Oberpfalz
16.02.2023 - 18:39 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Die Schwedenhappen von Dina Ögon verstehen wir zwar sprachlich nicht, ihr 70er Sound lässt uns aber alle Jubeln, vor Hamish Hawk muss man sich sogar glatt verneigen.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Ian Fisher – Burnt Tongue (Backseat)

Ian Fisher – Burnt Tongue (Backseat) Bild: Backseat
Ian Fisher – Burnt Tongue (Backseat)

Von Missouriaus um die ganze Welt und dann im schönen Wien gestrandet. Der Missouriheißt hier Donahue und ist auch ganz schön breit. Zusammen mit seinem alten Freund (und Produzenten) Jonas David, ein paar Kumpelnaus der alten Heimat, sowie einigen italienischen Musikern, flüchtete man im November ins deutlich gemütlichere, sizilianische Modica um den Nachfolger der „American Standards“ aufzunehmen. Hatte der Americana-Sound da noch seine typischen Nashville-Wurzeln, erklingen jetzt Country-freie Lieder, denen die Sonne aus dem Herzen schein. Viel akustisches Instrumentarium, ein wenig Holzgebläse, Soul-getränkte Choreinlagen passen zu geradlinig, mit sanfter Stimme intonierten Geschichten über Gott und die Welt. Man möchte fast schon Yacht-Pop zu diesen perlenden, sanft wogenden Songs, die alle Zeit der Welt zu haben scheinen, sagen. Unaufgeregter kam einst nur noch James Taylor daher.

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Gabrielle Aplin – Phosphorescent (Never Fade)

Gabrielle Aplin – Phosphorescent (Never Fade) Bild: Never Fade
Gabrielle Aplin – Phosphorescent (Never Fade)

Nach einem Cover von „The Power of Love“ von Frankie Goes to Hollywood 2012, explodierte die Karriere der jungen Britin förmlich. Inzwischen kann sie auf sage & schreibe über 1 Milliarde Clicks zurückgreifen. Das ist umso erstaunlicher (oder auch wieder nicht), da diese doch recht braven Folk-Pop-Songs sich durch quasi nichts Außergewöhnliches auszeichnen. Halt! Die Stimme unseres Goldkehlchens geht sofort ins Ohr (und dann runter wie Öl), Vergleiche von Sheryl Crow über Vonda Shepard bis hin zu Adele braucht es nicht, Gabrielle Aplin steht durchaus ihre Frau und wenn sich der Pop zu Gunsten mehr Folk und Intimität verabschiedet, muss man sich fast eine Träne verdrücken.

Wäre James Blunt eine Frau …. Bestes Radio-Futter eben. Ach ja: Wenn, dann unbedingt als Vinyl zulegen. Jede Platte sieht etwas anders aus, da recyceltes Material verwendet wurde!

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Simone Kopmajer – With Love (Edel)

Simone Kopmajer – With Love (Edel) Bild: Edel
Simone Kopmajer – With Love (Edel)

“How Can You Mend A Broken Heart” schmachtete schon Al Green, die Steirische Jazz-Chanteuse transformiert den Soul-Klassiker in betuliche Jazz-Gefilde und schickt noch Klassiker wie „Over The Rainbow“, „Cold, Cold Heart“ von Hank Williams oder „It´s Time For You To Go” von Buffy Sainte-Marie hinterher. Zwölf Fremd- und zwei Eigenkompositionen -alle natürlich zum Thema Liebe- laden zum Five-O`Clock-Tea oder dem ersten Martini des Abends in gehoben-gemütlicher Atmosphäre. Die Band spielt traumwandlerisch sicher, mit viel Esprit und Gefühl auch für die ganz leisen Noten in der Besetzung Saxophon, Klavier, Bass, Schlagzeug, ab und an mal Gitarre und/oder ein paar Streichern, als singende Gäste sind Sheila Jordan und John Di Martino zu hören, der auch für diese smarten Arrangements verantwortlich zeichnet.

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Hamish Hawk - Angel Numbers (Post Electric)

Hamish Hawk - Angel Numbers (Post Electric) Bild: Post Electric
Hamish Hawk - Angel Numbers (Post Electric)

Ohren gespitzt! Da kommt eine ganz neue, berauschende Stimme aus Edinburgh um die Welt zu erobern. Der Mann sieht vielleicht nicht so aus, hat aber ein kräftiges, markantes und trotzdem warmes Organ, das einem sofort gefangen nimmt -ein Crooner per se, eine echte Persönlichkeit.

