freekind. - Since Always and Forever (broken Silence)
Wie die Namen der beiden Protagonistinnen schon sagen, stammt Sara Ester Gredelj (Gesang, Piano) und Nina Korošak-Sercic (Schlagzeug) eben nicht aus UK oder den Staaten, das kroatisch-slowenischen Duo klingt aber eben verdammt nach cooler Mucke aus diesen Breitengraden. Neo-Soul, Funk, modernen R&B, HipHop ist ihr Ding, so treffen lockere Beats auf atmosphärisch perlende Klavier-Präludien, vermischen sich mit knisternden Samples und ergeben so feine, handgemachte Großstadt-Musik.
Ben Harper - Wide Open Light (Cargo)
Ben Harper kann ja beides: opulent und reduziert. Dieses Album ist klar in letztere Kategorie einzuordnen und dafür wird der Mann wohl auch mal keinen Grammy abräumen. Elf minimalistische Gitarren-Notizen seines signifikanten Fingerpicking-Stils und Sounds sind hier versammelt, Grenzgänger zwischen Folk und Alt.Country mit den Gästen, Jack Johnson an der Gitarre sowie Gesang bei „Gone For Good“; Shelby Lynne mit Gesang bei „8 Minutes“ und Piers Faccini mit Gesang beim Titelstück „Wide Open Light“. Anrührend.
Tony Allen & Adrian Younge - Tony Allen (Jazz Is Dead)
Der geniale Schlagzeuger Tony Allen verließ diese irdische Welt im April 2020. Die Aufnahmen für diese 18 Ausgabe der legendären Jazz Is Dead-Reihe entstanden bereits 2018. Allen hat auf unzähligen Alben mitgespielt, ist aber vor allem für seine Arbeit als Schlagzeuger von Fela Kutis Africa 70 bekannt. Im Laufe seiner Karriere definierte Allen maßgeblich den Sound von Afrobeat, indem er Funk- und Jazz-Einflüsse mit nigerianischem Highlife verknüpfte und so einen kulturübergreifenden Dialog schuf.
Im Opener „Ebun“ bauen Gitarren und Bläser auf Allens sofort erkennbaren Drum-Patterns auf und dehnen und verändern die Zeitsignaturen, wenn sie aufeinandertreffen. Es erinnert sofort an die bahnbrechenden Africa 70-Aufnahmen, bei denen Allen eine treibende Kraft war. Psychedelische Keyboards und Perkussion prallen bei „Steady Tremble“ aufeinander, einem schweren Stomper, der auf alle Tanzflächen passt. Genauso funky ist das kinetische und ausdrucksstarke „Oladipo“. Der Track ist von einem spannungsgeladenen Call-and-Response zwischen den Bläsern geprägt und steckt voller Dramatik, wobei Allen jedes Element ständig im Gleichgewicht hält. Sobald die Flöte neben den hitzigen Bläsern und der Gitarre in „Don´t Believe The Dancers“ auftaucht, steigert sich der Groove weiter, angetrieben von einem scharfen Saxofon Solo, das Allens Schlagzeug animiert.“Makoko“ ist ein stimmungsvoller Mid-Tempo-Jam, der an klassische Fela-Kuti-Aufnahmen wie „open & Close“ und „Gentleman“ erinnert und langsam ein raffiniertes Orchester aus Polyrhythmen aufbaut, die sämtlich mit Allens Rhythmus Schritt halten.“Lagos“ verweist auf die spirituelle und tatsächliche Heimat von Tony Allen und Afrobeat, die Hauptstadt Nigerias, und baut auf einem schmachtenden Keyboard auf.
Yusuf / Cat Stevens - King of a Land (BMG)
Das Überraschende an diesem Comeback-Album ist, dass es gar nicht so übel geworden ist, da war weit Schlimmeres zu befürchten. Neuerungen sucht man natürlich vergebens, aber die waren auch nicht gewollt. Stevens textet gewohnt einfache Reime für´s Kinderzimmer und den Allmächtigen und zupft dazu betulich die Saiten. Es hat ein paar schöne Chöre, gleich zu Beginn ein ganzes Orchester, überhaupt wird zarter Wohlklang auf hohem Niveau verbreitet als wären wir wieder in den frühen 70ern gelandet. „King Of A Land“ ist eine Hommage an sich selbst, wobei die flotteren Titel wie etwa das deutlich an Warren Zevon geschulte „Pagan Run“ pfiffiger ausfallen.
Half Moon Run – Salt (Warner)
Einmal mehr Gutes aus dem besseren Amerika, nämlich Kanada. Die Jungs bleiben ihrem eher zurückhaltendem, verträumtem Folk-Pop treu, setzen das Klavier gleichberechtigt neben die Gitarren, packen auch mal (wahrscheinlich) synthetische Streicher dazu und verbreiten dann sogar so etwas wie Grandezza. In „Alco“ wird es dann richtig zünftig-fröhlich, da erklingt eine Ukulele als Lead-Instrument. Und bei „Goodbye To Cali“ und dem „Hotel In Memphis“ kommt sogar Soul-Feeling auf. Eine runde Sache also, die schon fast eine Spur zu geschmeidig daherkommt.
Lacoda - Fear No Ghost (Motor)
Die Berliner Elektronik-Spezialistin Verena Wickel tritt als Lacoda aus der Disco in die urbane Nacht hinaus und flirtet dort mit Art-Pop und sogar mit Folk-Anmutungen -alles auf Basis eines abwechslungsreichen Electro-Pop. Höhepunkt dabei ist der „Nineties Song“, eine sich wunderbar aufbauende Elegie mit hallenden Gitarren, wabernden Drum-Computern, einem Schwanen-Chor und einer Art Synthi-Sax am Schluss. Großes Kino. Man kann aber auch frechen Power-Pop der Nena-Schule („Always Could“), oder eine sehnsüchtige Gitarren-Ballade („Made To Last“). Diese wehmütige, etwas gelangweilte Stimme, macht das Besondere.
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