werner Herzogs Film, „Grizzly Man“ aus dem Jahre 2005 über das wahre Leben und den Tod in der Wildnis Alaskas.
Thompson schöpft dabei aus seiner immensen Fülle an Stilen, bringt Ambient-Sounds ein, hat den Blues, lässt seinem ikonischem Folk-Fingerpicking freien Lauf, streift Psychedelia, musiziert allein oder in kammermusikalischer Besetzung mit Cello, Klavier und Schlagzeug. Tief atmosphärische Instrumentalstücke sind das, produziert von keinem geringeren als Henry Kaiser.
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