Oberpfalz
26.06.2023 - 18:49 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Die beiden Singer/Songwriterinnen Vilma Flood aus Oslo und Karina Gill aus San Francisco sorgen für die spannendsten Alben dieser Ausgabe.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Lichen Slow - Rest Lurks (PIAS)

Lichen Slow - Rest Lurks (PIAS) Bild: PIAS
Lichen Slow - Rest Lurks (PIAS)

Arab Straps Malcolm Middleton hat sich mit Joel Harries, der als Solo-Künstler, zusammen mit Quincey Brown als Dreampop-Outfit Team Leader und als Mitglied der Instrumental-Band 72% marginale Bekanntheit erlangt hat, zusammengetan, um als Lichen Slow wundervollen Dream- und Indie-Pop zu entwerfen. Warum man sich dabei nach einer juckenden Hautkrankheit im Genitalbereich benannt hat, weiß der Teufel. Vielleicht sitzt den beiden einfach der Schalk im Nacken. Den besonderen Reiz erhält das Album auch, weil die Stimmen der beiden Protagonisten unterschiedlicher kaum sein können: vom gutturalen Brummen bis zum himmlischen Falsett reicht hier die Palette. Und was an Melodien und Arrangements geboten wird, ist auch nicht von schlechten Eltern. Lichen Slow sollte man sich vielleicht nicht körperlich holen, anhören lohnt aber definitiv.

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Cindy - Why Not Now (Cargo)

Cindy - Why Not Now (Cargo) Bild: Cargo
Cindy - Why Not Now (Cargo)

Cindy ohne Bert? Nein, dahinter verbirgt sich die Singersongwriterin Karina Gill aus San Francisco. Und die ist nicht dem schnöden Schlager, sondernd dem introvertierten Dream-Folk-Pop zugetan. Mit sanfter, fast schon gehauchter Stimme intoniert sie zu minimalistischem, eher akustisch gehaltenem Instrumentarium mit Cello, exotischen Percussion meist Balladeskes, kann aber, wie auf „Earthly Belonging“, auch mal flotten Kirmes-Pop intonieren. Man denkt dabei an den Minimalismus von Velvet Underground ohne Krach und eine Christa Päffgen, die singen kann.

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Kaiser Quartett – Empire (PIAS)

Kaiser Quartett – Empire (PIAS) Bild: PIAS
Kaiser Quartett – Empire (PIAS)

Das Hambuger Steicherquartett (2x Violine, 1x Viola, 1x Violoncello) arbeitet bereits mit Chilly Gonzales, Jarvis Cocker, Daniel Hope, Boy, Roosevelt, Leoniden, Die Sterne, Ry X, Anna Ternheim u.v.a. und ist hier erneut mit reinen Eigenversionen zu hören. Neu indes ist, dass man sich vier SängerInnen ins Studio geholt hat, was der Sache gleich einen gewissen Pop-Appeal verleiht. Vors Mikrophon traten Valeska Steiner, Jarvis Cocker, Joe Flory und LAupaire. Und es werden natürlich diese Stücke sein, die das Publikum vor allem begeistern werden, sie sind auch richtig gut geworden.

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Don Letts - Outta Sync (Cooking Vinyl)

Don Letts - Outta Sync (Cooking Vinyl) Bild: Cooking Vinyl
Don Letts - Outta Sync (Cooking Vinyl)

Don Letts ist ein Allround-Genie. Er schreibt Bücher, hat seine eigene Radio-Sendung, macht Filme, malt ein wenig, und Musik schreibt und performed er natürlich auch. Hier hat er schon mit den alten Recken wie The Clash, Bob Marley oder Big Audio Dynamite gearbeitet und ja, wir ahnen es bereits: es geht hier um Reggae. Letts ist dabei aber offen für viele Einflüsse, so dass eine Version de Reggae alles andere al muffig daherkommt. Zudem hat er sich interessante Gäste wie Terry Hall von The Specials, Wayne Coyne von den Flaming Lips und die Lover-Rock-Queen Hollie Cook eingeladen. Ein äußerst spannendes wie abwechslungsreiches Album auch für Nicht-Reggae-Fans (wie mich).

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Lonnie Liston Smith, Adrian Younge, Ali Shaheed Muhammad - Lonnie Liston Smith (JID)

Lonnie Liston Smith, Adrian Younge, Ali Shaheed Muhammad - Lonnie Liston Smith (JID) Bild: JID
Lonnie Liston Smith, Adrian Younge, Ali Shaheed Muhammad - Lonnie Liston Smith (JID)

Bald ist sie voll, die 20 der formidablen Jazz Is Dead-Reihe, bei der sich Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad immer wieder faszinierende Gäste einladen um mit diesen die Spielarten das Jazz und Funk (nebst Anverwandtem) auszuloten. Zweifellos hatte dabei Lonnie Liston Smith einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den kosmischen Puls des Jazz-Funk. Seit über fünf Jahrzehnten prägt der legendäre Keyboarder und Bandleader den Sound des Genres. Smith gab sein Aufnahmedebüt als Sideman von Schwergewichten wie Miles Davis, Pharoah Sanders, Gato Barbieri und Leon Thomas. Später gründete er sein eigenes Ensemble, Lonnie Liston Smith and the Cosmic Echoes, mit dem er in den 1970er Jahren eine unglaubliche Reihe heute klassischer Alben veröffentlichte. Seine Musik diente als Grundlage für legendäre HipHop-Samples und ekstatische Dancefloor-Partys. Was die drei hier bieten ist vor allem eins: grandioses handwerkliches Können mit Raffinessen und viel Feingefühl.

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Vilma Flood – Flood (Indigo)

Vilma Flood – Flood (Indigo) Bild: INDIGO
Vilma Flood – Flood (Indigo)

Die Aufnahmen zum neuen Album der schwedischen Singer/Songwriterin waren vom Tod eines nahen Freunds umschattet. Ein wirkliches Trauer-Album ist „Flood“ aber trotzdem nicht geworden. Sicherlich, Vilma Flood sinnt über die Vergänglichkeit nach, beklagt auch den Verlust, sie ist aber auch eine starke Frau und weiß, dass es auch wieder aufwärts gehen wird. Zu dieser Botschaft passt auch ihre zum einen sanfte, aber doch kraftvolle Stimme und der alles andere als weinerlich daherkommende Americana-Pop, der durchaus zupackende Gitarren, eine mächtig wirbelnde Rhythmus Section und auch jede Menge Tempo verträgt. Aber auch hier der Gegenpol: Streicher und Torch-Songs zum intimen Innehalten.

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