Black Honey – A Fistful Of Peaches (Fox Five Rec)
Nicht unwichtig ist hier die Frontfrau Izzy Bee Phillips, prägt sie doch mit ihrer Stimme maßgeblich den Sound der Rabauken aus England. Flotter Indie-Rock mit Pop-Appeal wird hier verabreicht, der mit der Kaltschnäuzigkeit des Punk und der Wucht des Grunge vorgetragen wird. Wer Vergleiche wünscht, Queens Of The Stone Age, die Circa Waves oder auch Wet Leg wären veritable Aspiranten.
Mudhoney - Plastic Eternity (Cargo)
Es gibt sie noch, die Proto-Post-Punk-Rocker aus Seattle, die Ende der 80er als Wegbereiter des neuen Genres Grunge gefeiert wurden. Ehrliche, harte, Riff-betone, zornige Gitarren-Musik als Gegenentwurf zu dem manieriertem Synthi-Pop der 80er mit seinen Föhn-Frisuren und breiten Style-Schultern. Da waren jetzt plötzlich wieder richtig dreckige Kerle am Werk, die auch mal politisch Stellung nahmen. Und so geht es auch hier von der Betrachtung des Klimawandels aus der Perspektive des Klimas, wenn das Klima versuchen würde, wie Jimi Hendrix Gitarre zu spielen („Cry Me An Atmospheric River“) über einen treibenden Rock'n'Roll-Song über die Einnahme von Drogen, die für Vieh gedacht sind („Here Comes The Flood“) bis hin zu einer klassischen Punk-Attacke auf die Behandlung von Menschen wie Vieh („Human Stock Capital“). „Plastic Eternity“ ist ein berauschender Lauf durch alle Proto-Genres des Gitarrenrocks mit einem scharfen Blick auf die Unsinnigkeiten der Welt in den 2020er Jahren.
Rob Mazurek / Exploding Star Orchestra - Lightning Dreamers (International Anthem)
Der Komponist, Trompeter, interdisziplinär arbeitende Abstraktionskünstler und Musikmogul Rob Mazurek tanzt ja auf vielen Hochzeiten, sein Lieblingsprojekt ist aber immer noch das vielköpfige Exploding Star Orchestra mit Co-Produzent Jeff Parker, Craig Taborn, Angelica Sanchez, Damon Locks, Gerald Cleaver, Mauricio Takara, Nicole Mitchell, Cathlene Pineda, Tomeka Reid, Thomas Roher, Ingebrigt Håker Flaten, Julien Desprez, Pasquale Mirra, Mikel Patrick Avery, Chad Taylor und die kürzlich verstorbene Jaimie Branch, der das Album auch gewidmet ist. Futuristischer Funk paart sich mit Free Jazz-Improvisationen und trifft auf galaktischen Space-Rock -Sun Ra goes crazy.
WILSN - Those Days Are Over (Virgin)
Schön, dass es noch Menschen gibt, die auch in den 20er Jahren unseres Jahrtausends noch mit der Musik von Etta James, Aretha Franklin oder Billie Holiday aufwachsen. So geschehen bei Shannon Busch und der Plattensammlung ihrer Eltern. Als sie dann später noch zusammen mit ihren australischen Landsmännern der The Teskey Brothers auf Tournee war, wurde der aktuelle Stil gefunden: Motown-Soul paart sich mit Blues und poppigen Elementen. Damit deckt das junge Talent aus Melbourne die gesamte Palette von Alicia Keys, Sam Smith und Adele bis hin zu Amy Winehouse ab -und hat dabei schon jetzt ihre ganz eigene Stimme gefunden.
Amber Run - How To Be Human (Proper)
Wer die letzten drei EPs der Band aus Nottingham schon im Regal hat, kennt die meisten der Stücke bereits. Das Trio schwelgt in gediegenen Moll-Tönen, kombiniert mit engelgleichem Gesang. Diese Kombi taugt für hymnische (Coldplay-)Balladen ebenso wie für elektronik-verzierte (Radiohead-)Spielereien, so oder so klingen diese Songs extrem kompakt und voluminös. Verhandelt werden die großen Fragen der Menschheit und der Welt, heruntergebrochen auf jeden einzelnen von uns. Ein solch geschlossenes Werk haben in diesem Jahr nur mehr The 1975 abgeliefert.
Molina, Talbot, Lofgren & Young - All Roads Lead Home (Reprise)
Warum sich die Herren nicht einfach unter Crazy Horse firmieren? Molina, Talbot und Lofgren haben während der Pandemie jeweils drei Songs geschrieben, die sie uns nun kredenzen, den einen Beitrag von Herrn Young, eine Live-Version von „Songs Of The Seasons“ aus dem „Barn“ Album hätte man sich auch schenken können, dürfte aber halt verkaufsfördernd wirken. Wer die alten Crazy Horse-Alben kennt, wird hier angenehm überrascht werden, denn das Songmaterial ist doch deutlich besser, näher an des Meisters Schaffen dran mit Verweisen Richtung The Band -und Crosby, Stills, Nash & Young, denn der Song, „It´s Magical“, von Molina geschrieben, ist mit dem gefühlvollen Klavier, dem kleinen Gitarrensolo und dem Chorgesang schon ein richtiger Highlight auf einer Platte mit durchwegs gutem bis sehr guten Material. Herrlich auch die brüchige, rau-verlebte Stimme von Billy Talbot.
DMA's - How Many Dreams (Virgin)
Guckt man sich das Cover Artwork an ist es zum einen ziemlich scheußlich (drei schlecht fotografierte Australier auf zitronengelbem Hintergrund sind da zu sehen), zum anderen führt es in die Irre, nämlich Richtung New Wave, Post-Punk oder so. Erfährt man dann noch, dass ihr Songwriting mächtig von Jeff Tweddys Buch, „How To Write a Song“ inspiriert ist, ist die Orientierungslosigkeit perfekt. Was dann erklingt ist Indie-Rock und Brit-Pop der Oasis-, The Verve- und Coldplay-Liga, mal hymnisch, mal balladesk, immer der großen Gesten verpflichtet. Im letzten Song, „De Carle“, zeigen die Jungs dann auch noch, dass sie den Elektronik-Spielkasten bedienen und auf die Tanzfläche der Indie-Disco führen können -die Chemical Brothers lassen grüßen. In Down Under auf Platz 2, in UK immerhin noch auf Platz 4 der Charts. Dahingehend wohl alles richtig gemacht und vielleicht ist beim nächsten Wurf ja auch ein anständiges Outfit drin.
The Kinks - The Journey Part 1 (BMG)
Der Albumtitel lässt es erahnen, das riecht doch verdammt nach einem Jubiläum. Und richtig, seit 60 Jahren beglücken uns nun schon die Davis-Brüder mit astreinen Pop-Perlen. Der erste Teil der Reise umfasst auf 2 CD`s Titel aus den Jahren 1964 bis 1975 es enthält unter anderem Hits wie „You Really Got Me“, „Waterloo Sunset“, „All Day And All Of The Night“, „Celluloid Heroes“, „Supersonic Rocket Ship“, „Dead End Street“ und „Death Of A Clown“ - allesamt von den Original-Masterbändern liebevoll remastered und Songs, für die andere Kapellen töten würden. Der Reise 2. Teil folgt im Laufe des Jahres. Wir gratulieren.
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