Psychedelic Porn Crumpets: Night Gnomes (Marathon Artists)
Alleine für den Bandnamen könnte man diese psychedelischen Porno-Sahneschnitten schon knuddeln. Die sanften Wüstlinge aus Perth eröffnen dann auch eher unsanft mit an Black Sabbath geschulten Gitarren-Riffs. In „Lava Lamp Pisco“ mischt sich dann eine Blues-Harp ein, der Gitarren-Mahlstrom wütet aber weiter. In „Dread & Butter“ werden dann die Wanderklampfen herausgeholt, das Donnergrollen verstummt und die Sonne lacht. Bei „Bubblegum Infinity“ dreht jemand am Radiosuchlauf und findet am Ende den Brit-Pop-Sender, die „Sherpert Straws“ holen die Landsmänner vom Tame Impala oder dem Unknown Mortal Orchestra an Board und im Titelsong kommt fast ein wenig (psychedelisches) Canterbury-Feeling auf. Man kann diese Kapelle also auch für ihre Musik liebhaben.
Mastergrief: Fey (Radicalis)
Joachim Setliks ist wieder einer dieser schon fast schmerzhaften Hochtöner im Indie-Pop die die guten alten Rock-Röhren fast vollständig Richtung Classic-Rock verdrängt haben. Und dann haben die Basler Jungs sicherlich viel Radiohead gehört (was ja nicht das Schlechteste/Schlimmste ist), denn in diese Richtung geht ihr Post-Rock-gesättigter und Showgaze-verliebter Wall Of Sound. Beachtlich knackig agiert die Rhythmus-Sektion, und auch die Tastenarbeit verdient der besonderen Erwähnung. Man kann sich dazu gut auf eine (hoffentlich blühende) Blumenwiese, wahlweise auch auf die Luftmatratze im Pool legen.
49 Winchester: Fortune Favors The Bold (Bertus)
Wer bei diesem Bandnamen auf ein Country-Outfit tippt, liegt natürlich nicht ganz falsch. So traditionell und Nashville-like kommt die Truppe aus der kleinen Bergstadt Castlewood in Virginia (2045 Einwohner) dann aber doch nicht daher. So weht durch den Opener, „Annabel“ so ein Tarantino-Touch mit spuky Gitarren, „All I Need“ kann fast schon Rock, und der „Last Call“ entpuppt sich als ein fescher Boogie. Unterm Strich bliebt aber ein klischeefreies Country-Rock-`n`-Folk-Album der besseren Sorte stehen.
Kurt Vile: (watch my moves) (Virgin)
Die Zeiten mit War On Drugs sind längst Geschichte, Kurt Vile schreibt inzwischen selbst Geschichte(n). Das nunmehr zwölfte Album bietet Entspannung pur, entschleunigt mit seinem relaxt dahin galoppierenden Sound und der sympathischen DIY-Attitüde. Als Gäste wirken neben Rob Schnapf, The Violators und Chastity Belt auch Avant-Pop-Künstlerin Cate Le Bon, die Schlagzeugerinnen Stella Mozgawa (Warpaint, Courtney Barnett) und Sarah Jones (Hot Chip, Harry Styles) sowie James Stewart vom Sun Ra Arkestra. So klingt J.J. Cale 2.0 - einfach schön!
Craig Finn: A Legacy Of Rentals (Thirty Tigers)
Langsam gibt es mehr Solo- als Band-Alben. The Hold Steady lasten den Mann einfach nicht aus, auch wenn er hier mehr spricht als singt - und sich so Parallelen zu einem anderen „Prediger“, Mark Kozelek (ex-Red House Painters) aufdrängen. Wo der eine spröde und minimalistisch zu Werke geht, schöpft Finn aus dem Vollen, arbeitet mit Streichern, Bläsern, Chören zusammen und ist eher der muskulösen Musik eines Bruce Springsteen verpflichtet.
Old Crow Medicine Show: Paint This Town (PIAS)
Zusammen mit Matt Ross-Spang (Margo Price, Jason Isbell, John Prine) hat die vielleicht amerikanischste Band Amerikas ihr siebtes Album in Nashville aufgenommen. Es strotz nur so voller Guter-Laune-Melodien zwischen Country, Folk, Old-Time-Musik, Americana und Heartland-Rock und wirft dabei ein helles Licht auf die dunklen Seiten des amerikanischen Erbes. Mellencamp- und Petty-Fans sollten dieser Musik etwas abgewinnen können und selbst Bob Dylan-Connaisseure werden nicht im Regen stehengelassen.
Bobby Oroza: Get On The Otherside (Big Crown Rec)
Während der Pandemie musste der Mann auf dem Bau jobben, das körperbetonte Schaffen hat der Leichtigkeit und Eleganz seines vom Jazz geküssten Soul-Pop aber hörbar nicht geschadet. Man kann sich mit Bobby Oroza weiterhin an die Gestaden der West Coast träumen und mit einem Joint in der einen und einem Cocktailglas in der anderen Hand den sun down genießen. Sämig, süffig, berauschend schön.
Röyksopp: Profound Mysteries (Embassy Of Music)
Das neue Album der norwegischen Electro-Avantgardisten und -Querdenker (das war mal ein Kompliment!) ist ein multivisuelles Gesamtkunstwerk und wird von Filmen, etc begleitet. Und es führt Sie auf „Impossible“ mit der britischen Sängerin, Songwriterin, Produzentin und Namensgeberin des Duos Goldfrapp, Alison Goldfrapp, zusammen.
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