Oberpfalz
04.05.2023 - 11:53 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Ex-Bandas lassen unter dem Namen FEH den Trip-Hop wieder auferstehen, Modha feiern den Jazz-Rock der frühen 70er und die Nude Party den guten alten Rock`n`Roll.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Modha – Through The Circle (Modha)

Modha – Through The Circle (Modha) Bild: modha
Modha – Through The Circle (Modha)

Früher nannte man das, was Dhanya Langer und Max Scholl machen, schlicht Jazz-Rock. Das Genre hatte seine Hochzeit in den späten 70ern, frühen 80ern und verlor sich dann in Selbstzitaten. Mit diversen, vorwiegend singenden Gästen wie Candice Nembhard, R-&-B-Maestro Phabo aus L.A., Noah Slee oder dem britischen Soul-Sänger Jermaine Peterson gelingt ein, das Genre um Hip-Hop und Soul erweiterndes Album mit viel Wärme aber auch technischer Brillanz. Seien es nun perlende Klavier-Akkorde, somnambule Bläser und vertrackte Poly-Rhythmen, alles passiert auf einem verdammt hohen Niveau.

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Herman Dune - The Portable Herman Dune Vol. 2 (BB Island)

Herman Dune - The Portable Herman Dune Vol. 2 (BB Island) Bild: BB Island
Herman Dune - The Portable Herman Dune Vol. 2 (BB Island)

Teil II der dreiteiligen Reihe mit neu interpretierten, auf das Minimum reduzierten Songs des Barden mit der angenehm angerauten und so schön gealterten Stimme. Zusammen mit seiner Gitarre aus den 50ern, diversen weiteren, noch älteren Saiteninstrumenten und unter Mithilfe von Jolie Holland, Julie Doiron, Lebenspartnerin Mayon und der charmanten Kimya Dawson entstand ein packendes Folk-Album der traditionellen Sorte, das durch seine Dynamik und die Wucht des Vortrags besticht.

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The Nude Party - Rides On (New West)

The Nude Party - Rides On (New West) Bild: New West
The Nude Party - Rides On (New West)

Eine Nude Party mag mit den richtigen Leuten ja eine fesche, ausgelassene Sause sein. Diese Jungs aus dem Staate New York bringen jetzt zwar nicht den nötigen Glimmer dazu, sondern erden die Nackerten-Party Richtung Swinger-Club für Oldies. Es geht also gemütlich zu, man mischt Good Time Rock´n´Roll mit ein wenig Country und Folk, schmeckt das Ganze mit einer Prise Soul ab. Honky-Tonk-Piano wechselt mit schwulstiger Hammond-Orgel, die Gitarren knattern mal, mal dürfen sie im Lap-Steel-Modus schmelzen. Orgien kann man damit sicherlich nicht beschallen.

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Pearl & The Oysters - Coast 2 Coast (Rough Trade)

Pearl & The Oysters - Coast 2 Coast (Rough Trade) Bild: Rough Trade
Pearl & The Oysters - Coast 2 Coast (Rough Trade)

So quietsche-bunt wie das Cover-Artwork kommt auch die Musik des französisch-US-amerikanischen Duos rüber. 80er-Synthies schlieren und zwitschern zu einer fröhlichen Cocktail-Party am Pool, die Gitarren dezent funky, das Schlagzeug mal digital, mal analog, Juliette Pearl Davis trällert traumverloren wie sonst Laetitia Sadier und zwischendrin immer ein paar Perkussionsinstrumente, die für Latin-Pop-Feeling sorgen. Muzark-Jazz-Pop für die blauen Stunden.

