Bleach Lab - Lost in a Rush of Emptiness (Nettwerk)
Ohje. Der Albumtitel des Debüts lässt nicht gerade auf eine heitere Party schließen. Und in der Tat fühlen sich die Londoner in der Untergrund-Disco am besten aufgehoben. Die Themen sind düster und dystroph. Die Musik wagt schon mal einen flotten Twang Richtung The Cure oder Souxie, ist aber eher dem Slowcore und Shoegaze von Mazzy Star oder Slowdive verpflichtet. Leider werden die Klassen dieser Bands eher nicht erreicht, aber „Lost in a Rush of Emptiness“ ist ja auch erst das Debüt.
V.A. – D-Day, A Grateful Dead Tribute From Krautland (Broken Silence)
Der Titel ist zum einen klar, lässt aber doch Fragen offen. Michael Drexler (The Last Temple) postete auf Instagram bereits 2020, also aus Langeweile in der Pandemie, ein Poster der US-Band. Es meldeten sich eine ganze Reihe von Kollegen - und das gleich mit musikalischen Botschaften! Tom Liwa von der Flowerpornoes und Carl-Ludwig Reichert, bayrisches Rock-Urgestein, ex-Sparifankal, Buchautor und leider mittlerweile verstorben, waren die ersten. Unter der Ägide von Chrsitoph Bauer (The Lost Verses) wurde nun eifrig zusammengetragen, was es in deutschen Landen zum Thema Dead zu finden gab. Die Beiträge von den bereits genannten, aber auch Fit & Limo, Blind Joe Black & Toni Marika, den Cosmic Kangaroos oder Philipp Eisenblätter vielen recht unterschiedlich, teils wirklich schräg und kaum mehr als Dead-Cover identifizierbar aus. Eine interessante, bunt schillernde wie spaßige Annäherung an die Jam-Könige der West Coast.
Kids With Buns – Out Of Place (Bertus)
Der Teddy mit zwei Köpfen mag auf das Queer-Sein der Belgierinnen, Amber und Marie hinweisen. Auf ihrem Debüt singen sie melancholische Songs über das Erwachsenwerden, die aber mit teils flotten Melodien daherkommen. Immer markant: die androgyne Stimme von Marie. Das Duo selbst bezeichnet Nick Drake und Ben Howard als seine größten Inspirationsquellen, davon zu hören ist eher wenig. Klar war Drake auch ein eher trauriger Poet, mit elektrifiziertem Indie- und Bedroom-Rock hatte der zu früh Verstorbene freilich nichts am Hut. Fragile Balladen wie „Colder“ hätten ihm aber sicherlich gefallen.
Cat Power Sings Dylan: The 1966 Royal Albert Hall Concert (Domino)
Chan Marshall hat sich eines der legendärsten Konzerte der Pop-Geschichte angenommen, wechselte Bob Dylan einst doch mitten in seinem Set von der akustischen auf die elektrifizierte Instrumentierung, zog so den Unmut der Fans mit „Judas-Rufen“ auf sich -und revolutionierte damit gleichzeitig die Folk-Musik. Marshall nähert sich diesen Manifesten des Folk(-Rock) behutsam mit ihrer weiblichen Sicht, spielt den ersten Teil ebenfalls akustisch um dann eine Band hinzuzuziehen. Das Sie Tribute kann, beweisen inzwischen ja drei hervorragende Alben (The Covers Record aus dem Jahr 2000, Jukebox aus dem Jahr 2008, Covers aus dem Jahr 2022) und dieses hier an „God Dylan“ macht keine Ausnahme.
Black Pumas - Chronicles of a Diamond (PIAS)
Das weiß-schwarze Duo aus Austin spielte zur Amtseinführung von Joe Biden. Macht die Jungs schon mal verdammt sympathisch. Fanden auch andere Hörer, denn für das Debüt aus dem Jahre 2019 hagelte es immerhin 6 Grammy Award-Nominierungen (darunter Best New Artist und Album of the Year). Gut, abgeräumt haben dann andere, aber der Zweitling hat das Zeug in die gleichen Fußstapfen zu treten. Der witzige Marsch-Rhythmus von „Ice Cream“ in Kombination mit Eric Burtons, ins Falsett kippenden Stimme ist schon mal bestes Radio-Futter, die „Mrs Postman“ bedient Klienten, die gerne etwas Jazz im sämigen Soul`n`Funk-Mix bevorzugen. Eher dramatisch kommt „Chronicles of a Diamond“ daher, die Akustik-Ballade „Angel“ flirtet mit Folk und zeigt des Sängers Stimme in seiner ganzen Pracht. Zum Abschluss gibt es „Rock and Roll“ a la Garland Jeffreys. Ganz feine Platte!
Gregory Alan Isakov - Appaloosa Bones (Dualtone)
Dem in Johannesburg geborenen, in Amerika lebendem Singer/Songwriter hört man gerne bei seinen lebensbejahenden Geschichten zu, die er mit trockenem Humor auch in der Stimme erzählt. Man sitzt gemütlich auf der Veranda im Schaukelstuhl zu, irgendwo brennt ein Lagerfeuer und ein paar Mustangs preschen eben nicht, sondernd schlendern grasend vorbei. Die Gitarre, das Banjo und das Klavier geben den Ton an, ein warmer Bariton verliert sich in der Weite der amerikanischen Landschaft, wir sind tiefenentspannt. J.J. Cale ist dagegen ein Hektiker. Das Leben ist schön.
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