Oberpfalz
20.07.2023 - 12:38 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Die Cowboy Junkies brillieren einmal mehr mit tollem Gitarren-Folk-Rock, Squid aus UK sprudeln vor Ideenwut, und Roger Sellers aka Bayonne träumt sich in seine eigene Pop-Welt weg.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Jeremy Tuplin - Orville's Discotheque (Cargo)

Jeremy Tuplin - Orville's Discotheque (Cargo) Bild: Cargo
Jeremy Tuplin - Orville's Discotheque (Cargo)

Der Singer/Songwriter ist nicht wie so oft im Pub oder der Natur zu Hause, der Mann aus Somerset fühlt sich in der (Indie-)Disco am wohlsten. Sein Konzept-Album über einen selbstverliebten, tanzenden Antihelden und seiner romantischen Irrungen und Wirrungen ist – wie sollte es auch anders sein – recht synthilastig ausgefallen, doch auch die Gitarren spielen eine wichtige Rolle. Interessanter ist jedoch der Gesang, der ein wenig an den exaltierten Manierismus eines Bryan Ferry oder auch Jarvis Crocker erinnert.

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Cowboy Junkies - Such Ferocious Beauty (Cooking Vinyl)

Cowboy Junkies - Such Ferocious Beauty (Cooking Vinyl) Bild: Cooking Vinyl
Cowboy Junkies - Such Ferocious Beauty (Cooking Vinyl)

Verhandelten die Geschwister Margo, Michael und Peter Timmins beim letzten Werk noch den Tod der Mutter, wird jetzt über den des Vaters getrauert. Und so seltsam es auch klingen mag, wer kann schöner um einen geliebten Menschen trauern als Margo Timmins? Ihre Stimme schlingt sich um elegische Moll-Melodien durch die eine brodelnde Hall-Gitarre irrlichtert, ein dichter Rhythmus psychedelische Anmutungen aufkommen lässt oder auch mal eine Fidel erklingt. Überhaupt ist die Gitarrenarbeit vielschichtig und exquisit, ein Fest zwischen Twang und Flamenco. Augen und Ohren gespitzt: Die kanadische Indie-Institution soll noch in diesem Jahr auf Tournee gehen, Pflichttermin nicht nur für Gitarren-Connaisseure.

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Squid - O Monolith (Warp)

Squid - O Monolith (Warp) Bild: squid
Squid - O Monolith (Warp)

Diese Briten sind schwer zu fassen. Vom Post-Punk kommend, reicht die Palette der hier bemühten Stile locker bis zum Jazz, heißt, hier wird wirklich ziemlich viel in den Mixer geworfen, was auch nur Irgendetwas mit Musik zu tun hat. Und es funktioniert! Natürlich nicht fürs Format-Radio, hier würde man wohl eher vermuten, dass ich die Frequenz Richtung Mittelwelle verstellt hat. Ansonsten gibt es hübsche Kakophonien zu vermelden, das Spiel mit Laut und Leise wird ebenso beherrscht wie die der Dynamik und bringt man genügend Zeit mit, entdeckt man in diesen harschen Songs immer wieder Neues und ja, auch eine gewisse Melodie-Seligkeit der wilden Experimentierfreue zum Trotz. Das Dan Carey und John McEntire (Tortoise) mit von der Partie sind überrascht nicht.

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Bayonne - Temporary Time (Nettwerk)

Bayonne - Temporary Time (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Bayonne - Temporary Time (Nettwerk)

„Must Be True“ könnte fast ein Mike Oldfield erdacht haben, ein dichter repetitiver Rhythmus und ein gelooptes Piano verleiten zu der Annahme -wäre da nicht noch der Gesang von Roger Sellers. Der Rhythmus bleibt auch auf „Right Thing“ dicht und vielschichtig, Pop-Appeal setzt ein. Obgleich diese Rhythmen recht komplex sind, wiederholen sie sich doch des Öfteren. Ein Wehmutstropfen, der einzige, denn in „Perfect“ wird man noch mit einem (leider viel zu seltenen) Flöten-Solo verwöhnt, „FK“ setzt auf ein schönes Piano-Motiv und das abschließende „Tabitha“ entpuppt sich als in sich kreiselnder, wundervoll verwunschener Dream-Pop erster Güte.

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Billy Talent - Live At Festhalle Frankfurt (Warner)

Billy Talent - Live At Festhalle Frankfurt (Warner) Bild: Warner
Billy Talent - Live At Festhalle Frankfurt (Warner)

Die kanadischen Hard-Rocker bezeichnen Deutschland als ihre zweite Heimat. Ob´s an der Schönheit des Landes oder eher an den weltweit zweitbesten Verkaufszahlen liegt, wollen wir mal so stehenlassen. Die Festhalle zu Frankfurt war jedenfalls im letzten Jahr ausverkauft und bot so einen schöne (Kreisch-)Kulisse für ein üppiges Live-Album mit 21 Hits.

Die Musik der Band wurde weltweit fast 2 Milliarden Mal gestreamt, dazu kommen zahlreiche Auszeichnungen wie 7 Juno Awards in Kanada (bei 23 Nominierungen, darunter dreimal für das Album „Afraid of Heights“ – „Group of the Year“, „Rock Album of the Year“ und Ian D’Sa als „Producer of the Year“). Das letzte Album „Crisis of Faith“ von Billy Talent erschien Anfang letzten Jahres und bescherte Billy Talent das insgesamt vierte #1-Album in den deutschen Charts (und nach „Dead Silence“ (2012) und „Afraid of Heights“ (2016) zugleich die dritte #1-Platzierung in Folge).

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Esther Rose - Safe To Run (New West)

Esther Rose - Safe To Run (New West) Bild: New West
Esther Rose - Safe To Run (New West)

Die Singer/Songwriterin ist von New Orleans nach New Mexico umgezogen, hat aber ihre alte Band mitgenommen, In der neuen Heimat dominiert auch weiterhin das Country-Idiom, Fidel und Pedal-Steel sind fester Bestandteil dieser Balladen und Mid-Tempo-Songs, die recht autobiographisch geprägt sind und neben Herz-Schmerz-Angelegenheiten auch die Umweltzerstörung und die Klimakrise behandeln. Die gerne in Parabeln verpackten Lyrics sind gelungen, die musikalische Umsetzung eher bieder geraten.

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