Oberpfalz
02.06.2022 - 17:10 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Kevin Morby geht auf Reisen -und schreibt sein Meisterwerk, Herr Obongjayar entführt in exotische Klangwelten und mit Mascha Juno lässt es sich gut abhängen.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Spice: Viv (Cargo)

Spice: Viv (Cargo) Bild: Cargo
Spice: Viv (Cargo)

Violinistin Victoria Skudlarek hat es nicht leicht, gegen ihre Kollegen an den Sechssaitigen, Ian Simpson und Michael Bingham, anzuspielen, besonders, wenn die Kapelle aus Kalifornien ihren Punk-Wurzeln frönt. Das machen sie gerne mit Verve und vor allem laut und ungestüm, wozu auch eine alles andere als verhalten polternde Rhythmussektion ihren Teil beiträgt. Schön, dass es bei diesem umfassenden Powerplay auch verhaltene Momente wie das melancholische "Ashes In The Birdbath" zu bestaunen gibt.

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Ulita Knaus: Old Love And New (Bertus)

Ulita Knaus: Old Love And New (Bertus) Bild: Bertus
Ulita Knaus: Old Love And New (Bertus)

Die Hamburger Sängerin liebt Gedichte. Vor allem ältere Semester, die so um die letzte Jahrhundertwende vor den großen Kriegen entstanden. Der Lockdown gab ihr ausreichend Zeit, dazu wunderschön fließende Jazz-Melodien zu komponieren, die zwischen Cole Porter und George Gershwin oszillieren und von einer einfühlsamen Bandbesetzung aus Flöte, Saxophon, Bass, Gitarre und Klavier umgesetzt werden. Der typisch deutsche Zungenschlag ist dabei eher das i-Tüpfelchen.

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Pachakuti & young.vishnu: Dédalo (Melting Pot Music)

Pachakuti & young.vishnu: Dédalo (Melting Pot Music) Bild: Melting Pot Music
Pachakuti & young.vishnu: Dédalo (Melting Pot Music)

Darf ich vorstellen: Pachakuti, Musiker, Komponist, Arrangeur aus Kolumbien, der eine erkleckliche Anzahl an Instrumenten beherrscht. Und young.vishnu, seines Zeichens DJ, Philosoph und Produzent aus deutschen Landen. Zusammen (und unter Mithilfe diverser Gäste) haben sie ein Album im Spannungsfeld zwischen Weltmusik, Soul und Jazz eingespielt, das seine ganz eigene Klangfärbung durch eine Vielzahl exotischer Instrumente (da hätten wir u.a. eine andeanischen Kena und Charango, die kolumbianischen Gaita und Marimba de Chonta oder einem indischen Harmonium) erhält. Die meist instrumentalen Kompositionen laden zum Abhängen und stillem Genießen ein, sind sie doch spannungsgeladen und trotzdem relaxt zugleich.

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Mascha Juno: Uno (MusicHub)

Mascha Juno: Uno (MusicHub) Bild: Music Hub
Mascha Juno: Uno (MusicHub)

Mascha Juno, bürgerlich Maria Schneider, war und ist auf internationalen Bühnen und in Tonstudios für andere Künstler aktiv. Etwa als Vibraphonistin und zweite Stimme bei Dota Kehr oder (in einer Kooperation mit dem Stargaze Ensemble) mit Lisa Hannigan; unlängst wurde Mascha Juno Mitglied der Live-Band von Agnes Obel und wird mit ihr ab Juni auf Tournee gehen. Weiterhin spielt Juno Perkussion in klassischen Orchestern wie dem der Elbphilharmonie und der Komischen Oper Berlin, zudem bewegt sie sich mit dem gefeierten Andromeda Mega Express Orchestra im Grenzbereich von Neuer Musik und Jazz. Ferner arbeitet sie am Deutschen Theater Berlin, wo auch ihre Stimme gefragt ist. Jetzt hat sie ein Solo-Album aufgenommen und das fast im Alleingang. Komponiert an der Gitarre - ein ihr bis dahin eher fremdes Instrument - entwirft die Berlinerin Songskizzen, die behutsam und minimalistisch auf Stimme, bzw. ihre mehrfach gedoppelte Stimme und eben Gitarre setzen, aber auch Schlagwerk und allerlei Synthesizer mit einbeziehen. Das Ergebnis ist eine nach vielen Seiten offene, etwas esoterisch angehauchte Pop-Melange für die ruhigen Stunden des Tages.

