Lola Kirke: Lady For Sale (V2)
Die Tochter des Free- und Bad-Company-Schlagzeugers Simon Kirke ist Schauspielerin und jetzt auch Komponistin und Sängerin. Ihr zur Seite steht mit Austin Jenkins, dem Gitarristen von White Denim, eigentlich ein gestandener Rocker als Co-Autor und Produzent. Warum das Gespann ihren Americana- und Country-Pop dann allerdings durch einen süßlich-schleimigen Disco-Pop und eine belanglose Kirmes-Synthie-Soße zieht, bleibt ihr Geheimnis. Sollte dieser Mix so süffisant wie die Texte klingen, bräuchte es eine entsprechende Gebrauchsanweisung.
David Paich: Forgotten Toys (Rough Trade)
Jedes Kind (zumindest auf der westlichen Halbkugel) hat schon einmal einen Song mit David Paich gehört, auch wenn einem der Name nicht sofort hinlänglich bekannt ist, wirkte der Tastenvirtuose, Komponist und Arrangeur doch auf über 2000 (!) Platten mit, darunter am bekanntesten wohl Michael Jacksons „Thriller“ und Bad“, aber auch Künstler wie Quincy Jones, P!NK, Cher, Rod Stewart, Tina Turner, Steely Dan, Bryan Adams, Boz Scaggs, Aretha Franklin, Miles Davis, Ray Charles, Elton John, The Doobie Brothers, Stevie Nicks, Foreigner, Joe Cocker, Don Henley, Dolly Parton oder Barbra Streisand nahmen seine Dienste dankbar an. Und dann ist Paich natürlich Gründungsmitglied von Toto! Die Kollegen der Stammband haben ja alle kürzlich solistisch von sich Reden gemacht, da konnte David Paich natürlich auch nicht hintenanstehen. Unter Mithilfe von Toto-Kollegen Joseph Williams als Co-Produzent und manchmal auch als Co-Sänger und Steve Lukather als Gitarristen wirkten Brian Eno, Michael McDonald, Ray Parker Jr. und Don Felder bis hin zu Schlagzeuger-Legende Steve Jordan von den Rolling Stones an den - wie er selbst sagt - „fast vergessenen Song-Skizzen“ mit. Der Sound ist nicht weit weg von der Stammband angesiedelt, man wundert sich aber, dass gerade mal gut 30 Minuten zeitloser AOR-Rock herausgekommen sind.
Arlo McKinley - This Mess We're In (Thirty Tigers)
Vom Tod seiner Mutter und seines besten Freundes bis hin zu mehreren anderen, die von den Teufeln der Sucht dahingerafft wurden, zog sich McKinley zurück, um Trost zu finden, und nutzte die Musik als Mittel, um sich in einer unsicheren Welt zu orientieren. Diese in elf neue Geschichten gegossenen Songs des Singer/Songwriters aus Connecticut hat Star-Produzent Matt Ross-Spang (Margo Price, Jason Isbell, St. Paul & The Broken Bones) umsichtig und behutsam produziert, so dass kein lauter Ton, keine kreischenden Gitarren den wohltemperierten Wohlklang stören. Streicher und weinende Steel-Gitarren indes sind es, die hier die Melancholie perfekt machen für ein Album nach dem Sommer.
Mega: Colour Your World (Nettwerk)
Die Soul-Sängerin Mega stammt aus London, ihre Wurzeln liegen aber in Uganda. Das mag erklären, warum dieser wunderbar old-fashioned Soul so viele afrikanische Elemente in sich hat. Vor zwei Jahren verlor die Künstlerin ihre Stimme, sehr schön, dass sie sie wiedergefunden hat, denn an diesem warmen, unaufgeregten Organ kann man, bzw. könnte man sich stundenlang erfreuen, leider haben wir es hier aber nur mit einer EP zu tun. Mega hält ihren Soul eher akustisch, die großen Gesten sind nicht ihr Ding. Dabei erinnert sie eher an eine Joan Armatrading, Miriam Makeba oder Tracy Chapman, denn an opulentere Sängerinnen wie Aretha Franklin, Nina Simone oder Amy Winehouse, die sie selbst als Inspirationsquellen nennt.
Gilbert O'Sullivan: Driven (BMG)
Lange nichts gehört von: Gilbert O'Sullivan. Ja, es gibt ihn noch, den romantischen Singer/Songwriter, der in den 70ern aus den deutschen Charts nicht weg zu denken war. Damals vom Rock-Publikum als Schnulzensänger verschrien, genoss er schon immer eine hervorragende Reputation bei den Kollegen der Zunft. So zählen z.B. Kollegen wie Paul Weller, Nina Simone, Neil Diamond, James Murphy (LCD Soundsystem), Ron Sexsmith oder Mick Hucknall zu absoluten Bewunderern und Fans. Letzt genannter ließ es sich so auch nicht nehmen und duettiert auf „Let Bygones Be Bygones“ mit dem alten Barden. Ihm gleich tut es KT Tunstall auf „Take Love“ und Pat Murdoch verziert den Opener „Love Casualty“ mit seiner Gitarrenarbeit. Ein beschwingtes Balladenwerk von zeitloser Schönheit, das gewiss alle McCartney-Fans in Verzückung setzen sollte.
Miki Ratsula: made for them (Nettwerk)
Miki Ratsula hat sich etwas einfallen lassen. Er veröffentlicht eine geschlechtsneutrale EP mit Cover-Versionen. Dabei schreibt er die Songs mit geschlechtsneutralen Pronomen um. Kann man natürlich machen und wir enthalten uns hier einmal einer Wertung über Sinn und Zweck dieses Unterfangens. Beurteilen kann man aber, dass es den Songs von Phoebe Bridgers, Harry Styles, One Direction, Angus & Julia Stone und Dodie wenig bis nichts Neues abgewinnen konnte.
Day Wave – Pastlife (PIAS)
Aus L.A. kommt er, der Jackson Phillips, seinerseits Sänger und Multiinstrumentalist. In bester DIY-Manier schustert er seine Songs zusammen und die gleichen sich halt alle ein wenig. Der locker-relaxte Bedroom- und Shoegaze-Pop passt gut zu gemütlichen Strandspaziergängen und auch ein Sonnenuntergang darf bei diesen Coming-Of-Age-Storys mal ganz unkitschig dabei sein. Kein Song tut weh, keiner berührt aber auch richtig. Das ist modernen Mainstream-Indie, dem die Kanten fehlen. Gut. Muss auch nicht sein, aber ein wenig Wagnis wäre hier mehr gewesen.
Thee Sacred Souls: Thee Sacred Souls (Daptone)
Da hat sich Daptone, das feine Label für geschmackvolle Soul- und R&B-Mucke mal wieder einen dicken Fisch an Land gezogen. Okay, dick muss er noch werden, aber mit diesem fetten Sound inklusive Hammond B-3, Bläser und sexy Background-Vocals und einer Uhrwerk-genauen Rhythmus-Sektion sollte das werden. Alicia Keys, die Black Pumas oder Timbaland sind bereits bekennende Fans, der Rest der Welt, eine Frage der Zeit.
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