Michael Moravek – Dream (The Orchard)
Es verwundert wenig, dass Mike Scott ein Fan des Singer/Songwriters aus Ravensburg ist, denn die Parallelen zu den Waterboys sind greifbar. Aber auch der deutsche Kollege von Get Well Soon, Konstantin Gropper dürfte die Ohren spitzen. Moraveks Geschichten sind inspiriert von großer Literatur. Er selbst nennt das Buch Hiob, Bernard Malamud, John Connolly, Hans Fallada, Flannery O’Connor, Danilo Kiš und Fernando Pessoa als Inspirationsquellen. So bettet der literarisch Versierte diese Geschichten dann in einen von Kammer-Folk und -Pop inspirierten Sound, in dem Mundharmonika und Bläser wohl dosierte Akzente setzen. Bei „Black Is My Favorite Color“ wird dann auch nach passender Weise die angejazzte Soul-Kiste mit perlendem Rhodes-Piano und Trompete geöffnet. Fein gemacht und für den schicken Ford 17m (war mal der kleinste 6-Zylinder der Welt) auf dem Cover gibt´s einen Sonder-Punkt.
The No Ones – My Best Evil Friend (Yep Rec)
Das bemerkenswerte an dieser Kapelle sind ihre Mitglieder. Neben Peter Buck, Arne Kjelsrud Mathisen, Scott McCaughey und Frode Strømstad, also den Mitglieder von R.E.M., The Minus 5, The Baseball Project und And I Was A King, tummelt sich mit Debbi Peterson (The Bangles), Ben Gibbard (Death Cab For Cutie), Norman Blake (Teenage Fanclub) und Victor Krummenacher (Camper Van Beethoven) auch noch eine illustre Gästeschar auf dem Longplayer. Nicht ganz so spektakulär ist das Ergebnis: ein erwartbarer Mix aus Sixties-infiziertem Gitarrenrock, Power- & Brit-Pop als auch typischen Ami-Folk und Americana. Sämige Melodien, gutes Handwerk, aber die Highlights fehlen.
Kesmar - Always Chasing Rainbows (Nettwerk)
Der in Sydney lebenden Musiker und Produzent Nathan Hawes hat sein Album komplett im Alleingang eingespielt. Dabei nerven einmal nicht platte Drum-Computer, der Mann erfreut mit einem frischen, am Yacht-Pop und den Sixties geschulten Sound, der zum Abhängen in besagter Matte, zu einem coolen Trink am Pool, oder auch einem dezenten Tänzchen in der Erwachsenen-Disco einlädt. Perlende, Jazz-infizierte Melodien werden hier en Masse aus dem Ärmel geschüttelt als wäre dies die leichteste Übung der Welt. Adult-Pop der keine Wünsche offen lässt.
Vulture Feather - Liminal Fields (Cargo)
Colin McCann hat früher mal zusammen mit seinem Buddy, Brian Gossman mit den Bands Wilderness und Long Dog Bird Musik gemacht. Dann war erst einmal 10 Jahre Pause. Den Post-Punk von einst mischen die Jungs jetzt mit exotischen Melodien aus der Indie-Rock-Kiste und kreieren dabei nicht gerade Radio-taugliche Melodien, die aber den Quer-Hörer erfreuen könnten. McCanns klagenden Gesang sollte man dabei aber mögen.
EABS meets Jaubi - In Search of a Better Tomorrow (Astigmatic Rec)
EABS steht für “Electro-Acoustic Beat Sessions“, eine Formation aus Polen und Jaubi ist ein Jazz-Trio aus Pakistan. Gemeinsam bringen sie ihre doch sehr unterschiedlichen Welten zusammen, aber im (Free-)Jazz funktionieren solche Brückenköpfe je meist recht gut. Wir hören von indischer Klassik, Ambient, John Coltrane, Sun Ra bis hin zum Hiphop inspirierte Klang-Expeditionen.
Josh Ritter - Spectral Lines (Thirty Tigers)
Ritter steckte man bislang ja in die nach oben offene Americana-Schublade. So produzierte z.B. Jason Isbell seine Alben. Während der Pandemie schein dem Singer/Songwriter aber eine Art Erleuchtung erfahren zu haben: Er greift jetzt nach den Sternen. Musikalisch schlägt sich das in sphärische, Keyboard-lastige Ambient-Sounds und sporadische Field Recordings nieder, die dann doch irgendwie wieder wie ein (psychedelischer Sixtie) Folk-Song klingen. Donovan griff einst mit „Cosmic Wheels“ und „Essence To Essence“ auch mal nach den Sternen. Das klang und klingt auch jetzt manchmal ein wenig kitschig, der warmen Stimme unseres Protagonisten kann man sich allerdings nur schwer entziehen.
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