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Toro y Moi: Mahal (Cargo)

Toro y Moi: Mahal (Cargo) Bild: Cargo
Toro y Moi: Mahal (Cargo)

Chaz Bear alias Toro y Moi ist schwer zu greifen. Das ist auch gut so, denn vielleicht würde er sonst in einer Zwangsjacke stecken, verrückt genug ist der Künstler allemal. Dabei will er doch nur spielen, doch heißen die vier Eckpunkte seiner musikalischen Monopoly-Reise nicht Gefängnis oder Los, sondern Space-Rock, Post-Rock, P-Funk - und x. Das „x“ steht dann für eine ständig wechselnde Gemengelage aus Hip-Hop, Experiment, Psychedelic, Jazz, House, R'n'B und ja auch Pop. Hochinteressant klingt das alles, die eigenen Hörgewohnheiten sollten - sagen wir mal - „elastisch“ sein.

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S. Carey: Break Me Open (Cargo)

S. Carey: Break Me Open (Cargo) Bild: Cargo
S. Carey: Break Me Open (Cargo)

Man kennt den Singer/Songwriter und Multiinstrumentalisten vielleicht von seiner Zeit mit Bon Iver, vielleicht auch von seinen Kollaborationen mit Sufjan Stevens oder Low. Sean Carey ist auf alle Fälle ein hochsensibler und einfühlsamer Zeitgenosse, der hier die Trennung von seiner Frau, den Tod des Vaters, die Pandemie, auch einfach all die Tiefpunkte im Leben verarbeitet - ohne dabei die Zuversicht zu verlieren. Er schwärmt von der Natur, dem Aufwachsen seiner Kinder, das ihm die Kraft gibt weiter zu machen, um das Licht am Ende des Tunnels zu suchen. Diese sanft-melancholischen Songs kleidet er mit gehauchter Fistelstimme in einen zart gesponnenen Kammer-Folk, der am Klavier komponiert wurde und von Streichern oder auch mal einem Bläser umgarnt wird. Wenn die Sommerhitze nervt, gibt es hier schon mal die Herbst-Platte zum Abkühlen.

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Kevin Morby: This Is A Photograph (Cargo)

Kevin Morby: This Is A Photograph (Cargo) Bild: Cargo
Kevin Morby: This Is A Photograph (Cargo)

Morby ist ein wenig gereist, hat Graceland, Memphis und den Mississippi besucht - und daraus ein eigenes, musikalisches Fotoalbum gemacht. Er hat dazu auch noch viele Gäste eingeladen, so dass es neben einem berührenden Duett mit Erin Rae auch Intermezzi mit einer Harfe, der Mundharmonie, Saxophon, dem Banjo, Streichern und einigem mehr gibt. Und Melodien sind ihm dieses Mal eingefallen, die ganz ausgezeichnet sind, sich im weiten Feld zwischen Americana, Bluegrass, Folk, Heartland-Rock, Gospel und ein wenig Country bewegen. Und „A Coat Of Butterflies“ hätte ein Lou Reed nicht schöner hinbekommen können.

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Obongjayar: Some Nights I Dream of Doors (The Orchard)

Obongjayar: Some Nights I Dream of Doors (The Orchard) Bild: the orchad
Obongjayar: Some Nights I Dream of Doors (The Orchard)

Der nigerianisch-englischen Künstlers, Steven Umoh, nennt sich Obongjayar - was die Sache mit der Aussprache auch nicht leichter macht. Aufgewachsen mit der Rap-Music von Eminem, Usher, Nelly oder Snoop Dogg fing er im Laufe der Jahre an, seine eigene musikalische Sprache zu finden. Und die klemmt bei jeder Schublade. Afrobeat, Spoken Word, Soul, elektronische Musik, World Music, Hip-Hop, Avantgarde, all diese Elemente spiegeln sich in diesen metaphysischen Liedern wieder. Umoh ist ein Zauberkünstler, ein Derwisch, ein Witch Doctor wie man wohl in seiner afrikanischen Heimat sagen würde - und solche Menschen können verzaubern.

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