Nick Drake - The Endless Coloured Ways: The Songs Of Nick Drake (Cargo)
Es ist immer gefährlich sich den Sternen zu nähern, zu leicht verbrennt man sich dabei die Finger. Nick Drake, der tragische, viel zu früh verstorbene Barde ist so eine sakrosankte Person, die es mit weniger als einer Handvoll Alben zu absoluten Kultstatus gebracht hat. Und das zu Recht, so zerbrechlich, so wunderbar gesungen und arrangiert sind seine zeitlosen Lieder und Pretiosen. Jetzt haben sich gleich 24 (!) Künstler daran gemacht, die fragile Liedkunst des Singer/Songwriters zu deuten oder umzudeuten. Dass dabei nicht nur eitler Sonnenschein herrscht versteht sich schon fast von selbst, interessant bis berauschend sind alle Aufnahmen. Hervorzuheben vielleicht die nicht ganz so erwartbaren Fontaines D.C, Mike Lindsay zusammen mit Guy Garvey, der Bombay Bicycle Club, Emeli Sande, Aldous Harding ("Three Hours" als Krautrock-Stück zusammen mit John Parish), oder John Grant, aber auch übliche Verdächtige wie Katherine Priddy (mit einer gelungenen Bombast-Version von "I Think They’re Leaving Me Behind"), Ben Harper, Joe Henry, Meshell Ndegeocello, Leslie Feist oder Liz Phair.
Jess Williamson - Time Ain't Accidental (Bertus)
Frisch getrennt, schlitterte die Singer/Songwriterin auch noch in die Pandemie. Den Schmerz hat Sie sich mit diesem Album vom Leib geschrieben. Ansonsten Teil des Duos Plains zusammen mit Katie Crutchfield, aka Waxahatchee bekommt diese Platte ihren ganz eigenen Reiz, da sie ihren Country-Pop ungewöhnlicherweise mit Beats aus dem Drum-Computer anreichert. Klingt anfangs ungewohnt, funktioniert aber prima und gibt dem Ganzen eine flott-zeitgemäße Note.
Danny Vera – The New Black And White Selected (Bertus)
Wer den niederländischen Singer/Songwriter und Wiedergänger von Mink DeVille kennt, kennt auch bereits die Stücke dieses Albums, ist es doch eine Zusammenstellung der besten Stücke von zwischen 2012 und 2023 veröffentlichten EP`s des Künstlers. Vera startet die Platte mit flottem, üppig arrangiertem Swing, ist aber am besten, wenn er ganz intim auf Stimme und Gitarre setzt und „In The Ghetto“ (Elvis Presley), „All I Wanna Do Is Make Love To You” (Heart) und „Back To Black” (Amy Winehouse) covert. Beim „Free European Song Contest“ initiiert von Stefan Raab landete er mit seinem Mix aus Rock´n`Roll, Country, Soul und American hinter Rea Garvey immerhin auf Platz 2.
Tingvall Trio – Birds (Soulfood)
Seit zwanzig Jahren machen Pianisten und Namensgeber Martin Tingvall am Piano, Omar Rodriguez Calvo am Kontrabass und Jürgen Spiegel an Drums und Percussion nun schon Jazz für Menschen, die das Genre eigentlich gar nicht so prickelnd finden -und sind damit überaus erfolgreich. Mehrere Echo Jazz Preise als Ensemble und Live-Act des Jahres, insgesamt sechs Jazz Awards in Gold, zwei Impala Awards für internationale Verkäufe, eine ganze Serie von Nr.-1-Jazz-Chart-Alben zeugen davon. Und auch das aktuelle, neunte Album hat Tingvall Trio typische Ohrwürmer wie z.B. „Woodpecker“, „Humming Bird“ oder „Air Guitar“. Wunderbare Balladen wie „The Day After“ mit einem gestrichenen Kontrabass von Omar Rodriguez Calvo, wechseln sich ab mit Stücken wie „Africa“, das sich in seiner Leichtigkeit sofort in die Gehörgänge schraubt. Ein wenig erinnert Tingvall`s Stil an Bruce Hornsby, aber das ist ja auch ein Guter.
Yet No Yokai - Wir Sind Da (Hummus Rec)
Aus 30 Aufnahmen von Riffs, Loops und Drum Breaks, die zunächst zu Instrumentals zusammengesetzt wurden bauten die Luzerner acht Songs, die mal in Englisch, mal in Deutsch gesungen werden. Die Basis bildet ein Kraut-Rock inspirierter, stoischer Elektro-Rock, der zum Tanzen und psychedelischen Höhenflügen einlädt.
Youth Lagoon - Heaven Is A Junkyard (Bertus)
Ziemlich blöd, wenn man als Sänger (vorübergehend) seine Stimme verliert. So geschehen bei Trevor Powers aus Idaho, der gut acht Monate sprachlos war. Da sinniert man dann nicht mehr über das ganz Große in der Welt nach, sondernd besinnt sich auf das direkte Umfeld und sich selbst. So handeln diese Lieder von Brüdern, die für den Krieg eingezogen werden, Väter die lernen Gefühle zu zeigen, Mütter die sich verleben, Nachbarn, die stehlen, Cowboys die Drogen ausprobieren, Freunde die die Schule schwänzen, Hunde die Hasen jagen und Kinder die im hohen Gras spielen. Kurzum: Das ganz normale Dorfleben. Powers brüchig-sanfte Stimme passt hervorragend zu diesen „Dorfgeschichten“, Produzent Rodaidh McDonald (The xx, Adele, Gil Scott-Heron) hat darum ein unaufdringliches, intimes, fein ziseliertes und fließendes, akustisches Folk-Gewand, angereichert um ein paar Field Recodings und elektronische Sperenzchen geschlungen. Berührend.
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