Oberpfalz
01.01.2023 - 18:20 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Die Deslondes entdecken die Gemütlichkeit, Valerie June ist Under Cover unterwegs, Amanda Shires gelingt aber die Schönheit dieser Ausgabe

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Amanda Shires: Take It Like A Man (PIAS)

Amanda Shires: Take It Like A Man (PIAS) Bild: Pias
Amanda Shires: Take It Like A Man (PIAS)

Amanda Shires setzt sich auf ihrem siebten Album mit ihrer Rolle als Frau, Ehefrau und Mutter auseinander und findet dafür eine lyrische, dennoch präzise wie konzise Sprache. Vom Storytelling dem Country nahe -Sie ist übrigens auch Mitglied bei The Highwomen, iner Supergruppe, in der sie auch mit Maren Morris, Natalie Hemby und Brandi Carlile auftritt- setzen diese Lieder auf recht knackigen Rock („Hawk Fo The Dove“), breiten sich dann streichergestützt im Titelsong episch breit aus (Shires ist auch eine begnadete Geigerin) um auch als fein ziselierte, akustische Folk-Pretiose („Don´t Be Alarmed“) zu berühren. Ehemann Jason Isbell setzt atmosphärische Gitarren-Licks.

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Gretchen Peters: The Show - Live From The UK (Bertus)

Gretchen Peters: The Show - Live From The UK (Bertus) Bild: Bertus
Gretchen Peters: The Show - Live From The UK (Bertus)

Sie ist eine der Hohepriesterinnen in Nashville. Auch wenn Peters nicht den reinen Country-Sound pflegt und predigt, ist Sie doch bei den Kollegen hoch angesehen. Das drückt sich auch durch ihre Songwriter-Arbeit für Künstler wie Etta James, Bonnie Raitt, The Neville Brothers, Bryan Adams, Faith Hill oder Patty Loveless aus. Anlässlich ihres 25-jährigen Bühnenjubiläums erscheint hier eine schön gestaltete Doppel-CD. CD 1 inkludiert ein rein weibliches Streichquartett, während CD 2 in Bandbesetzung aufgenommen wurde. Eine feine Best Of-Gabe mit dem Touch des Besonderen.

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Stereolab: Pulse On The Early Brain (Switched On Voume 5) (Warp)

Stereolab: Pulse On The Early Brain (Switched On Voume 5) (Warp) Bild: Warp
Stereolab: Pulse On The Early Brain (Switched On Voume 5) (Warp)

Tim Gane (Gitarre, Keyboard) und Lætitia Sadier (Gesang, Keyboard, Gitarre), die einzig Konstanten im stetig wechselndem Künstlerkollektiv, beglücken auf der 5. Switched On Volume-Ausgabe auf 2CD`s b.z.w. 3LP`s mit weiteren 21 Tracks, angefangen 1992 in Stereolabs Frühphase bis hin zum Jahr 2008. Darunter Aufnahmen aus superlimitierten 7inch- und EP-Miniauflagen, rares Bonusmaterial, exklusive Compilation- und Kunstaustellungsbeiträge, Kollaborationen mit Nurse With Wound und ein Autechre-Remix, zudem unveröffentlichtes Live- und Demo-Material. Für Fans tut sich hier also ein weiteres Füllhorn lieblichster, schräg-psychedelischer Schlaflieder auf, die wie Schäfchenwolken gemütlich an einem vorbeiziehen. Wenn´s nicht zu bewölkt ist, kann man die auch live am 14.11. in der Freiheitzhalle zu München bewundern und sich verzaubern lassen.

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Davis John Patton: Davis (Nettwerk)

Davis John Patton: Davis (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Davis John Patton: Davis (Nettwerk)

Der Singer/Songwriter aus Iowa mag den Winter lieber als den Sommer. Gut, dass wir bald in die kühlere Jahreszeit hinübertriften. Wobei diese warmen, sanft intonierten, auf minimalistisch-akustische Arrangement gebetteten Lieder b.z.w. Fragen noch besser in einen sepiafarbenen Spätherbst passen. Überhaupt zum Schreiben gebracht hat ihn das Album “For Emma, Forever Ago,” des Indie-Folk Singer/Songwriter-Kollegen Bon Iver. Doch wo dieser inzwischen gerne auch mal üppige Klanglandschaften erschafft, bleibt unser Winter-Liebhaber schön dezent, wagt höchstens mal ein kleines (aber natürlich behutsames) Solo auf der elektrischen Gitarre. Einer der ruhigsten seiner Zunft.

