Various Artists - Stoned Cold Country - A 60th Anniversary Tribute Album to The Rolling Stones (Warner)
Der Titel macht schon klar um was es geht. Die Steine feiern Geburtstag, andere Künstler zollen der zeitwichtigsten Kapelle der Rock-Geschichte ihren Tribut. Interessant ist, dass sich hier nicht die üblichen Verdächtigen des Classic Rock, sondernd die Crème de la Crème der modernen Country-Music ein Stelldichein geben. Namentlich interpretieren Jimmie Allen, Brooks & Dunn, Brothers Osborne, Eric Church, Steve Earle, Elle King, Marcus King, Little Big Town, Ashley McBryde, Maren Morris, Elvie Shane, Koe Wetzel, The War And Treaty, Lainey Wilson und die Zac Brown Band ein paar der bekanntesten Gassenhauer der Jubilare. Das geschieht erwartbar überraschungsarm, die Nashville-Boys & -Girls lassen den Stetson aber zu Hause, geben dafür ordentlich Gas, und so entbehrt das Ständchen nicht eines gewissen Unterhaltungswerts. Spannender jedoch wäre da wohl mal ein Country-Tribute to the Sex Pistols ausgefallen.
Jesse Malin - The Fine Art of Self-Destruction (20th Anniversary Edition) (Bertus)
Mit seinen Kapellen, der Hardcore-Band Heart Attack und der nicht mehr ganz so wilden Band D Generation, konnte der New Yorker Singer/Songwriter zwar Insider-Erfolge feiern, der Durchbruch gelang aber erst 2003 als (gemäßigter und gezähmter) Solist. Irgendwo zwischen Bruce Springsteen, The Gaslight Anthem und Generation X sind diese Songs angesiedelt, die schon Pop und Rock 'n' Roll sein wollen, aber noch den Mundgeruch des Punk haben. Zum 20. Jubiläum wird das Album als Doppel-LP neu aufgelegt, wobei auf der zweiten Platte „nur“ Neuinterpretationen des ursprünglichen Materials plus der neuen Single "Brooklyn (Walt Whitman In The Trash)" zu hören sind.
Almost Charlie – A Whisper In A World Too Loud (Solaris Empire)
Es gibt sie ja, diese Songwriter-Teams, wo Musik und Wort strikt getrennt sind. Elton John & Bernie Taupin, Burt Bacharach & Hal David, Jerry Leiber & Mike Stoller, Carole King & Gerry Goffin, die Liste ließe sich noch ein wenig fortsetzen. Die wenigsten haben jedoch schon von Dirk Homuth (Musik) und Charlie – not Charles – Mason (Lyrik) gehört. Der eine aus Berlin, er andere aus den USA stammend, haben sie sich zu Almost Charlie zusammengeschlossen. Das war bereits 2003, fünf Alben folgten, eine Begleitband wurde dazu rekrutiert. Die Musik ist reduziert, vorwiegend akustisch mit viel Klavier und Gitarre im Zentrum, greift aber trotz dieser Redundanz und Intimität auch auf Glockenspiel, Mandoline oder eine Trompete zurück. Die Melodien fliegen mal euphorisch gegen den Himmel, richten sich aber auch gemütlich bei einem Glas am Kamin ein. Spektakulär ist das beileibe nicht, aber wir haben ja schon vor langem gelernt, „quiet is the new loud“.
Emelie Zoe – Hello Future Me (Hummus Rec)
Das neue Album der Schweizer Singer/Songwriterin ist im besten Sinne langweilig. Man kennt die Dame ja sonst nur als Grenzgängerin beim experimentellen Projekt /A\, der Soundtrack-Kollaboration „Pigeons“ oder als Mitglied der nicht ganz so komplizierten Rock-Band Autisti. „Hello Future Me“ bewegt sich jetzt in für ihre Verhältnisse geradezu ausgetretenen Folk-Pop-Pfaden, wobei natürlich auch hier die Avantgarde Guten Tag sagt, Field Recordings dezent eingeflochten, das strikte Strophe-Refrain-Muster geopfert und interessante Melodie-Verschiebungen ausprobiert werden. Das Album mussin aller Stille gehört werden, nur so kann man diese zarten, oft nur gehauchten Klänge, aber auch diese knisternd-lauernde Dynamik auch goutieren.
