Oberpfalz
08.12.2022 - 18:17 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Kris Kristofferson, Lee Fields und die Wynntown Marshalls betreiben Traditionspflege der unterschiedlichsten Art, Quirinello pfeifen darauf.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Lee Fields: Sentimental Fool (Daptone)

Lee Fields: Sentimental Fool (Daptone) Bild: Daptone
Lee Fields: Sentimental Fool (Daptone)

Der in North Carolina geborene Fields kam 1967 nach New York City, sah dort James Brown und wusste sofort, dass er genau dorthin wollte. Hat dann mit der Bekanntheit nicht so ganz funktioniert, drangeblieben ist der Soul-Shouter aber bis jetzt und seinem bis dato 20. Album. Das hätte auch zur goldenen Zeit des Funk und Soul Ende der 60er entstanden sein können, denn außer dass die Sound-Qualität vorzüglich ist, dürfen wir in wunderbar altmodischen, warmen, Orgel- und Gebläse gesättigten Rhythm & Blues, Soul, Funk und Gospel eintauchen - und uns weiterhin und nachträglich wundern, dass diesem begnadeten Sänger die ganze großen Bühnen vorenthalten wurden. Halleluja!

Video

Kris Kristofferson: Live at Gilley's - Pasadena, TX (New West)

Kris Kristofferson: Live at Gilley's - Pasadena, TX (New West) Bild: New West
Kris Kristofferson: Live at Gilley's - Pasadena, TX (New West)

Keine Ahnung, wer auf die Idee gekommen ist, diese uralten Aufnahmen aus dem Jahre 1981 nach über 40 Jahren auszugraben. Wie auch immer, die Idee war keine schlechte, denn die Honky-Tonk Bar „Gilley's“ ist ein beschaulicher, kleiner Kult-Laden mit der entsprechenden Club-Atmosphäre in der sich Superstars wie Kris Kristofferson doch eher selten verirren. Der Schauspieler und Gründer der Highway Men mit Johnny Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings spielte damals ein atmosphärisches Set (in „Here Comes The Rainbow Again“ hört man ihn während des Songs lachen) mit eigenen Titeln und Country-Klassikern wie "Me And Bobby McGee", "Why Me" und "Sunday Mornin’ Comin’ Down".

Video

Quirinello: melancholyMe (AdPRec)

Quirinello: melancholyMe (AdPRec) Bild: AdPRec
Quirinello: melancholyMe (AdPRec)

Zugegeben, Band- und Plattenname klingen etwas albern (der Sänger und Songwriter der Band hört auf den Namen Quirin Müller), aber die Münchner Kapelle ist ziemlich süß. Liebevoll wird hier im Bedroom-Modus geschrammelt, die psychedelisch kreiselnden Melodien sind watteweich und Marshmallows-Rosa, und kommt mal doch etwas Lärm auf, wird die Patchwork-Decke darüber geworfen. Ernsthaft albern ist das, klingt ein wenig nach Throw That Beat In The Garbage Can (um einen Bayrischen Vergleich zu bemühen) mit dem Charakter eines Labradors. Niedlicher, aber auch verdammt sympathischer Adoleszenz-Pop, der internationale Konkurrenz allerdings auch nicht zu fürchten braucht.

Video

Brooke Annibale: Better By Now (Nettwerk)

Brooke Annibale: Better By Now (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Brooke Annibale: Better By Now (Nettwerk)

Geht doch! Man, b.z.w. Frau kann auch ganz gute Songs schreiben, wenn mal nicht wieder alles ausweglos erscheint und man gerade frisch verlassen wurde. Brooke Annibale aus Rhode Island hat endlich ihre Freundin geheiratet und trotzdem ein gutes, fünftes Album aufgenommen. Die Songs sind zwar noch auf der Suche nach einer Art Alleinstellungsmerkmal im weiten Feld des Indie-Pop (aber wem gelingt das heutzutage schon noch), aber die ruhigen, durcharrangierten Lieder zeugen von einer gewissen Finesse an der die Produzenten, Christian "Leggy" Langdon (Joseph, Amos Lee, Ed Sheeran) und Matthew E. White vielleicht nicht ganz unschuldig sind.

Video

Arkells: Blink Twice (Universal) Bild: Universal
Arkells: Blink Twice (Universal)

Hierzulande immer noch zu unbekannt sind die Arkells aus Kanada. Dabei haben die Musiker noch kein einziges schlechtes Album abgeliefert (allerdings auch noch nie den ganz großen Wurf gemacht, sondernd beständig die Note „gut“ bedient). Jetzt hat man sich einen ganzen Bus an illustren Gästen ins Studio geholt und hofft anscheinend so die verdiente Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die Cold War Kids, Aly & AJ, Tegan and Sara, Lights, Cœur De Pirate, Sängerin Lights, Joel Plaskett und Wesley Schultz von den Lumineers sollen es also richten und einen Sound kreieren, „als würden die Talking Heads auf Billy Joel treffen“, so Frontman Max Kerman. Der Vergleich kann nicht wirklich eingelöst werden, die Arkells machen halt weiter ihr Ding, und das sind Pop-Songs mit verführerischen Melodien und Soul-, Indie- und Rock-Einschlag. Gemacht fürs Radio, nur dass das hierzulande wie gesagt noch keiner gemerkt hat.

Video

The Wynntown Marshalls: Big Ideas (Blue Rose)

The Wynntown Marshalls: Big Ideas (Blue Rose) Bild: Blue Rose
The Wynntown Marshalls: Big Ideas (Blue Rose)

Das vierte Studioalbum der in Edinburgh -ja wirklich, diese Musiker stammen nicht aus dem mittleren Westen der USA- ansässigen Kapelle wird denen, die die Band kennen, sofort bekannt vorkommen und dient als ideale Einführung für diejenigen, die mit ihren bisherigen Veröffentlichungen weniger vertraut sind. Vier Jahre in Arbeit, enthält das Album zehn Songs, die klirrenden, unverblümten, radiotauglichen Power-Pop, schroffe, wurzelige Rocker, stimmungsvolle gitarrenlastige Stücke und melodische Balladen abdecken – alles untermauert von dem herzlichen, poetischen Wortspiel, für das die Band bekannt ist. Die Marshals haben, wie der Rest des Planeten, in letzter Zeit einige Herausforderungen durchgemacht – und einige der lyrischen Inhalte sind unweigerlich von den Ereignissen der letzten zwei Jahre geprägt (insbesondere der Titeltrack und „Disappointment“), aber – wie der Protagonist in der Mitte des nostalgischen, bittersüßen Album-Tracks „Tourist In My Hometown“ – ist die Band „ungebrochen aus dem Schmerz herausgekommen“. Tom Pettys Fans dürfte diese Scheibe begeistern.

Video

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.