Oberpfalz
27.07.2023 - 19:13 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Ein Ire aus Berlin heult die dunkelste Seite des Mondes an. Das macht er mit Finesse. Geese aus Brooklyn wagen viel. Und müssen noch ein wenig üben.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Sera Kalo – eXante (Edel)

Sera Kalo – eXante (Edel) Bild: edel
Sera Kalo – eXante (Edel)

Sera Kalo ist eine US-afro-karibische Musikerin und Songwriterin. Sie wuchs in einem karibischen Elternhaus in Connecticut auf, das von einer Mischung verschiedener Musikstile durchdrungen war, vom gefühlvollen Gesang ihrer Mutter aus St. Lucia, die alte Hymnen und Motown-Klassiker sang, bis zur Liebe ihres dominikanischen Vaters für Reggae, Cadence und Calypso. Mit einem vielköpfigen Ensemble mit Streichern und Bläsern eingespielt, eröffnet diese Platte ein ganz eigenes Musikuniversum aus extravagantem Soul, modernem R 'n' B und Jazz, das schwer in Schubladen zu pressen ist. Sera Kalo spielt in ihrer eigenen Liga.

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Geese – 3D Country (PIAS)

Geese – 3D Country (PIAS) Bild: Pias
Geese – 3D Country (PIAS)

Wurde das Debüt der Band aus Brooklyn noch Richtung Strokes verortet, tut man sich mit dem Nachfolger deutlich schwerer. Poltert der Opener „2122“ noch ziemlich schräg in besagte Richtung, versucht man sich nicht nur hier bereits an Zappaeskem, ohne jedoch dessen Qualität zu erreichen. Ein wirres Drauflosmusizieren inklusive rabiater Rhythmuswechsel macht halt noch keinen Sommer, geschweige denn einen Zappa. Da ist der lockere Sound mit der verspielten Gitarrenmelodie im Titelsong plus süß-gospeligem Background-Schmalz schon eine angenehmere Nummer und die darauffolgenden „Country Nudes“ atmen zwar keinerlei Landluft, warten dafür mit einem hübschen Percussion-Mittelteil auf. Geese wollen hier vielleicht etwas zu viel ausprobieren und überschätzen die eigenen Fähigkeiten -noch.

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Rodrigo y Gabriela - In Between Thoughts...A New World (ATO)

Rodrigo y Gabriela - In Between Thoughts...A New World (ATO) Bild: ATO
Rodrigo y Gabriela - In Between Thoughts...A New World (ATO)

Die beiden Gitarren-Virtuosen werden mit diesem Werk den Hobby-Schrammlern die Tränen in die Augen treiben. Auf höchstem Niveau, grandios virtuos brennen die Jungs ein Gitarren-Feierwerk ab, dass sich aber nicht im reinen Selbstzweck wie oft bei Al Di Meola verliert. Mal filigran, mal funky, mal Orchester-groß sind diese Instrumentals doch immer dem Song an sich verpflichtet. Der Grammy fürs letzte Album ging also voll in Ordnung.

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Blick Bassy – Madíbá (InFine)

Blick Bassy – Madíbá (InFine) Bild: InFine
Blick Bassy – Madíbá (InFine)

Nach den Erfolgen von Akö (2015) und 1958 (2019) meldet sich der Sänger und Komponist Blick Bassy mit seinem vierten Album zurück – erneut gesungen in der kamerunischen Sprache Baasa. „Madíbá“ versammelt zehn Songs in Form von Fabeln, die dem Thema Wasser (Madíbá) gewidmet sind, in denen seine hohe und engelsgleiche Stimme dominiert, getragen von filigraner Gitarre, Synthesizer-Melodien und dezenten Bläserarrangements mit Fagott, Trompete, Flügelhorn und Posaune. Die Stücke sind diaphane und dennoch modernistische Songs, die von einer zeitgenössischen und poetischen Afrikanistik an der Kreuzung von Soul, Folk und Elektro zeugen. Bassy übersetzt die Musik von Künstlern wie James Blake, Bon Iver und Ry X auf den schwarzen Kontinent.

Jamila & The Other Heroes - Bazaar Bizarre (Springstoff)

Jamila & The Other Heroes - Bazaar Bizarre (Springstoff) Bild: Springstoff
Jamila & The Other Heroes - Bazaar Bizarre (Springstoff)

Nach zwei Jahren Tournee durch Deutschland, Italien und Ägypten haben Jamila und Ihre Helden ihren einzigartigen Sound verfeinert, der psychedelischen Rock und Pop mit arabischer Perkussion, funky Riffs und ausdrucksstarkem Gesang und Spoken Words Performances verbindet. Leadsängerin Jamila Al-Yousef bezieht in ihren Texten auf Arabisch und Englisch klar Stellung gegen jegliche Form von Diskriminierung wie Rassismus und Sexismus. Mit ihrer Musik möchte sie die Menschen dazu ermutigen, ihre Stimme zu erheben und zu heilen und wenn man auch nicht immer alles versteht, der Klang dieser Stimme verzaubert und so wird diese Musik trotz Sprachbarriere nie langweilig, setzt der ungewohnte exotische Groove ständig neue Akzente, so dass es schwer ist sich diesen Jam-artigen Melodien zu entziehen.

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A.S. Fanning – Mushroom Cloud (Broken Silence)

A.S. Fanning – Mushroom Cloud (Broken Silence) Bild: Broken Silence
A.S. Fanning – Mushroom Cloud (Broken Silence)

Traurigstes, misanthropischtes, dystrophischtes, verzweifeltest Album des Jahres, diese Auszeichnung ist dem Iren sicher. Hier ist eines gewiss: das Licht am Ende des Horizonts hat jemand gründlich ausgeblasen, wir bewegen uns gegeißelt durchs Purgatorium. Als Musikinstallation zu den Hieronymus Bosch Gemälden ist dieser düstere Mahlstrom an Musik, ist dieser leicht tänzelnde Bariton unseres Protagonisten bestens geeignet. Wie es der Mann überhaupt schafft durchs Leben zu gehen bleibt schleierhaft. Nichtsdestotrotz hat seine Musik einen gewissen Unterhaltungswert, ja diese Arrangements und Melodien sind wohl an Leonhard Cohen, Richard Hawley, The Divine Comedy, Nick Cave und Mark Lanegan geschult (in „Sober“ packt er dazu noch den Cowboy-Hut aus) -und das sind ja nicht gerade die Schlechtesten der Zunft.

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