Lawson Hull - Mountain Days (Nettwerk)
Eingespielt hat Hull sein neues Album, nachdem er einige Zeit in den Watagan-Bergen in New South Wales, gut 100 km von Sydney entfernt, verbracht hatte. Die Natur hat ihn jetzt aber nicht zu einem botanischen Album verleitet, das Liebeslied in all seinen Facetten ist dabei herausgekommen. Funktioniert ja irgendwie immer, wussten auch schon die Beatles. Schön, dass bei all dem – vorwiegend akustischen – Schönklang auch mal eine Elektrische dazwischen bratzen darf. Auch wenn die Melodien zum Träumen einladen, wäre das Album ansonsten doch ein wenig spannungsarm ausgefallen.
Sarah McCoy - High Priestess (PIAS)
Eine Hohepriesterin will sie sein, die Stimmgewaltige aus New Orleans. Kirchentauglich sind diese Songs über Feminismus und Selbstbestimmung zwar nicht mal bei den Reformierten, sich diese Lieder aber in einem Gotteshaus anzuhören, wäre sicherlich eine Freude. McCoys Soul-Stimme eignet sich für große Hallräume, und auch dieses dunkle Amalgam aus Dark-Folk, Soul, Gospel, Gothic, Blues, Electronic mit Pop-Ornat würde in die Hallen Gottes passen. Ihr Instrument ist das Klavier und nicht die Gitarre, und das spielt sie mit Inbrunst und Verve, röhrt dabei herzergreifend wie eine Janis Joplin oder Berth Hart und kann sich aber im nächsten Moment zu einem zarten Flüstern zurücknehmen. Großartige Performance.
Phishbacher Trio – Plays The Beatles (Iofish Music)
Was hier passiert, macht der Titel deutlich, aber wer ist denn dieser Pishbach nun wieder? Der heißt eigentlich Walter Fischbacher und kommt aus Österreich. Da er aber nun mal in den USA Jazz studiert hat und auch dort lebt, wurde daraus ein „Phishbach“. Seine Mitstreiter, der Bassist Ptr Dvorsky aus Tschechien und Schlagwerker Ulf Stricker aus Deutschland, sind Meister ihres Fachs und blasen den gemütlichen Beatles-Songs ordentlich Feuer unterm Hintern. Da groovt es mal Latin-mäßig, oder die Lieder der Fab Four bekommen auch schon mal den Blues. Es ist auf alle Fälle interessant, den Dreien bei den (Jazz-)Interpretationen dieser Gassenhauer zuzuhören und dabei ganz neue Schattierungen des Liverpooler Kulturerbes zu entdecken. Zudem ist der Klang superb!
The Pretty Things – The Complete Studio Albums: 1965 – 2020 (Madfish)
Alle Studio-Alben der britischen Rabauken, 13 Stück an der Zahl, präsentiert dieses Vinyl-Set. Von den chaotischen Anfängen der Band mit ihrem Debüt von 1965 bis hin zu ihrem heutigen mehr reflektierenden Veröffentlichungen wie „Bare As Bone, Bright As Blood“. Alle Alben wurden für den Vinyl-Release remastered und durchweg mit dem original Artwork versehen. Jedes Album enthält eine individuelle 4-Seiten-Beilage mit seltenen Fotos, original Single-Hüllen mit Kommentaren von Mike Stax, Dick Taylor and Mark St. John sowie ein exklusives herausnehmbares Foto der Band. Präsentiert wird das Ganze in einer stylischen Luxus-Schuber-Box, die auf 1.000 Kopien weltweit limitiert ist.
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