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FEH – Right On Song (Trikont)

FEH – Right On Song (Trikont) Bild: Trikont
FEH – Right On Song (Trikont)

Was passiert, wenn man ehemalige La-Brass-Banda-Musiker – wir sprechen von Oliver da Coll Wrage und Manuel da Coll – von der Leine und auf die charmante Sängerin Julia Fehenberger (unter anderem Hi-Fly-Orchestra, Uptown Jazz Orchestra oder The Boogoos) treffen lässt, kann man auf „Right On Song“ nachhören. Keine bayerische Volksmusik, keine World Music und auch kein Jazz ist dabei herausgekommen, die Drei huldigen einer kurzen Episode der Pop-Musik, dem Trip-Hop. Die Zeit wird zurückgedreht in die guten alten 90er und aus den Versatzstücken von Morcheeba, Moloko, Portishead, Massive Attack, Tricky, Red Snapper, Kruder & Dorfmeister basteln sie ihr eigenes Ding. Da Julia Fehenberger wie eine Kreuzung aus Roisin Murphy und Skye Edwards klingt, denkt man vor allem an die beiden M-Bands. Bristol lebt!

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Amistat - Colour In Life (Nettwerk)

Amistat - Colour In Life (Nettwerk) Bild: nettwerk
Amistat - Colour In Life (Nettwerk)

Die Zwillingsbrüder Josef und Jan Prasil wuchsen zwar in Deutschland auf, ihre Eltern zog es aber in wärmere Gefilde, zunächst nach Bella Italia, dann nach Down under. Und wohlig-warm ist auch der Folk-Sound, den die beiden – natürlich schön zweistimmig- pflegen. Euphorisch wird es dabei eher selten, man mag es eher kuschelig-gemütlich vor dem Lagerfeuer am Strand. Das Konzert der beiden im Hirsch zu Nürnberg haben wir leider schon verpasst, aber da die meisten Shows ihrer ersten Deutschland-Tour ausverkauft waren, gibt es bestimmt bald ein Wiederhören.

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Rick Grove – Reasons (Braveheart)

Rick Grove – Reasons (Braveheart) Bild: Braveheart
Rick Grove – Reasons (Braveheart)

Meint man bei der Eröffnung des Debüt des amerikanisch-norwegischen Singer/Songwriters auf eine neue Inkarnation von Nick Drake zu treffen, ändert sich das in wenigen Minuten. „Stars“ poltert dann schon los, als hätte Tom Petty zu viel Koks erwischt. Skandinavisch kühl ist an dieser Scheibe nichts, Grove lässt sich von amerikanischen und britischen Vorbildern inspirieren oder macht halt einfach nur sein Ding. Begleitet wird der sympathische Lockenkopf von Teodor Dysthe Lyngstad am Schlagzeug und Gesang, Mikael Gundhus am Bass und Gesang sowie Markus Anskau am Klavier und den Keyboards. Und diese Kapelle macht einen bemerkenswert guten Job, klingt eingespielt und abgehangen als wären es alles alte Hasen. Cass McCombs und Kevin Morby gehen unbekümmert und souverän mit ihrem Songwriting um.

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Joe Bonamassa - Tales Of Time (Rough Tade)

Joe Bonamassa - Tales Of Time (Rough Tade) Bild: Rough Trade
Joe Bonamassa - Tales Of Time (Rough Tade)

Gerne folgt bei Herrn Bonamassa ja auf ein neues Studio-Album gleich ein Live-Mitschnitt. Dieser hier stammt aus dem ehrfürchtigen und gerne für Live-Aufnahmen genommenen Red-Rocks-Amphitheater in Morrison Colorado. Irgendwie muss die Atmosphäre eine ganz besondere sein, sonst hätten sich nicht schon so viele Rock-Größen dort verewigen lassen. Die Basis-Aufnahmen stammen vom „Time Clocks“-Werk, dementsprechend rockig geht es darauf auch zu. Gleich drei Background-Sängerinnen sorgen für Soul-Flair und der Meister lässt seine Gitarre die feinsten Blues(-Rock)-Licks „sprechen“. Zugegeben, die Meistersingerhalle oder das Tollwood sind nicht das Red Rock, aber das sind die einzigen Räumlichkeiten, wo man den derzeit wohl größten Blues-Giganten bei uns in Kürze auf der Bühne erleben kann.

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