Malva: Das Grell in meinem Kopf (Indigo)
Vier Jahre ist es her, da funkte es musikalisch beim Besuch eines Jesper-Munk-Konzerts zwischen Malva Scherer und Quirin Ebnet. Jetzt ist Malva 20 und legt ihr Debüt vor. Es besticht durch seine poetische Sprache – Patti Smith ist die erklärte Lieblingskünstlerin unserer Protagonistin – gesungen wird, somnambul verhangen und verklärt, auf Englisch und in Deutsch. Hatten wir schon mal bei Element Of Crime, und wer diese Kapelle aus dem hohen Norden mag, wird sich auch hier geborgen fühlen.
Larkin Poe: Blood Harmony (Indigo)
Larkin Poe, das sind die Schwestern Rebecca und Megan Lovell plus Rebeccas Mann, Tyler Bryant als Produzent und – man sollte sie nicht verschweigen – eine verdammt gut geölte Backing-Band. Diese Truppe entfacht auf „Blood Harmony“ ein Blues-Rock-Feuerwerk, dass einem der Mund offen stehen bleibt. Gleich „Deep Stays Down“ donnert nach einem etwas verhaltenen Beginn richtig los, „Bad Spell“ hält die Geschwindigkeit und legt noch einen Brocken Rock drauf. „Georgia Off My Mind“, man kann es sich fast denken, schaltet einen Gang runter Richtung Southern- und Country- Rock. In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch die restlichen Songs, wobei der Rock-Faktor bestimmendes Element bleibt. Tolle Gitarren-Solos veredeln den staubtrockenen Sound, und der Gesang der Schwestern war ja schon immer vom Feinsten. Dass ihre Geschichten nicht gerade tiefschürfende Lyrik, denn Southern-Rock-Klischees bedienen verzeiht man ihnen gerne.
Black Sea Dahu: Orbit (Mouthwatering Records)
Die Schweizer Singer/Songwriterin Janine Cathrein hat einen Song geschrieben, der heißt „My Guitar Is Too Loud“. Hätte der Rocker in diesem Folk-Umfeld sein können, wurde er aber nicht. Maximal wird hier das Mid-Tempo bedient, um die Ängste der Künstlerin zu thematisieren. Ein paar Streicher passen auch gut zu dieser herbstlichen Moll-Stimmung, den flirrenden Nylon-Saiten, dem Klöppel-Schlagwerk oder dem Banjo im countryesken Ausflug, „Le Temps Se Fuit“. Für Fans von Feist, Laura Marling oder Lucius.
Yosef Gutman: Upside Down Mountain
Der in Südafrika geborene und aktuell in Jerusalem lebende jüdische Bassist ist bekannt für seinen ruhigen, fließenden Stil, wobei er sich vor allem in den oberen Basstönen aufhält, so dass sein Instrument auch schon mal wie eine Gitarre klingt. Bei den zwölf meditativen Improvisationen wird er von Omri Mor am Klavier und Ofri Nehemya am Schlagzeug unterstützt. Dieses Trio spielt traumwandlerisch zusammen, muss es auch, denn es wurde live im Studio aufgenommen.
Joseph Parsons: Holy Loneliness Divine (Blue Rose)
Die Joseph Parson Band sagt Lebewohl, zumindest in dieser Besetzung mit Ross Bellenoit, Freddi Lubitz und Sven Hansen wird es die letzte Einspielung sein. Das ist sehr schade, denn die Kapelle funktioniert als gut geöltes Team wie es einst Tom Petty und seine Heartbreakers waren. Parsons wilder zwar auch in deren grenzgängerischen Americana, sein Gitarrenspiel, so unique es auch sein mag, evoziert eher Vergleiche mit Mark Knopfler. Die Geschichten gleichen einer poetischen Innenschau, behandeln aber die Themen der Zeit. Joseph Parsons Stimme ist dabei der Fels in der Brandung, ruhig, besonnen, voller Wärme und gedrosselter Leidenschaft sing er seine Lieder im Stile eines Jackson Browne oder James Taylor. Dieses Abschiedswerk ist nicht spektakulär, es überzeugt vielmehr durch seine Schlicht- und Zeitlosigkeit.
Frankie Cosmos: Inner World Peace (Cargo)
Und natürlich wussten Frankie Cosmos aus Brooklyn nicht, was sie während der Lockdowns machen und wie es danach weitergehen sollte. Vorsichtshalber schrien Sängerin Greta Kline aber schon mal 100 Songs, ein paar davon finden sich auf dieser Platte wieder. Man kann ihr oder der Band also wahrlich mangelnde Produktivität vorwerfen und der Shoegaze-informierte, psychedelisch angehauchte Gute-Laune-Indie-Pop ist ja auch nett anzuhören, nur halt auch ein wenig gleichförmig. Es plätschert und plätschert zu schrammligen Gitarren und ein paar flirrenden Keyboard-Ideen, die Songs bleiben skizzenhaft, erreichen oft nicht mal die Zweiminuten-Marke und erreichen leider meist nicht die Intensität von „Empty Head“.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.