Ane Brun – Portrayals (Balloon Ranger Rec)
Vor 20 Jahren veröffentlichte die Songwriterin und Sängerin ihr Debütalbum „Spending Time With Morgan“. Das soll nun mit gleich ein paar Veröffentlichungen gefeiert werden. Den Auftakt bildet dieses Album mit Lieblings- also Cover-Songs der Künstlerin. Leider sind dabei auch solche, die man bereits von Ihrem ersten Cover-Album, „Leave Me Breathless“ her kennt: Foreigners „I Want To Know What Love Is“, Radioheads „How To Disappear Completely“, Nick Cavess „Into My Arms“ und das durch Elvis populär gewordene „Always On My Mind“. Neu hingegen „Big In Japan“ von Alphaville, Beyonces „Halo“ oder der Batles-Klassiker „From Me To You“. Außerdem ebenfalls erstmals den Rogers & Hart-Standard „Blue Moon“, Ane Brun zerlegt diese Songs in Ihre Einzelteile und setzt sie als fragile Pretiosen mit viel Akustikgitarre und Cello wieder zusammen.
Kruder & Di Gioia - -------- (Peyo Rec)
Toller Titel der ersten Kollaboration zwischen Peter Kruder (sonst ist er ja mit dem Dorfmeister unterwegs) und dem Münchner Pianisten Roberto Di Gioia. Die beiden spielen eine Ambient-, Downtempo- und Minimal-informierte Musik, die wehmütig, elegisch, stellenweise gar klaustrophobisch ist. Die Weite von Stanley Kubricks »A Space Odyssee« verbinden Tracks wie »Falling Down« mit einem Klagegesang über die Schönheit des sterbenden Planeten Erde und überhaupt einer irrsinnigen visuellen Kraft: Immer wieder denkt man an große Momente der Filmgeschichte, an die Bahnhofszene aus »Once Upon a Time in the West« bei »Bella Arp«, an die nächtliche Fahrt durch die Hollywood Hills in David Lynchs »Mullholland Drive«, bei »Kusine Limusene« und bei »Lonely Jupiter« kommt einem Rutger Hauers »Tears in the rain«-Monolog aus »Blade Runner« in den Sinn.
Hely – Plode (Ronin Rhythm Rec)
Lucca Fries am Klavier und Jonas Ruther am Schlagzeug erschaffen ein dermaßen komplexes Soundbild, als hätte man es mit einem ganzen Orchester zu tun. Ungemein dicht, kompliziert gestrickt, dynamisch und ideenreich sind diese Kompositionen zwischen Post-Classical über Minimal, Avantgarde-Jazz, Drone und Clubmusik geraten, dass man schier atemlos vor den Lausprechern sitzt.
Und selbst wenn man dieser Art von Musik nicht so viel anzufangen weiß, wird man ob der handwerklichen Finesse dieser Künstler doch den Hut ziehen.
Himalayas - From Hell To Here (Nettwerk)
Diese Bergmenschen stammen aus Cardiff. Dort sammelte man zunächst als Coverband mit Songs von den Arctic Monkeys, The Strokes oder The Libertines erste Meriten, bevor man sich an dieses Debüt wagte. Das zitiert die benannten Helden, ist vielleicht noch eine Spur härter, hat dem Genre aber nichts Neues hinzuzufügen. Vermächtnisverwalter, aber ordentlich gemacht.
The Wood Brothers - Heart Is The Hero (Thirty Tigers)
Wood Brothers, die Achte. Und wie auch sämtliche Alben zuvor ist diese ein Leckerbissen für alle Americana-Fans geworden. Garantiert analog nur mit einem 16-Spur-Gerät live im Studio aufgenommen, vermitteln die Aufnahmen den direkten und rauen Charme dieser Kapelle. Wohlige Gesänge, intelligent-witzige Texte jenseits der Herz-Schmerz-Schublade, eine kernige, bodenständige Instrumentierung, die aber dennoch Raum für die eine oder andere Finesse bietet, Melodien und Refrains, die sehr schnell im Ohr hängen bleiben ohne gleich ins ganz Poppige abzugleiten. Eine runde Sache eben – Heart ist he hero!
Eagle And The Man – Lucid Dreams (All Rooms)
Man hätte jetzt nicht gedacht, dass diese Band Jena ihr Heimat nennt. Mit Ost-Rock-Romantik haben sie nämlich nichts am Hut, verbinden vielmehr Folk mit Rock, feiern mehrstimmige Gesänge und zelebrieren die wahlweise mal am Lagerfeuer oder in der Indie-Kneipe. Gleich den Opener, „Hold Back“ hätte das fantastische und leider bei uns viel zu unbekannte Animal Liberation Orchestra nicht besser hinbekommen, in die gleiche Kerbe schlägt, „Easy“. Ansonsten mag man noch dezente Anklänge an Mumford & Sons und Giant Rocks ausmachen, die Jungs aus der Carl Zeiss-Stadt gehen aber ihren eigenen Weg und der führt hoffentlich zu baldigem, überregionalem Erfolg. Verdient hätten sie ihn.
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