Hannah Jadagu – Aperture (Cargo)
Die afroamerikanische New Yorker Künstlerin beschäftigt sich auf ihrem Debüt mit dem Heranwachsen in einem nicht immer wohlgesinnten Umfeld in den USA. Stilistisch ist sie dabei schwer zu fassen, denn von elektronisch dominiertem R 'n' B bis hin zum eher akustischen Indie-Folk reicht hier die breite Palette. Auch sind die Arrangements manchmal gewollt sperrig, andernorts wieder recht sämig ausgefallen. Kann sein, dass sie noch auf der Suche nach einer eigenen Handschrift ist, kann aber auch sein, dass gerade das Nicht-Stringente diese Handschrift ausmacht
James Ellis Ford - The Hum (Rough Trade)
Der Name springt nicht sofort ins Bewusstsein, dabei ist Ford sowohl Mitglied von Simian Mobile Disco als auch der Last Shadow Puppets. Zudem schlagen Kollaborationen mit den Arctic Monkeys über Depeche Mode bis hin zu Foals, Gorillaz und Kylie Minogue zu Buche. Die revanchieren sich zwar nicht als Gäste auf seinem ersten Solo-Album, dafür macht man ganz andere Einflüsse aus. Gleich zu Beginn (und nicht nur da) ist der frühe Brian Eno und der elektronische David Bowie zu „Low“-Zeiten präsent. Auch hat Ex-Gong Robert Wyatt seine Spuren hinterlassen und mit ihm die ganze alte Canterbury-Prog-Rock-Szene (Caravan, Matching Mole, etc) - alles Einflüsse, die man im aktuelle Pop-Tagesgeschäft eher nicht findet. Umso exotischer und singulärer hört sich dieses experimentelle, psychedelisch geküsste Art-Pop-Album dann auch an.
Tanlines - The Big Mess (Cargo)
So wirklich gibt es die Band (die ja von Haus aus eh nur ein Duo war) nicht mehr. Gitarrist und Frontsänger Eric Emm hat das dritte Album gestemmt, sein Partner und Perkussionist Jesse Cohen ist ausgestiegen und stieß eher als Sparringpartner für kurze Zeit im Studio dazu. Verhandelt werden Emms Vater-Sohn-Beziehung und die gesellschaftliche Erwartungshaltung gegenüber Beziehungen zwischen Männern. Ganz so glücklich geht das nicht aus, der Indie-Pop, den Emm dazu geschrieben hat, klingt manchmal ein wenig arg lieblich („Speed“), hat aber weiterhin seine Momente, wenn auch die Arrangements früher etwas spannender dahergekommen sind. Ein „großes Kuddelmuddel“ ist es aber doch nicht geworden, wohl eher eine Interims-Platte.
Asher Gamedze - Turbulence & Pulse (International Anthem/Mushroom Hour Half Hour)
Der südafrikanische Schlagzeuger, Historiker, Kulturarbeiter und politische Organisator aus Kapstadt hat seine Wurzeln - obgleich noch jung an Jahren - in den 60ern und 70ern, einem Jahrzehnt, wo sich Folk und Jazz oft auch mit Blues und Rock paarten. Diese Musiksprache übersetzt er jetzt gekonnt mit Spoken-Word-Performances und zeitgenössischen Versatzstücken ins Hier & Jetzt und lässt seine Mitstreiter durch brillante Solos handwerklich wie künstlerisch hochwertige Akzente setzen.
Temples – Exotico (PIAS)
Sean Ono Lennon (den muss man nicht größer vorstellen) und David Fridmann (Beach House, Spoon, The Flaming Lips) haben sich zusammengetan, um das neue Werk der Briten auf die Beine zu stellen. Die changieren zwischen Bubblegum-Pop, Psychedelia, Dream-Pop, Indie-Rock, können sich noch nicht ganz zwischen Garage und Stadion entscheiden, wobei letztere Station wohl das Ziel sein soll. Ein bisschen zu viele Synthesizer, ein Wenig an wirklich knackigen Gitarren. Der Konkurrenz vom Tama Impala können sie aber locker in die Augen sehen, die Klasse der Flaming Lips liegt noch in der (erreichbaren) Ferne.
Ludwig Hart – Paloma (Argle Bargle)
Der Schwede bezeichnet seine Musik selbst als "Get-in-the-car-and-drive-Rock" - und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Das ist zeitgenössischer Heartland-Rock, wie in einst The Boss hoffähig gemacht hat. Und die Nähe zum großen Vorbild - inklusive weiblichem Background Gesang und Saxophon - verdeckt auch ein wenig den Blick auf das eigene Können. Ausgestattet mit einer kräftigen Stimme singt sich der Barde durch beherzte Rocksongs und Balladen, die jederzeit im Radio Bestand haben.
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