Alan Parsons: From The New World (Soulfood)
Eigentlich ist es ja überhaupt keine Überraschung, dass die ersten Töne des Openers, „Fare Thee Well“, wie das Bonus-Material zu Pink Floyds "The Wall" klingen, zeichnete der Musiker, Tontechniker und Produzent Alan Parsons doch für deren "The Dark Side Of The Moon"-Album verantwortlich. Und auch sonst bewegt man sich in Sachen Sounddesign und Stil nicht aus den 70ern und 80ern, also der Hochphase des Schaffens des Alan Parsons Project mit dem stilprägenden Album, „Tales Of Mystery And Imagination“, weg. Es ist also alles beim Alten geblieben, es gibt verspielte Keyboard-Passagen, flächige Sounds, feine kleine Gitarren-Solos - Classic-Rock at its best also, ein bisschen in die Jahre gekommen und innovativ wie ein alter Dieselmotor. Als Gäste mit dabei Tommy Shaw von Styx, "American Idol"-Teilnehmer James Durbin und Bluesrock-Superstar Joe Bonamassa.
Party Dozen: The Real Work (Cargo)
Wie oder warum Landsmann Nick Cave zu diesem Duo aus Sydney gestoßen ist, wissen wir nicht, er leiht seine Stimme jedenfalls dem Song „Macca The Muff“. Ansonsten muss man ziemlich starke Nerven haben, um diese Party zu genießen. Kirsty Tickle pflegt nämlich einen einzigartigem „Gesangsstil“, indem sie in die Glocke ihres Saxophons schreit, das seinerseits durch eine Reihe von Effektpedalen läuft. Komplementiert wird das Duo durch Jonathan Boulet (Percussion und Sampler). Zählt man eins und eins zusammen, ergibt sich eine wilde Mischung aus Doom, Jazz, Hardcore, Psychedelic, No-Wave, Industrial und Avantgarde.
Beabadoobee: Beatopia (Virgin)
Sehr melodiös, ja melodieverliebt, kommt der Indie-Pop/Rock der britisch-philippinischen Singer/Songwriterin Bea Kristi alias Beabadoobee daher. Auf der Insel bereits mit Awards geadelt und mit Milliarden von Streams auf dem Konto, verwundert der Hype ein wenig. Sicherlich ist das erst 21-jährige Mädel süß und enorm talentiert, nur neu ist dieser Sound zwischen Smashing Pumpkins, den Sundays und hunderten anderen Indie-Kapellen aus den 90ern nun auch wieder nicht. Als Stimme der Gen-Z-Generation ausgerufen, braucht es das dann wohl auch nicht mehr. Wirklich berühren tun dann auch streicherverzierte Akustik-Balladen wie das ergreifende „Ripples“, oder gleich danach der flotte Bossa-Nova von „The Perfect Pair“, den auch Lloyd Cole verbrochen haben könnte.
Alex the Astronaut: How To Grow A Sunflower Underwater (Nettwerk)
Alexandra Lynn, eine Singer/Songwriterin aus Sydney, ist Alex The Astronaut. Ihr erstes Werk hieß "The Theory Of Absolutely Nothing", was sich ja auch schon gut anhört. Jetzt also mit „How To Grow A Sunflower Underwater” erneut ein schöner Albumtitel. Und auch der Inhalt kann mit einem Wort zusammengefasst werden: schön. Wenn nicht wunderschön. Frau Lynn ist ein positiver Mensch, und diesen Optimismus, diese Lebensfreude verbreitet sie mit jeder Note. Der an sich simpel wie sympathisch gestrickte Folk-Pop wird tüchtig mit Bläsern und Streichern aufgepimpt, die Stücke strotzen vor Dynamik, schwingen sich meist zu jubelnden Hymnen hoch und bilden einen üppigen Wall Of Sound zur ungekünstelten Erzählstimme unserer Protagonistin. Man kann sich wunderbar vorstellen, mit dieser Künstlerin ein paar Wochen eine enge Raumkapsel zu teilen.
Launder: Happening (Cargo)
John Cudlip kämpft mit seinen Süchten. Als Launder gießt er diese in Songformate und Melodien, die den guten alten Indie-Rock hochhalten. Dieses Debüt hätte also auch gut und gerne Anfang der 90er entstanden sein können und wäre wohl auf dem SST-Label (Black Flag, Hüsker Dü, Meat Puppets) erschienen. So hat Ghostly die Ehre, die Flagge des melodiösen Grunge hochzuhalten, denn bei all den verzerrten Gitarren pocht in Cudlips Herz auch das des Shoegaze- und Dream-Rock, man merkt es nur nicht gleich.
Nightlands: Moonshine (Western Vinyl)
Dave Harley von War On Drugs hat sein erstes Solo-Album fast komplett mit seiner Stamm-Band aufgenommen, es ist also nicht verwunderlich, dass der Sound zumindest in die gleiche Schublade passt. Mit dabei außerdem Labelkollegen Joseph Shabason (Saxophon), der Exotica-Virtuose Frank Locrasto (Cass McCombs, Fruit Bats) sowie Produzent Adam McDaniel (Avey Tare, Angel Olsen). Es gelingt ein zeitloses, nuanciertes, melodieseliges, locker swingendes Indie-Pop-Werk, dem die Sonne aus dem Allerwertesten scheint - und das bei stilübergreifenden, somnambulen Connaisseuren in die Jahresbestenlisten wandern dürfte.
Nina Nastasia: Riderless Horse (Cargo)
Nick Mulvey: New Mythology (Virgin)
"Das Album handelt von Erdung, von diesem Planeten, meinem Leben. Es geht um spirituelle Ideen und darum, sie zu nutzen", erklärt Nick Mulvey. Esoterisch angehaucht war der Singer/Songwriter ja schon immer, die Pandemie mag diesen Wesenszug noch verstärkt haben. Musikalisch bewegt sich der Mann im weiten Feld des Folk, lässt hier sowohl amerikanische Country-Elemente als auch afrikanische oder karibische Highlife-Musik zu, changiert und experimentiert mit den Stilen und schafft dabei wundervoll inspirierende, vielschichtige Klangkulissen, die das Genre ausweiten, ja sprengen. Die neuen Mythologien sind vielleicht nicht ganz so neu wie angekündigt, ihre Vertonung jedoch ist ein Genuss, der bei jedem Hören wächst - und Erinnerungen an die Großen der Zunft wie etwa Nick Drake erwecken.
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