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Eerie Wanda: Internal Radio (Cargo)

Eerie Wanda: Internal Radio (Cargo) Bild: Cargo
Eerie Wanda: Internal Radio (Cargo)

Auf dem aktuellen Album der niederländisch-kroatischen Künstlerin Marina Tadic gibt es ein interessantes Wiederhören mit einem der schillerndsten Indie- und Underground-Musiker, Stephen Michael Bonner, besser bekannt als Mark Kramer oder einfach Kramer zu entdecken. Der Mann startete einst als Bassist von Gong, spielte dann u.a. mit den Grenzgängern von Bongwater, mit dem schrägen Vogel Eugene Chadbourne und quasi der halben New Yorker-Underground- und Jazzszene. Nebenher gründete er noch das feine Label Shimmy Disc. Vielleicht stammen ja einige der quergedachten, unsymmetrischen und nicht kategorisierbaren Arrangements auf dieser nach allen Richtungen offenen, minimalistischen Kunst-Rock-Platte von ihm. Das „Internal Radio“ berichtet jedenfalls von allerlei obskuren Vorkommnissen, die Musik hat seine Wurzeln im experimentellen, frei assoziierendem DIY-Indie-Rock der späten 80er.

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Valerie June: Under Cover (Fantasy)

Valerie June: Under Cover (Fantasy) Bild: Fantasy
Valerie June: Under Cover (Fantasy)

Großes Kino. Valerie June lässt einige der besten Singer/Songwriter wieder auferstehen b.z.w. huldigt ihnen auf ihre ganz eigene Art und Weise. Hier wird sich den Originalen „undercover“, also geheimnisvoll angenähert. Authentizität ist nicht das Ziel, die Stimmung soll eingefangen oder auch mal ganz umgedeutet werden -und das gelingt ohne Fehl & Tadel, klingt oft herzzerreißender („Fade Into You“ von Mazzy Star) als das Original. Außerdem zu hören, Frank Oceans “Godspeed”, Joe Souths “Don't It Make You Want To Go Home”, Gillian Welchs “Look At Miss Ohio”, Bob Dylans “Tonight I'll Be Staying Here with You”, als weiteren Leckerbissen, Nick Cave & The Bad Seeds “Into My Arms”. Und Valerie June darf sich selbst an John Lennons „Imagine“ und Nick Drakes „Pink Moon“ versuchen, ohne eine Spur peinlich zu sein.

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Hudson Mohawke: Cry Sugar (Wrap)

Hudson Mohawke: Cry Sugar (Wrap) Bild: Wrap
Hudson Mohawke: Cry Sugar (Wrap)

Üppige Ärsche und Fleischeslust auf dem Cover Artwork weisen den Weg zu den cineastischen Soundlandschaften von Hudson Mohamke. Der Mann wirft nun wirklich so ziemlich alles in den Cocktail-Mixer was nicht vor Zwölf im Bettchen ist, denn eigentlich ist ja Club- und Dancefloor-Music was hier kredenz werden soll. Um sich aber diesen Melodien und Rhtyhmen als Tänzer zu stellen, braucht es schon einen gewissen frei assoziierenden Tanzstil, denn Jazz Fusion, Prog-Rock, Happy Hardcore, Chiptune & Co., Rave, Hip-Hop, Soul, IDM, Glitch, Soul, Acid aber auch Morricone und Stravinsky mischen hier mit. Aufregend wie anstrengend.

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The Deslondes: Ways & Means (New West Rec)

The Deslondes: Ways & Means (New West Rec) Bild: New West Rec
The Deslondes: Ways & Means (New West Rec)

Gar gemütlich geht es zu auf der Veranda der Deslondes. Es ist ja ein Americana-Sound an sich schon nicht gerade das Aufregendste was man sich auf Gottes Erde vorstellen kann. Die Band aus New Orleans streut zwar noch ein paar Sprenkel Funkyness, Gospel-Soul und sogar etwas psychedelische Baumwollflocken in ihr Laid Back-Kunstwerk mit ein, aber mehr als Schaukelstuhl-Hektik kommt deswegen nicht auf. Was allerdings bemerkt wird, sind die so unterschiedlichen Stimmlagen, die es hier zu entdecken gibt, denn alle fünf Mitglieder schleppen sich mal ans Mikrophon. Das reicht dann vom knurrigen Tom Waitts-Grummeln bis zum fröhlichen Beach Boys-Singalong.

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