Und auch die wuchtigen Power-Pop-Songs, diese kraftstrotzenden, Bläser-verstärkten Hymnen, die einfühlsamen Balladen mit Streicher-Schmelz und Duette (mit Samantha Crain und Anna B. Savage) sind von absoluter Klasse. „Melodies for the masses“ ohne von der Stange zu sein, aber -wir kommen nochmals darauf zurück- die Stimme ist es, die hier ein ums andere Mal verzückt. Jarvis Crocker, Steve Harley, Kevin Rowland, Richard Hawley fallen einem zu diesem Mann ein, wegen der Theatralik nehmen wir noch Rufus Wainwright mit dazu. Großes Kino!

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Carly Simon - Live At Grand Central (Bertus)

Carly Simon - Live At Grand Central (Bertus) Bild: Bertus
Carly Simon - Live At Grand Central (Bertus)

Am 02. April 1995 wäre man gerne mal in New York ein wenig mit der Bahn gefahren. Wohin ist eigentlich egal -man hätte den Zug eh sausen lassen- denn da trat die große Carly Simon bei einem unangekündigten Überraschungskonzert im größten Bahnhof er Welt auf. Lauscht man den 15 Songs des Albums, muss sich da im Laufe der Zeit eine ganz schön große Menschenmenge eingefunden haben. Und die sympathische Künstlerin scheint dabei ihren Auftritt hörbar so genossen zu haben, dass sie glatt versäumte ihren Mega-Hit, „You`re So Vain“ zu spielen. Der Durchbruchs-Song aus 1971, "That's The Way I've Always Heard It Should Be" ist aber auf der Setlist, genauso wie „Jesse“, “Let The River Run” oder “We Have No Secrets”, das sie mit einer Jumping Jack Flash-Einleitung beginnt. Ja, man wäre wirklich gerne dabei gewesen, spielt doch auch die Band ein brillantes, perfektes und doch so locker aus dem Ärmel geschütteltes Set. Große Momente, große Atmosphäre von einer der schillernsten70er Singer-Songwriter Ikonen.

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Dina Ögon – Oas (Cargo)

Dina Ögon – Oas (Cargo) Bild: Cargo
Dina Ögon – Oas (Cargo)

Auch wer des Schwedischen nicht mächtig ist, wird seine Freude an diesem Quartett aus Stockholm haben. Anna Ahnlund, Christopher Cantillo, Daniel Ögren und Love Örsan haben mit vierzig Fingern in unzähligen schwedischen Rock-, Jazz-, Soul- und Pop-Projekten, Aufnahmen und Tourneen und allerlei weiterer Projekte mitgewirkt, bevor sie beschlossen zusammen ihr eigenes Ding zu machen.

Und genau diese Erfahrungen bilden nun die DNA des Dina Ögon-Sounds, der Folk-Rock, Motown-Soul, Bossa-Nova, Jazz und Hip-Hop-Beats mit dem typisch lockeren Laurel Canyon-Feeling der frühen 70er vereint. Es ist eine zeitlose Mischung aus Fleetwood Mac, Steely Dan, den Beach Boys, Khruangbin, Flora Purin, ihrer Landsleute Renaissance (auf „Docka“ kommt sogar und ganz selbstverständlich eine Harfe zum Einsatz) und The Section, der ehemaligen Begleitband von James Taylor. Tolle Melodien, tolles Album!

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Illiterate Light – Sunburned (Thirty Tigers)

Illiterate Light – Sunburned (Thirty Tigers) Bild: Thirty Tigers
Illiterate Light – Sunburned (Thirty Tigers)

Mal wieder so ein Duo-Ding. Sänger und Gitarrist Jeff Gorman aus Harrisonburg, Virginia, und der Schlagzeuger Jake Cochran aus Nashville, Tennessee beschränken sich „natürlich“ nicht auf ihre beiden Krachmaschinen sondernd packen Keyboards, Bass, Perkussion, etc dazu, so dass ein recht ordentlicher und druckvoller, manchmal bewusst holpriger wie knackiger Indie-Sound entsteht. Der überschlägt sich wie in „Light Me Up“ fast förmlich, obwohl er sich zunächst mit einer Akustisch zart heranpirscht. Überhaupt setzen die Jungs stark auf Dynamik und man hört ihnen den Spaß am zusammenbasteln richtig an. Patchwork-Indie mit Spaßfaktor.

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