Oberpfalz
15.05.2023 - 15:07 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Der frische Rock von Holy Moly & The Crackers ist pures Gold, die Immaterial Possession schürfen dafür nach seltenen Erden.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Immaterial Possession - Mercy Of The Crane Folk (Cargo)

Immaterial Possession - Mercy Of The Crane Folk (Cargo) Bild: Cargo
Immaterial Possession - Mercy Of The Crane Folk (Cargo)

Es kommt selten vor, dass man den Sound einer Band noch als einzigartig beschreiben kann, wobei einzigartig ja nicht auch gleich gut heißen muss. Die ehemaligen Kommunen-Bewohner Cooper Holmes und Madeline Polites und ihre „Mitkommunarden“ aus Athens eifern nämlich nicht deren berühmtester Rock-Band R.E.M. nach, sondernd machen in etwa das, was man sich unter Kommunarden-Musik vorstellen mag; schräg, bekifft, psychedelisch-verschwurbelt, esoterisch, analog, naturverbunden, retro und natürlich irgendwie zum Kuscheln lieb. Bänkelsänger-Mucke halt mit Flöten und Klarinetten (aber auch einem spacigen Synthi oder Tarantino-Twang-Gitarren), die Incredible String Band auf modern oder Jefferson Airplane von einst mit den Möglichkeiten von heute. Einzigartig, also so ziemlich jedenfalls.

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The Lemon Twigs - Everything Harmony (Cargo)

The Lemon Twigs - Everything Harmony (Cargo) Bild: Cargo
The Lemon Twigs - Everything Harmony (Cargo)

Das Bruder-Duo Brian und Michael D'Addario bastelt eine Mischung aus sonnigem Pop-Gesang, ausgefeilten Akustik-Folk-Melodien und reichhaltigen Texturen, die ein wenig nach Simon & Garfunkel, den Beatles, America und Beach Boys klingen möchten; Easy Listening mit Niveau. Und man hört, dass sie zuletzt mit so unterschiedlichen Künstlern wie Weyes Blood und dem Studio-Derwisch und Star-Produzenten (er produzierte u.a. Meat Loafs "Bat Out Of Hell"!) Todd Rundgren zusammengearbeitet hatten. Da die einfache Folk-Pop-Melodie, dort die geballte Studio-Trickkiste. Schöngeistig.

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Mike Zito and Albert Castiglia - Blood Brothers (Bertus)

Mike Zito and Albert Castiglia - Blood Brothers (Bertus) Bild: Bertus
Mike Zito and Albert Castiglia - Blood Brothers (Bertus)

Da haben also zwei Urgesteine der US-Blues-Szene Blutsbrüderschaft geschlossen. Heraus gekommen ist natürlich ein deftiges Blues-Rock-Album, das aber auch mal leisere, Country und Folk verarbeitende Elemente („In My Soul“, ein grandioser Mid-Tempo-Song, den Mike Zito angesichts der Krebsdiagnose seiner Frau verfasst hat) und immer wieder ein tolles Gitarren-Solo und auch mal Bläser zu bieten hat. Produziert hat Joe Bonamassa (der natürlich auch mal selbst in die Saiten greift) und Josh Smith, der es ihm gleichtut.

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Dwight Trible - Ancient Future (Bertus)

Dwight Trible - Ancient Future (Bertus) Bild: BErtus
Dwight Trible - Ancient Future (Bertus)

“Schwarzer” Jazz von der Westküste, das hat auch immer etwas mit Soul, Funk und R&B zu tun. Die Institution Dwight Trible hat mit Kamasi Washington (Saxophon) sowie der gefeierten LA-Multiinstrumentalistin Georgia Anne Muldrow (Gesang), dem Grammy-nominierten Pianist John Beasley, dem Schlagzeuger Greg Paul, dem Gospel-Bassist André Gouché, der Perkussionistin und Backgroundsängerin Megashia Jackson, dem Gitarrist G. E. Stinson und dem Perkussionisten Rene Fisher absolute Spitzenkönner ihres Fachs versammelt und groovt deshalb auch unbeschwert sprechsingend und locker (Gil-Scott Heron lässt grüßen) durch diese bis zu zehnminütigen Sound-Collagen. Coole Sache.

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Holy Moly & The Crackers - Solid Gold (Pink Lane Rec)

Holy Moly & The Crackers - Solid Gold (Pink Lane Rec) Bild: Pink Lane Rec
Holy Moly & The Crackers - Solid Gold (Pink Lane Rec)

Diese Band stammt, kein Scherz, wirklich aus Newcastle. Dabei hat die Kapelle um Sängerin Ruth Pattersons mit diesem Werk eines der besten Americana-Alben des Jahres vorgelegt. Wobei hier die Betonung auf süffigen Rock-Melodien liegt, der Country bleibt eher außen vor, dafür darf es auch mal der Blues („Bad Habit“), der Soul („My Money“) oder etwas sein, das irgendwie an die Red Hot Chili Peppers erinnert („Hot Red“). Und die keltische Heimat? Wird mehr oder minder ausgeblendet, lediglich „Give Me A Hammer“ hält hier ein wenig Rückschau. Das Album ist ein kompaktes Stück gut geölter, groovender Rock, das bestens als Best-of-Tape für eine Fahrt über die Route 66 funktionieren würde. Und wer auf markante Frauenstimme wie Janis Joplin oder Grace Slick steht, sollte sich fortan Frau Patterson mit auf die Fahne schreiben. Die klingt, als würde Skye Edwards Rock singen. Ziemlich ober-geil!

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Ane Brun – Portrayals (Balloon Ranger Rec)

Ane Brun – Portrayals (Balloon Ranger Rec) Bild: Ballon Ranger Rec
Ane Brun – Portrayals (Balloon Ranger Rec)

Vor 20 Jahren wurde das Debüt „Spending Time With Morgan“ der Norwegischen Singer/Songwriterin veröffentlicht. Das Jubiläum nahm sie nun zum Anlass, eine Art Best-of ihrer Cover -Versionen zu veröffentlichen, denn Ane Brun war ja schon immer vor allem auch eine begnadete Interpretin fremden Liedguts, das sie meist schon fast bis zur Unkenntlichkeit in ihre zarte, versponnene, akustische und auf Streicher, Gitarre und Klavier reduzierte Fassung umdeutete. Songs von Nick Cave "Into my Arms" sind dabei, Bob Dylans "Make you feel my love", Radioheads ""How To Disappear Completely", Emmylou Harris "All my Tears", Foreigner, Alphaville "Big in Japan", Beyoncé oder neu, der Rodgers-&-Hart-Standard "Blue Moon". Und im Kamin knistern leise die Scheite.

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