Oberpfalz
02.06.2023 - 18:00 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Schön, dass jemand an alte Live-Aufnahmen von Stephen Still ausgegraben hat. Schön auch, dass The Hold Steady sein 20. Jubiläum mit einem feschen Album feiert.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Stephen Stills - Live At Berkeley 1971 (Bertus)

Stephen Stills - Live At Berkeley 1971 (Bertus) Bild: Bertus
Stephen Stills - Live At Berkeley 1971 (Bertus)

Lecker, lecker, was wir da aus dem Jahr 1971 zu hören bekommen! Stephen Stills, frisch geschieden von Crosby, Nash & Young, fiel -wie das bei Trennungen nun mal so ist- in ein tiefes Loch, dass er durch manischen Songschreiben kompensierte. Der Liebeskummer von Künstlern hat ja schon immer die vorzüglichsten Kompositionen zu verantworten gehabt. An zwei Abenden im August wurden diese Aufnahmen im Berkeley Community Theater mitgeschnitten. Die erste Hälfte bewältigte der Troubadour nur mit Gitarre oder Klavier, auf zwei Stücken ertönt zudem das süße Falsett von David Crosby. Üppiger geht es im zweiten Teil zu, wo u.a. die kompletten Memphis Horns, ein Bläserensemble, das mit vielen Größen der Musik aufnahm, von Elvis Presley über Aerosmith bis Keith Richards, U2 und Primal Scream, zu hören sind.

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Portland – Departures (PIAS)

Portland – Departures (PIAS) Bild: PIAS
Portland – Departures (PIAS)

Für Jente Pironet und Sarah Pepels aus Belgien ist Elliot Smith der Größte. Dabei hat Ihr (Dream-)Pop mit der Musik des verstorbenen Singer/Songwriters eher wenig gemein, aber er stammte nun mal aus -Portland. Ruhige, intime Stücke wie „Sensational“, das wirklich wunderschöne „Never Leave“ oder auch das Bläser-verstärkte „How It Is“ mit zweistimmigem Gesang und eher akustisch gehalten sind die Stärke des Duos, wird es eher rockig oder poppig verliert man sich ein wenig in die Belanglosigkeit. „Departure“ hat ein paar Lieder zu viel im Repertoire, als EP könnte die Platte eine Wucht sein.

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Ray Greene – Stay (Sony)

Ray Greene – Stay (Sony) Bild: SONY
Ray Greene – Stay (Sony)

Bei Tower Of Power und Santana stand der Sänger, Posaunist und Trompeter aus Georgia immer in der zweiten Reihe. Gut, dass diese Verschwendung von Talent nun ein Ende hat, denn was der Mann vor allem kann ist: singen. Geschmeidig und graziös wie die ganz Großen seiner Zunft. Und diesen, von Otis Reading, Al Green, Bobby Womack, Marvin Gaye bis hin zu Sam Cooke, huldigt auch seine Musik, die tief geprägt ist von traditionellem Soul und Gospel. Es gibt aber auch Jazz-Improvisationsmomente, Blues, Pop und sogar etwas Reggae zu hören. Eine Vintage-Soul-Sammlung erster Güte.

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BC Camplight - The Last Rotation Of Earth (PIAS)

BC Camplight - The Last Rotation Of Earth (PIAS) Bild: PIAS
BC Camplight - The Last Rotation Of Earth (PIAS)

Brian Christinzio hatte das Album eigentlich komplett im Kasten, dann zerbrach nach neun Jahren die Beziehung zu seiner Verlobten -und alles wurde nochmals auf den Prüfstand gestellt. Heraus gekommen ist eine Art Gesamtkunstwerk der Krisenbewältigung, ein Konzept-Album ohne Konzept, das in seiner Kompaktheit und cinemascopischen Größe Erinnerungen an Alan Parsons Opus Magnum, „Tales Of Mystery And Imagination“ erweckt. Es gibt gesprochene Phasen, Geräusch-Kollagen, Bläser, einen schier endlosen Stil-Mix, schlicht musikalisches Kopf-Kino im schräg-bösem Humor. Christinzio ist zudem ein ausgefuchster Multiinstrumentalist und Studio-Tüftler, so dass als Referenzen auch Ben Folds und Todd Rundgren herangezogen werden können. Trauer in seiner schönsten Form.

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The Hold Steady - The Price of Progress (Thirty Tigers)

USA. Camden, NJ. 2019. Broadway Trust Company Building. Bild: Alec Soth
USA. Camden, NJ. 2019. Broadway Trust Company Building.

Sänger und Songwriter Craig Finn hat zum 20. Jubiläum einmal mehr wunderbar liebevolle (und manchmal auch ein wenig sarkastische) Geschichten über das einfache leben und Lieben in Amerika geschrieben. Das die Band früher einmal Punk-Rock gemacht hat, hört man noch deutlich in „Sideways Skull“, ansonsten wurde der Sound Richtung Indie-Rock eingehegt und Finn sprechsingt und klingt auch weiterhin wie ein kleiner Bruder von Mark E. Smith, versöhnlicher, liebevoller halt. „Understudies“ ist der aufwendigsten und auch aufregendsten Songs des Albums mit Bläsern, Keyboard-Streichern, Klavier, viel Emphase und einer schönen Geschichte und bei „Sixers“ schaut der Boss über die Schultern.

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Miesha And The Spanks – Unconditional Love In Hi-Fi (Mint Rec)

Miesha And The Spanks – Unconditional Love In Hi-Fi (Mint Rec) Bild: Mint Rec
Miesha And The Spanks – Unconditional Love In Hi-Fi (Mint Rec)

Bei dem kanadischen Pärchen hat definitiv Gitarristin und Sängerin Misha Louie die Hosen an. Man wird sich nicht an den wilden Schlagwerker Sean Hamilton, sondernd an das Riot-Grrl mit der giftigen Stimme erinnern. In besten Post-Punk- und Garagen-Rock-Manier besingt sie alltägliche, gesellschaftliche Themen, bezieht darin auch ihren Native American Background mit ein. Das macht schon irgendwie Spaß, diese geballte DIY-Energie zu spüren, nur kommt diese Urgewalt auch ein wenig gleichförmig daher.

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